Viele sehen in den Maschinen bloße Transportmittel, die sie an ihr Urlaubsziel bringen. Andere sehen das ganz anders. Foto: 7aktuell.de/Rafal Niewienda

Was ist eigentlich so toll daran, Flugzeuge und Hubschrauber zu fotografieren? Auf Erkundungstour jenseits des Flughafen-Zauns unterhalten sich zwei Plane-Spotter, die vorgeben, keine zu sein.

Filder - Manche Menschen werden ganz wuschig, wenn eine Globemaster über sie hinwegdonnert. Der Mann mit der kleinen Hobbykamera um den Hals und den grauen Haaren auf dem Kopf – nennen wir ihn Gustav – ist so einer. Gustav heißt nicht wirklich so; seinen Namen will er nicht nennen, denn bei der Globemaster verstehen die einen nur Bahnhof und die anderen Krieg. Immerhin ist es eine gigantische Transportmaschine des amerikanischen Militärs, die wahlweise 100 Fallschirmspringer ausspuckt oder gleich einen ganzen Panzer. Das Ungetüm mit den vier Düsen bedeutet für Gustav, den Rentner, vor allem ein gelungenes Bild, das so schnell nicht übertrumpft wird. „Ja, manchmal ist hier richtig Action“, sagt er.

Heute eher nicht. Gustav steht neben Peter – auch er will seinen Namen nicht nennen, „die Kollegen auf Arbeit, wissen Sie, die denken, ich spinne“ – und fachsimpelt über dies und das. Es ist kurz nach Mittag, die beiden sind bislang die einzigen Plane-Spotter, zu deutsch Flugzeug-Beobachter, die sich auf dem Flughafen-Besucherplatz vor dem Real-Supermarkt in Bernhausen eingefunden haben. Auch die angekündigten Landungen versprechen kaum Aufregung. Zeit also für einen unterhaltsamen Plausch.

Als die Euromaus einflog, halfen die Flugzeug-Fans beim Fotografieren

Johannes Schumm kennt seine Pappenheimer. „Wir freuen uns natürlich, wenn jemand die Faszination für Flugzeuge mit uns teilt“, sagt er. Der Satz aus seinem Mund klingt schon ein wenig nach PR, immerhin ist Schumm der Pressesprecher des Flughafens. Geschenkt. „Es gibt eine sehr rege Community“, sagt er. Wie viele Plane-Spotter sich regelmäßig jenseits des Zauns treffen, um die fliegenden Kisten zu fotografieren, weiß er nicht genau. „Aber es gibt mehrere aktive Spotter-Gruppen.“ Man kennt sich, man hält Kontakt, organisiert hin und wieder Führungen über das Vorfeld, und manchmal, wenn der Flughafen-Fotograf nicht da ist, tauscht man auch Bilder aus.

Da wäre zum Beispiel die Euromaus. Das graue Grinsegesicht passt gerade noch so auf das Seitenleitwerk der Eurowings-Maschine, die vor ein paar Wochen in Stuttgart zur Landung ansetzte. Es war das erste Mal, dass der Typ mit der Sonderlackierung des Europarks Rust in der Landeshauptstadt Station machte. Weil dem Flughafen ein entsprechender Schnappschuss fehlte, lieferten ihn halt die ehrenamtlichen Helfer. Der Austausch geht übrigens in beide Richtungen. Wenn sich mal eine Maschine mit besonderer Fracht angekündigt hat, läuft das vorab über den Kurznachrichtendienst Twitter. Das gilt auch, wenn eine Airbus A350 auf den Namen Stuttgart getauft wird. So war das jedenfalls vor einem knappen Monat.

An zehn Orten lassen sich die Flieger problemlos beobachten

Was daran so faszinierend sein soll, bleibt Außenstehenden meist verborgen, sehen sie in den Maschinen doch bloße Transportmittel zum Urlaubsantritt. Wer sich im STR-Forum tummelt, sieht das naturgemäß ganz anders. Mitunter im Minutentakt laufen in dem Online-Portal Bilder und Beiträge ein. Mehr als 1400 Mitglieder zählt die Plattform. Gemächlicher geht es bei Stuttgart Aviation Association, kurz SAA, zu. Die Flugzeug-Fans sind dafür sogar ein eingetragener Verein, haben ein umfangreiches Archiv und zeigen Spotter-Novizen im Netz, wo sich die besten Stellen zum Aufstellen befinden. Zehn Orte rund um die Landebahn gibt es, und für die meisten braucht man nicht einmal eine Leiter.

Gustav und Peter, die beiden mit den eigentlich anderen Namen, sind keine Plane-Spotter. Sagen sie zumindest. Andere, die wüssten viel mehr und reisten mitunter für die perfekte Aufnahme um die halbe Welt. Sie würden das nur als Hobby verstehen. Obschon sich mit der Zeit dann doch Zweifel an dieser Version einstellen.

Ein perfekter Tag dank Polizeihubschrauber

Ein typischer Dialog: „Ich bin kein Spotter. Ich will nur an die frische Luft“, sagt Gustav. „Viele machen das, weil sie eine Anerkennung wollen. Ich mache das nur für mich“, sagt Peter. „Manche sind jeden Tag da. Ich nur zweimal in der Woche“, sagt Gustav, der dann stets von Plochingen mit dem Auto kommt. „Für viele Spotter sind die Registrierungen wichtig. Nicht für mich“, sagt Peter, der von Winnenden 40 Kilometer nach Stuttgart fährt. Er hat es üblicherweise auf Sonderlackierungen abgesehen. „Vor einigen Tagen hab ich eine Sikorsky der Bundeswehr fotografiert“, sagt Gustav und meint damit den CH-53-Hubschrauber, der auch am Hindukusch kreist. „Gestern sind sogar drei UH1 da gewesen“, sagt Peter und meint den ebenfalls von der Bundeswehr eingesetzten deutlich kleineren Hubschrauber.

Wie sie so weiterreden, beginnt die Luft zu klopfen. Es ist das Schlagen der Rotorblätter, das immer lauter wird. Peter reißt seine kiloschwere Kamera hoch, fokussiert, drückt ab. Klack, klack, klack! „Jetzt hat sich der Tag schon gelohnt“, sagt er nach einigen Sekunden.Die Polizei hat unlängst neues Gerät beschafft, „und der hat mir noch gefehlt“.