Die Verwaltung in Weissach glaubt, dass die Tauben in anderen Gemeinden vergrämt wurden – und sich jetzt einen neuen Platz gesucht haben. Foto: Gottfried Stoppel

Rund um das Rathaus haben sich rund hundert Vögel niedergelassen. Warum die Verwaltung nun Nachbarorte im Rems-Murr-Kreis beschuldigt, an der Taubenplage mitverantwortlich zu sein:

Weissach im Tal - Rund um das Weissacher Rathaus und auf dem Rombold-Areal am Ortsrand von Unterweissach haben sich in den vergangenen Wochen geschätzt gut 100 Haustauben niedergelassen. Das sorgt bei vielen Anwohnern für ordentlich Ärger, sie beschweren sich beim Rathaus. Die Viecher, heißt mitunter derb, „scheißen alles voll“. Die Kommune solle doch – bitte schön – etwas tun, manche Bürger verlangen sogar, dass die Tiere abgeschossen oder vergiftet werden. Man könnte doch – so ein anderer Vorschlag – einen Falkner beauftragen.

Wurden die Tauben andernorts mit Falken vergrämt?

Die Kommune habe das Taubenproblem eigentlich ganz gut im Griff gehabt, sagt Sandra Krauß. Sie ist bei der Gemeindeverwaltung zuständig für den Bereich Umwelt- und Artenschutz, also auch für Tauben. Nachforschungen hätten ergeben, dass in Nachbarkommunen „offensichtlich Falken zur Vergrämung“ der dortigen Tauben eingesetzt worden seien.

Mitarbeiter des Ordnungsamts der Stadt Backnang und des örtlichen Veterinäramts hätten zwar erklärt, dass sie nichts wüssten von dem Einsatz von Falken zur Taubenabwehr. Aber die Mitglieder des Kleintierzüchtervereins Weissacher Tal hätten mitbekommen, dass nur wenige Kilometer von Weissach entfernt Falkner engagiert worden seien. Die Vergrämung, sprich die Vertreibung von Tauben, bringe aber nur lokale Lösungen, sagt Sandra Krauß. „Die Tauben lassen sich halt andernorts nieder“ – so wie seit Ende Oktober, Anfang November in Unterweissach.

Im schlimmsten Fall würden die Tauben verletzt und „verenden qualvoll“, sagt die Frau, die früher rund 20 Jahre lang beim Zoll gearbeitet hat und sich jetzt in den Diensten der Gemeindeverwaltung zur Tauben-Expertin weitergebildet hat. So eine Vergrämung sei zudem sehr teuer und müsse mehrmals wiederholt werden. Eine Garantie, dass die Federviecher dauerhaft verschwinden, gebe es ohnehin nicht. Vielerorts werde von der Rückkehr der verscheuchten Tiere berichtet. „Es wäre auch unfair, die Tauben in eine Nachbarkommune zu vertreiben.“

Die Gemeinde Weissach im Tal betreibt einen Taubenschlag

Weissach betreibt seit rund drei Jahren einen Taubenschlag auf dem Dachboden der Grundschule. Mit Hilfe dieses Schlags sei es bis zum Herbst vorigen Jahres gut gelungen, die Taubenbestand zu regulieren. Der Hausmeister der Schule, Volker Rössler und die beiden rüstigen Rentner und Kleintierzüchter Herbert Pludra und Wilhelm Wolf betreuen die gute Stube der Weissacher Tauben. Sie tauschen gelegte Eier gegen Gipseier aus, halten Tauben, die neu dazu kommen zunächst ein paar Wochen im Schlag gefangen, damit diese sich an ihr neues Zuhause gewöhnen und nach einem Ausflug immer wieder zurück kommen.

Jetzt hat Herr Rössler in Dach des Rathauses einen sogenannten Fangschlag eingerichtet. Die neu zugezogenen Tauben, sagt Sandra Krauß, würden mit Futter angelockt, gefangen und dann in den Taubenschlag im Schuldach gebracht. Die Umsiedlung könne einige Zeit in Anspruch nehmen, was beim Blick in Richtung Rombold-Areal unschwer zu erkennen ist: Auf einem großen Baukran sitzen an diesem Vormittag mehrere Dutzend Tauben in der Sonne.

Das Jagen von Haustauben ist verboten

Die Kommune ruft die Bürger dazu auf, das Fütterungsverbot unbedingt zu beachten. Hausbesitzer könnten ihre Immobilien mit Bürsten, Netzen und sogenannten Taubenspikes – langen Metallspitzen, die zum Beispiel an Fassaden angebracht werden – sichern. Das Jagen von Haustauben sei indes nicht erlaubt, so Sandra Krauß. Bürgern, die sich lediglich beschwerten und sinngemäß sagen, die Gemeindeverwaltung solle gefälligst etwas tun, könnten sich gerne selbst engagieren. Sie könnten beispielsweise eine eigenen Taubenschlag auf ihren Grundstück aufstellen und betreuen.

Weitere Informationen für Bürger aus Weissach gibt es bei Sandra Krauss, E-Mail sandra.krauss@weissach-im-tal.de