Gemeinsam Freizeit verbringen und sich gegenseitig unterstützen: Eine Wohngemeinschaft kann für ältere Menschen eine Option sein. Foto: dpa

Die Siedler möchten Senioren ermöglichen, lange im Stadtteil zu leben. Durch die Einrichtung von Wohngemeinschaften für Senioren soll diesen das Aufrechterhalten sozialer Kontakte ermöglicht werden.

Steinhaldenfeld - Wenn die steile Treppe zum Schlafzimmer oder die Gartenpflege zu einem unüberwindlichen Hindernis werden, bleibt vielen älteren Menschen nichts anderes übrig, als ihr vertrautes Heim zu verlassen und sich einen Platz im Pflegeheim zu suchen. Die eigenen vier Wände zu verlassen, bedeutet für viele Senioren einen großen Einschnitt: „Wenn die Menschen ihr gewohntes Umfeld verlassen müssen, ist der größte Bruch, dass sie häufig auch ihre sozialen Kontakte verlieren“, sagt Günter Roder, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Steinhaldenfeld. Und dabei hätten gerade ältere Menschen oft eine starke Bindung an ihren Wohnort.

Wohngemeinschaft für Senioren

Um älteren Menschen diese schmerzliche Erfahrung zu ersparen und ihnen die Möglichkeit zu geben, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung in ihrem Stadtteil zu leben, schwirrt Günter Roder schon seit mehr als zwei Jahren eine Idee im Kopf herum, die er bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Siedlergemeinschaft erstmals öffentlich formuliert hat. „Mir schwebt eine Art Wohngemeinschaft für Senioren vor“, sagt der Vereinsvorsitzende.

In einem großen Gebäude hätten die Senioren zehn oder zwölf kleine Wohnungen als persönliche Rückzugsräume sowie Räume, die gemeinsam genutzt werden. Im Alltag würden sich die Bewohner des Hauses – ihren jeweiligen Fähigkeiten gemäß – gegenseitig unterstützen: „Wer körperlich fit ist, würde sich um kleine Gartenarbeiten kümmern; der ehemalige Buchhalter behielte die Rechnungen im Blick und ein anderer würde gewisse Reinigungsarbeiten übernehmen“, sagt Roder. Aber nicht nur im Alltag biete das Zusammenleben Vorteile: „Die Menschen könnten im Rahmen ihrer Möglichkeiten gemeinsam kochen und essen oder sich für Ausflüge zusammen tun, die häufig in der Gruppe auch leichter zu planen und günstiger zu verwirklichen sind“, sagt Günter Roder.

Bislang gibt es weder ein geeignetes Gebäude noch einen Träger

Noch allerdings gilt es, einige Hürden zu nehmen: Bislang gibt es weder ein geeignetes Gebäude noch einen Träger. Nicht zuletzt müsse auch die Frage der Organisation geklärt werden: „Es ist fraglich, ob der Verein in seiner heutigen Form ein so großes Projekt überhaupt stemmen kann oder ob dafür eine Satzungsänderung nötig ist“, sagt Roder. Fest stehe, dass ein derartiges Vorhaben nicht allein mit ehrenamtlichen Mitarbeitern zu realisieren sei.

Auch wenn noch einiges im Unklaren liegt, ist die Stadträtin Marita Gröger (SPD) von dem Gedanken angetan und möchte der Siedlergemeinschaft helfen: „Die Idee liegt im Trend der Altenhilfe und wird teilweise so ähnlich bereits umgesetzt“, sagt Gröger und denkt dabei etwa an die Wohngemeinschaften für Demenzkranke in Kirchheim und Ostfildern oder auch daran, wie sich eine derartige Einrichtung an pflegerische Dienste anbinden lässt. Im nächsten Schritt wolle sie den Siedlern vorstellen, welche Möglichkeiten es gebe; denkbar seien auch Exkursionen in die ein oder andere ähnliche Einrichtung.

Ähnliche Projekte wurden vereinzelt schon realisiert

Von der Stadtverwaltung werden solche Vorstöße positiv aufgenommen. „Grundsätzlich finden wir solche Zusammenschlüsse sehr gut“, sagt Ina Friedmann vom Sozialamt. Vereinzelt seien ähnliche Projekte im Stadtgebiet bereits realisiert worden, zum Beispiel auf dem Pragsattel und auf dem Burgholzhof, wo im Haus Wabe mehrere Generationen unter einem Dach leben. Wenn Menschen gemeinsam ein Haus mieten, kaufen oder bauen, um dort gemeinsam zu leben spricht Friedmann von einem Wohnprojekt statt einer Wohngemeinschaft. „Eine offizielle Definition gibt es aber nicht.“

Möglichkeiten zur Förderung solcher Zusammenschlüsse gibt es aber: „Weil es meistens sehr schwierig ist, im Bestand geeignete Gebäude zu finden, erleichtert die Stadt Baugemeinschaften, an Grundstücke zu kommen und unterstützt die Vergabe von Grundstücken an Baugemeinschaften zu einem Festpreis“, sagt Friedmann. Außerdem gebe es je nach Organisationsform des jeweiligen Wohnprojekts auch die Möglichkeit, derartige Projekte über klassische Wohnungsbauförderungsmittel zu unterstützen.