Die neue Technik im Planetarium bildet das Weltall detailgetreu ab. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Rund 5,2 Millionen Euro hat die Stadt in die Sanierung des Carl-Zeiss-Planetariums im Mittleren Schlossgarten gesteckt. Wenn es am 23. und 24. April mit einem Tag der offenen Tür seinen Betrieb wieder aufnimmt, spielt es im internationalen Vergleich ganz vorne mit.

Stuttgart - Ein gigantischer Sternenhimmel spannt sich über den Köpfen der Besucher. Die sitzen wie in einem Raumschiff und sausen schneller als das Licht durch Raum und Zeit. Es geht in schwindelerregendem Tempo vorbei an Mond und Venus bis zum Rand des dem Menschen bekannten Universums. Und was kommt dann? Die Sterne erlöschen. Es wird schwarz. „Man fühlt sich ein bisschen wie Gott, wenn man die Sterne nach Belieben an- und ausknipsen kann“, sagt Uwe Lemmer. Als Direktor des Planetariums ist er Herr über Himmel und Sterne, Mond und Sonne in dem imaginären Weltraum im Kuppelsaal seines Reichs.

„Besucher, die das Planetarium kennen, werden nach der Sanierung kaum Veränderungen bemerken“, ist Lemmer überzeugt. Im Mittelpunkt des Saals, den 500 Quadratmeter Sternenhimmel überspannen, steht noch immer der imposante Zeiss-Projektor Universarium – Modell IX: eine riesige Kugel mit dem „Charme einer Weltuntergangsmaschine“, wie Lemmer sagt. Der Projektor wurde gründlich überholt und mit neuer Software ausgestattet. Durch seine 9000 Glasfasern lässt sich der Sternenhimmel mit rund 10 000 Sternen nachbilden. Neu eingebaut wurde eine 360-Grad-Ganzkuppel-Projektionsanlage mit neun digitalen Hochleistungsprojektoren. „Die haben wir in Schubladen in der Wand versteckt. Damit wir ihre enorme Abwärme wegbekommen, sind sie an die Abluftanlage angeschlossen“, sagt Lemmer und schwärmt davon, dass sich mit der neuen Technik und den riesigen Datenbanken beeindruckende Reisen in die Tiefen des Weltalls erleben lassen und Planeten, Galaxien und Raumsonden in die Kuppel projiziert werden können. Aber auch Ausflüge in menschliche, tierische und pflanzliche Zellen sind möglich.

2,5 Millionen für die Technik, 2,7 Millionen für die bauliche Sanierung

In die Technik wurden knapp 2,5 Millionen Euro investiert. Mit der neuen Ausrüstung ist das Stuttgarter Planetarium das modernste in der Bundesrepublik und spielt auch international ganz vorne mit. „Allerdings rüsten andere Planetarien auch nach“, sagt Lemmer. Heißt: Wer technisch nicht am Ball bleibt, kann die Spitzenposition ganz schnell wieder verlieren. Weitere 2,7 Millionen Euro wurden in die bauliche Sanierung gesteckt. Dass Besucher, die das 1977 von dem Stuttgarter Architekten Wilfried Beck-Erlang (1924 bis 2002) erbaute Gebäude kennen, weder von der technischen noch von der baulichen Sanierung etwas bemerken, war eine Auflage des Landesdenkmalamts. Denn das Planetarium gehört zu den wenigen Gebäuden aus den 70er Jahren, die unter Denkmalschutz stehen. Die futuristische Konstruktion als Pyramide, die an eine Mondlandefähre erinnert, war damals wegweisend und ihrer Zeit weit voraus.

Neu ist der Teppichboden. Die Heizungs- und Lüftungsanlage, die Elektrik und die sanitären Einrichtungen wurden ausgetauscht. Die 270 Rohrsessel, in denen die Besucher sitzen wie Astronauten im Raumschiff und die extra fürs Planetarium entworfen worden sind, wurden frisch aufgepolstert, der Dreh- und Schaukelmechanismus in Ordnung gebracht.

Damit können die Zuschauer bequem in neue Galaxien aufbrechen oder in die Mikroorganismen des Lebens vordringen. „Es wird neue Lasershows geben, und beliebte Shows werden durch die neue Technik noch besser“, sagt Lemmer. Er will zeigen, wie die Welt funktioniert. Und dabei sollen die Besucher Spaß haben, unterhalten werden und staunen. Dafür sorgen auch die dramatischen Effekte der Shows. Im Jahr vor der Sanierungspause waren 120 000 Besucher im Planetarium. Seit 1977 haben über sechs Millionen Menschen die imaginäre Reise ins All angetreten, um mit neuen Erkenntnissen wieder auf der Erde zu landen.

Das Planetarium wird an diesem Samstag offiziell fürs Publikum geöffnet. Am Samstag und Sonntag, 23. und 24. April, ist jeweils von 11 bis 19.30 Uhr Tag der offenen Tür mit freiem Eintritt. Ansonsten kostet der Eintritt 8, ermäßigt 5 Euro.