Von einem Radschnellweg wie zwischen Stuttgart und Sindelfingen/Böblingen kann man im östlichen Gebiet von Stuttgart bisher nur träumen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Radfahrer müssen sich in der Nähe des Fernsehturms bisher einen Weg durch den Wald suchen. Nun strebt die Stadtverwaltung einen kombinierten Geh- und Radweg an. Das reißt im Gemeinderat alte Gräben auf. Darf der Autoverkehr darunter leiden?

Stuttgart - Um die Breite und die Zahl der Fahrspuren der Jahnstraße zwischen Gablenberg und der Mittleren Filderstraße ist ein heftiges Ringen ausgebrochen.

Stadtauswärts soll die Straße schmäler werden

Von den Spuren stadtauswärts würde die Stadtverwaltung gern eine wegnehmen, um neben der verbleibenden Autofahrbahn einen Trennstreifen mit Bäumen und einen kombinierten, mindestens vier Meter breiten Geh- und Radweg statt des bisherigen Gehwegs anzulegen. Doch während die öko-soziale Mehrheit des Gemeinderats die erstmalige Herstellung eines Radwegs an dieser Stelle für geboten, ja in der Form noch für zu zaghaft hält, wollen die CDU, die FDP und die Freien Wähler unbedingt die bergauf führende Autofahrspur retten. Am Dienstag fand im Technik-Ausschuss die zweite Runde in diesem Ringen statt. Und wer nur die Abstimmung am Ende mitverfolgt hätte, könnte glauben, dass sich im Grunde alle einig seien. Lediglich die AfD stimmte dagegen, die anderen beauftragten das Stadtplanungsamt, von der Idee zur Erarbeitung einer Beschlussvorlage für einen Radschnellweg an der Jahnstraße überzugehen. Aber wie genau er letztendlich aussehen wird, bleibt umstritten. Der Formelkompromiss lässt vorerst noch manches offen.

Kenner der Materie erinnern sich: Schon vor Wochen war es im Fall der Nürnberger Straße in Bad Cannstatt, einem Teil der alten B 14, zum Zusammenstoß der gegensätzlichen politischen Kräfte im Gemeinderat gekommen. Auch dort steht für einen Radschnellweg eine Fahrspur für die Autos zur Disposition. Dort war das öko-soziale Lager sich lang uneinig über den Ausbaustandard für den Radweg – und daran drohte zeitweise die Planung insgesamt zu scheitern.

Linke und Grüne hoffen auf mehr

Was die Jahnstraße angeht, rang sich Christoph Ozasek (Die Linke) nun durch, vorerst mit dem von der Verwaltung skizzierten Vorhaben vorlieb zu nehmen, obwohl er einen Radschnellweg – und eine Autofahrspur weniger – auch stadteinwärts für nötig hielte. Die Verwaltung hatte bisher erklärt, die derzeitige Verkehrsmenge in stadteinwärtiger Richtung lasse das nicht zu. Am Dienstag ergänzte sie nach genauerer Prüfung auf Wunsch der Grünen, man könne stadteinwärts mit überschaubarem Mehraufwand noch einen Radweg nachrüsten.

Das Lager um die CDU stimmte dann auch zu, weil in den Beschluss aufgenommen wurde, auch die von Carl-Christian Vetter vertretene Idee werde in der Vorlage erörtert werden: die Autospur zu erhalten, für den Radweg lieber noch einen seitlichen Randstreifen mit grünem Wildwuchs heranzuziehen.

Die Verwaltung will die Beschlussvorlage nun im Herbst vorlegen. Dann sollen auch die Bezirksbeiräte von Stuttgart-Süd, -Ost, Degerloch und Sillenbuch beraten, vorab schon zeitnah in einer digitalen Konferenz mit dem Thema vertraut gemacht werden.