Matthias Pröfrock (CDU), Wahlkreis 15, Waiblingen Foto: StN

Uni Tübingen prüft Doktorarbeit des CDU-Regionalchefs -  "höchst unangenehme Situation".

Stuttgart/Korb - Matthias Pröfrock steckt in der Bredouille. Der 33-Jährige ist Vorsitzender der CDU in der Region Stuttgart. Und der Politiker aus Korb im Rems-Murr-Kreis hat ein dickes Problem an der Backe: Er soll wesentliche Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben. Ein neuer Fall Guttenberg, diesmal im Schwabenland? Pröfrock selbst spricht von einer für ihn "höchst unangenehmen Situation".

In den vergangenen Tagen hatte der Jurist nur ein gutes Erlebnis: Am 27. März hatte er im Wahlkreis Waiblingen mit 36,8 Prozent als Nachfolger des Fellbacher Oberbürgermeisters Christoph Palm das Direktmandat erobert. Weil bei der Landtagswahl aber landesweit die schwarz-gelbe Mehrheit verloren ging, sitzt Pröfrock nun auf den harten Oppositionsbänken. Zudem gingen der CDU in der gesamten Region (inklusive Stadt Stuttgart) drei ihrer zuvor 17 Mandate flöten.

Plagiate auf 57 Seiten

Als wäre das nicht schon Schmach genug, folgt jetzt der nächste Nackenschlag. "Am Sonntag habe ich erfahren, dass meine Doktorarbeit im Internet überprüft wird", erläuterte er am gestrigen Dienstag auf Nachfrage. Veröffentlicht sind die Vorwürfe auf der Internetseite Vroniplag.wikia.com, die sich ursprünglich mit der Doktorarbeit der Tochter von Edmund Stoiber, Veronica Saß, beschäftigte.

Aufgrund eines "anonymen Hinweises" hätten nun "Experten aus dem Umfeld des Guttenplag-Projekts" die Dissertation Pröfrocks geprüft. Der hatte seine Schrift "Energieversorgungssicherheit im Recht der Europäischen Union / Europäische Gemeinschaften" im Jahr 2007 beim Tübinger Jura-Professor Wolfgang Graf Vitzthum eingereicht. Die Einleitung zu seiner Arbeit garnierte Pröfrock mit der korrekt ausgewiesenen ersten Strophe aus Goethes Hymne "Prometheus": "Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst!" Bis Montagabend, heißt es jetzt, habe man bei Pröfrock "Plagiate auf 57 von 222 Seiten identifiziert, somit auf 25,9 Prozent der Textseiten".

"Mangelnde Sorgfalt und Schludrigkeit"

Was Vroniplag als "gravierende Verstöße gegen das Urheberrecht" einstuft, bezeichnet Pröfrock selbst als "vereinzelt nicht korrekt zitierte Textpassagen". Er habe gleich am Montagvormittag die Dekanin der juristischen Fakultät und seinen Doktorvater informiert. Das Ganze sei kein "böser Wille" gewesen, sondern nur "mangelnder Sorgfalt und Schludrigkeit" geschuldet. Was das für seine politische Karriere bedeutet? Da müsse man den Ausgang des Prüfungsverfahrens abwarten, "das kann ich Stand heute nicht beurteilen".

Die juristische Fakultät in Tübingen hat den Fall Pröfrock an die universitäre Kommission zur Untersuchung von Fehlverhalten in der Wissenschaft weitergereicht. Das Ergebnis werde gegebenenfalls an den Promotionsausschuss weitergereicht. Der "wäre dann auch zuständig für eine mögliche Aberkennung des Doktortitels", so ein Sprecher der Eberhard-Karls-Universität. Joachim Pfeiffer, Bundestagsabgeordneter und Kreischef der Rems-Murr-CDU, teilte am Dienstag mit: Die von Pröfrock selbst beantragte Prüfung sei "der richtige Weg, die Fragen, die mit der Erstellung seiner Doktorarbeit verbunden sind, klären zu lassen". Ansonsten handle es sich um ein laufendes Verfahren, "zu dem wir keinen Kommentar und keine Bewertung abgeben", so Pfeiffers eher magere Unterstützung für Pröfrock.