Plastikmüll ist weltweit ein Problem. Foto: dpa

Die EU sagt dem Plastikmüll den Kampf an. 500 Millionen Verbraucher im Binnenmarkt haben es selbst in der Hand, etwas zu bewegen. Es wäre zu begrüßen, wenn die Müllmenge schnell sinken würde, findet Markus Grabitz.

Brüssel - Der Plastikmüll im Pazifik ist ein trauriges Mahnmal jener gedankenlosen Wegwerfkultur, die alle Kontinente erfasst hat. 79 000 Tonnen Kunststoff, Gift für Meereslebewesen, schwimmen irgendwo zwischen Hawaii und Kalifornien im Ozean. Über die Nahrungskette wandern Mikroplastikteile in die Mägen und Organismen der Menschen. Die Forschung hat noch keine Ahnung, ob und wenn ja welche gesundheitlichen Schäden die Plastikseuche bei den Menschen anrichtet.

Höchste Zeit, dass die EU dem Plastik in der Umwelt den Kampf ansagt

Es ist höchste Zeit, dass die EU dem Plastik in unserer Umwelt den Kampf ansagt. Mit dem Binnenmarkt, wo 500 Millionen Verbraucher leben und wichtige Spieler der Industrie angesiedelt sind, hat sie es in der Hand, etwas zu bewegen. Sie kann Umwelt-Standards setzen, die von anderen Märkten übernommen werden. Mit einer wachsenden Weltbevölkerung und einem höherem Wohlstand werden auch die Menschen in andere Regionen der Welt erkennen, dass Müllvermeidung, Recycling und umweltgerechte Entsorgung der Restabfälle gute Ideen sind.

Immer weniger Plastiktüten

Den Anfang machte die EU-Kommission vor zwei Jahren: In immer mehr Geschäften müssen Verbraucher jetzt bezahlen, wenn sie eine Plastiktüte haben wollen. Ergebnis: Pro Kopf werden immer weniger Tüten ausgegeben. Jetzt folgt der zweite Schritt: Die Kommission verbietet Einwegplastikgeschirr und drückt der Industrie die Kosten für die Beseitigung von Zigarettenkippen und anderem Wohlstandsmüll an den Küsten Europas auf. Das ist in Ordnung: Damit werden die Konsumenten eines Tages über höhere Produktpreise an den Entsorgungskosten beteiligt, die bisher allein von den Steuerzahlern und der Tourismuswirtschaft aufgebracht wurden. Was zählt ist, dass die Kommission das Thema Plastikvermeidung konsequent verfolgt. Sie handelt dabei in bestem Einvernehmen mit einer Mehrheit der Bürger. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierungen in den EU-Ländern das Gesetzgebungsverfahren nun zügig mittragen, sodass die Strategie noch vor der Europawahl im nächsten Jahr beschlossen werden kann.

Viel zu viele Lebensmittel sind aufwendig verpackt

Viel zu viele Lebensmittel sind aufwendig verpackt. Selbst an der Gemüsetheke im Supermarkt besteht häufig keine andere Wahl, als in Plastik eingeschweißten Spargel und Tomaten zu kaufen – selbst wenn die Produkte aus der Region kommen.

Kein Verbraucher soll bevormundet werden: Doch vielleicht kommen eines Tages aber wieder mehr Menschen auf den Geschmack, dass der Verzehr von hochwertigem Essen in Ruhe und von Porzellantellern ein Fortschritt ist. Auch angesichts des Mülls, den viele Grill-Freunde in öffentlichen Parks hinterlassen, wäre das zu begrüßen.