Insbesondere Internet-Plattformen sind Umschlagplätze für Fälschungen. Amazon ist mit einem Umsatz 2019 von 10,5 Milliarden Euro in Deutschland klarer Marktführer – der Zweitplatzierte Otto kommt nur auf ein Drittel dieser Erlöse. Obwohl das Unternehmen einiges gegen Plagiate unternimmt, tauchen Fake-Produkte immer wieder im Angebot von Amazon auf. Foto: www.imago-images.de

Ein Impulskauf auf dem Online-Marktplatz Amazon entpuppt sich als Fälschung. Und löst eine Recherche aus, die zeigt, wie groß die Marktmacht des US-Internethändlers ist und wie Hersteller und Händler der Konkurrenz aus Fernost ausgeliefert sind.

Stuttgart - Alles beginnt mit einem Impulskauf. Anfang September 2020 preist die Amazon-App auf der Startseite als „Topangebot“ einen Stichheiler an. Er verspricht, mit konzentrierter Wärme Juckreiz und Schwellungen bei Insektenstichen zu lindern. So etwas steht schon länger auf der Einkaufsliste, und dieser soll nur 11,89 Euro kosten – weniger als gedacht. Ohne großes Überlegen landet er im Einkaufswagen, gleich darauf in Vergessenheit. Erst Wochen später: Da kam ja nie was an? Nach einer E-Mail an den Verkäufer – huch, der sitzt ja in China! – und ein paar Tagen Wartens liegt zwei Monate nach dem Bestelldatum ein grauer Versandbeutel vor der Tür. Als Absender eine belgische Postfachadresse. Darin ein grasgrüner Karton mit Aufdruck: „Bite away Made in Germany“, ausweislich des Seitenaufdrucks von einem Hersteller aus Greifswald mitsamt Adresse und Telefonkontakt. Auf der anderen Seite befindet sich ein Aufkleber, auf dem neben einem Barcode, Ziffern und Buchstaben „Made in China“ steht. Seltsam. Ist das eine Fälschung?