„Nach meiner Beobachtung funktioniert das nicht“, sagt der SPD-Bezirksbeirat Andreas Hofmann – nicht als einziger. Foto: Achim Zweygarth

Mit Umbauten wollte die Stadt das Chaos vorm Bahnhof lichten – Autofahrer interessiert es nicht. Während der Sommerferien hatten die neuen Regeln zwischenzeitlich funktioniert, doch mit der Rückkehr der Urlauber kam auch das Chaos zurück.

S-Mitte - Ein silberner Kombi steht verlassen vor dem Eingang, in trauter Verkehrswidrigkeit mit einem roten Kleinwagen. Falschparker wie Eilige, die auf die Schnelle Verwandte oder Bekannte vor dem Hauptbahnhof absetzen wollen, behindern die Arbeit der Busfahrer genauso wie die der Taxifahrer. Genauer: sie behindern die Arbeit wieder. Denn im Grunde ist diese Nachricht keineswegs neu.

Zu viele Autos drängen auf eine zu kleine Fläche

Das Problem sei „bekannt und brisant“, sagte die SSB-Pressesprecherin Susanne Schupp bereits im Dezember vergangenen Jahres. Schon damals mühte sich eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Stadt, der Straßenbahner, aus Ämtern und der Taxizentrale um Ideen, wie das Chaos vor dem Bahnhof geordnet werden könnte. Die Aufgabe war eine schwierige, weil wegen des Bahnhofsumbaus schlicht zu viele Autos auf eine zu kleine Fläche drängen. Die Runde kam trotzdem zu Ergebnissen, und sämtliche ihrer Vorschläge wurden verwirklicht.

Allerdings: „Nach meiner Beobachtung funktioniert das nicht richtig“, sagt Bezirksbeirat Andreas Hofmann von den Sozialdemokraten in Stuttgart-Mitte. Damit ist er keineswegs allein. Hofmann hatte im Bezirksbeirat eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen eingereicht, lang bevor jene Arbeitsgruppe ihre Ergebnisse vorlegte. Beide Listen waren nahezu identisch.

Kurzzeitparkplätze vor dem Haupteingang wurden gestrichen

Während der Sommerferien hat die Stadt die Bus- und Taxispuren mit Plastikmarkierungen abtrennen lassen, sogenannten Klemmfixen. Der Platz vor dem Haupteingang des Bahnhofs ist seitdem für Taxifahrer reserviert. Die einstigen Kurzzeitparkplätze dort wurden ebenso gestrichen wie die sogenannte Kiss-and-Ride-Spur, auf der früher Eilige halten durften, um ihre Mitfahrer aussteigen zu lassen, die zum Zug wollen.

Jeder, der mit dem Auto zum Bahnhof will, soll bis zum provisorischen Nordeingang durchfahren. Dort ist inzwischen wieder Platz für Kurzparker. Wer seinen Wagen länger abstellen will, muss ins Parkhaus fahren. Hofmann vermutet, dass noch nicht alle Vorschläge der Liste verwirklicht sind. Aber sämtliche Spuren sind abgetrennt, und sämtliche Verbots- und Hinweisschilder sind aufgehängt.

Straßenbahner fordern stärkere Überwachung

Die neuen Regeln „haben zwischenzeitlich auch funktioniert“, sagt Schupp – allerdings war zwischenzeitlich kurz nach den Umbauten, mithin während der Sommerferien. Seit der Rückkehr der Urlauber funktionieren sie nicht mehr, was nach Beobachtung von Nikolaus Welker den schlichtesten aller Gründe hat. „Es ist traurig, dass die Leute auf der Busspur durchfahren“, sagt er, „was will man machen, wenn die Verkehrsregeln so grob missachtet werden“. Welker ist beim Tiefbauamt verantwortlich für die Neuregelung.

Die Straßenbahner haben zumindest einen Vorschlag, was zu tun wäre, um die neuen Vorschriften durchzusetzen. „Wir bereiten einen Flyer vor“, sagt Schupp. Das Flugblatt soll vor dem Bahnhof an Autofahrer verteilt werden, um sie über die Änderungen zu informieren. Möglicherweise missachte mancher die Ver- und Gebote nicht aus böser Absicht, sondern aus alter Gewohnheit, sagt Schupp. Hinzu kommen müsse, was die Straßenbahner nicht selbst leisten können: „Eine stärkere Überwachung“.

Schlichter formuliert soll also, wer die Verkehrsschilder missachtet, vom Ordnungsamt oder der Polizei einen Strafzettel überreicht oder hinter den Scheibenwischer geklemmt bekommen. Dieser Vorschlag ist allerdings ebenfalls nicht neu. Auch er stammt ursprünglich vom Sozialdemokraten Hofmann und war so ziemlich der einzige, den jene Arbeitsgruppe nicht in ihre Liste übernommen hat.