Über die Osttangente als Nordteil der Nord-Süd-Straße wird seit Langem diskutiert. Foto: Thomas Krämer

Die Osttangente nimmt immer konkretere Züge an, für die Weiterführung als Nord-Süd-Straße wurde nun eine Konzeptstudie erarbeitet. Doch mit der sind nicht alle einverstanden.

Leinfelden-Echterdingen - In sechs Jahren, also 2026, könnten die ersten Fahrzeuge über die Osttangente als Nordteil der Nord-Süd-Straße rollen und damit das Gewerbegebiet besser anbinden, aber auch Leinfelden inklusive des Neubaugebiets Schelmenäcker zumindest ein Stück weit entlasten. Wo diese Straße verlaufen und wie sie gestaltet werden soll, wurde kürzlich von Mitarbeitern des Büros TKK aus Karlsruhe im Technischen Ausschuss vorgestellt.

Demnach wird die 1,3 Kilometer lange Strecke mit einem Kreisverkehr an die Maybachstraße am Ortseingang von Leinfelden angebunden und zwischen dem Sportpark Goldäcker und dem Ortseingang von Leinfelden auf die Echterdinger Straße treffen. Dazwischen liegen nach den Vorstellungen der Planer ein Kreisverkehr, mit dem die Max-Lang-Straße an die Umgehung angebunden wird, außerdem eine Ampelkreuzung an der Daimlerstraße. Die Straße selbst soll als Allee mit Bäumen rechts und links gestaltet werden. Geplant sind außerdem auf der Westseite ein Gehweg und zum Gewerbegebiet hin eine dichte Wildgehölzhecke. Auf der Westseite der Straße soll ein Radweg entstehen. Die reinen Baukosten für das Straßenstück werden auf rund 14 Millionen Euro geschätzt. Dazu kommen die Ausgaben für die Planung und den Grunderwerb.

Welche Variante ist die beste?

Noch nicht klar ist, wie die Osttangente an die Echterdinger Straße angebunden wird. Denn das hängt davon ab, ob die Umgehungsstraße in Richtung Süden verlängert wird und dadurch zur seit Jahrzehnten diskutierten Nord-Süd-Straße wird. Ein Konzept dazu wurde in der gleichen Sitzung von den Planern des Büros Brenner Bernard vorgestellt. Die Ingenieure hatten vier Möglichkeiten geprüft, wo diese Fortsetzung in Richtung der nach Steinenbronn führenden L 1208 verlaufen und wie sie die Ortskerne entlasten könnte.

Dabei hat sich für sie eine Variante als beste Möglichkeit herauskristallisiert. Diese würde in der Flucht der Osttante weiterführen, das Wiesental auf einem Damm – der gleichzeitig als Rückhaltebauwerk für den Hochwasserschutz genutzt werden könnte – queren und etwa auf Höhe der Bushaltestelle Kelterrain mittels eines Kreisverkehrs in die L 1208 münden. Der Sportpark Goldäcker und das Kulturforum könnten über die neue Straße erschlossen werden, worin die Planer einen Vorteil sehen. Zudem würde diese Trasse den Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet minimieren und wäre auch die kostengünstigste Variante. Genau überlegt werden muss jedoch die Verknüpfung mit der Echterdinger Straße. Schließlich würden zwei viel befahrene Straßen aufeinandertreffen, was nach Ansicht von Brenner Bernard nur über eine Ampelkreuzung – von Jens Zellmer (SPD) und Martin Klein (Grüne) als „Horrorkreuzung“ bezeichnet – möglich sei.

Bürgermeisterin spricht sich für den Bau der Straße aus

Die Planer gehen von einer deutlichen Entlastung von Musberger, Tübinger und Echterdinger Hauptstraße aus. Hier waren 2014 täglich rund 13 000 Fahrzeuge unterwegs, mit einer Nord-Süd-Straße wären dies der Prognose zufolge im Nordteil der Echterdinger Hauptstraße 9600 Autos, im Südteil 7100. Die Mehrheit im Gremium kann, wie die Äußerungen von Walter Vohl (Freie Wähler) und Erich Klauser (SPD) zeigten, sich mit der vorgeschlagenen Trasse anfreunden. Die CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch sprach von einer überzeugenden Variante, Wolfgang Haug (FDP) freute sich, dass die lange Blockade nun ein Stück weit aufgelöst würde. Auf die Bremse stieg jedoch Ingrid Grischtschenko. „Was lange währt, wird nicht immer gut“, so die Grünen-Fraktionschefin, die den Südteil der Umgehung als „ganz verkehrt“ bezeichnete. Sie hält die Topografie für schwierig und befürchtet, dass die Frischluftzufuhr für Echterdingen durch den Straßendamm schwieriger wird. „Das Versprechen, die Ortskerne zu entlasten, können sie, glaube ich, nicht einhalten“, so die Grünen-Chefin in Richtung der Planer. Überlegt werden müsse vielmehr, wie eine Reduzierung des Verkehrs auf den bestehenden Straßen erzielt werden könne.

Eva Noller betonte, dass es sich bei der Konzeptstudie um eine reine Verkehrsplanung handele. Die Belange des Naturschutzes seien nach Worten der Baubürgermeisterin beispielsweise noch nicht überprüft worden. Auch eine neue Verkehrszählung ist geplant, um aktuelle Daten zu bekommen. Bisher wird mit Zahlen von 2014 gearbeitet. „Die Entlastung der Echterdinger Hauptstraße ist schon etwas wert“, so Noller. Und das zum einen, um die Anwohner vor Lärm und Abgasen zu schützen, zum anderen aber auch, um die Einzelhändler zu unterstützen. Die tun sich nach ihren Worten mit zu viel Verkehr schwer. „Ich glaube inzwischen“, so Noller, „dass wir die Nord-Süd-Straße brauchen“.