In diesem Kabäuschen gibt es zwar fast alles, was der Gast wünscht – aber es könnte gastfreundlicher aussehen. Foto: factum/Granville

Die Herberge in der Gemsenbergstraße soll moderner werden. Doch obwohl es genaue Pläne gibt und die Stadt das Vorhaben finanziell unterstützt, ist nicht sicher, wann die Bauarbeiter anrücken – oder besser: ob sie überhaupt kommen.

Ludwigsburg - Ein Kabäuschen mit einem großen Schlüsselbrett und Boxen, in denen sich Ausflugskarten stapeln. Tischtennisschläger gibt es zu kaufen, Snacks und auch Alkohol in kleinen Dosen. Vor dem Kabäuschen stehen kleine Tische Stühlen, die Fliesen auf dem Boden sind dunkel, und stünde auf der Wand zum Speisesaal nicht Jugendherberge, man wüsste trotzdem sofort, wo man gelandet ist. Und warum das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) sein Haus umgestalten möchte, versteht man auch sofort.

Heller soll es werden, transparenter. Ein einladendes Bistro statt des zweckmäßigen Windfangs wäre fein, neue Fenster im Speisesaal, eine moderne Essensausgabe – die Wunschliste ist üppig, und die Pläne gibt es schon lange. „Eine Jugendherberge ist eine coole, junge Einrichtung“, sagt Karl Rosner, der die Geschäfte des Jugendherbergswerks in Baden-Württemberg führt. Schon klar, dass die Ludwigsburger Einrichtung dann auch cool und jung aussehen soll. 3,4 Millionen Euro würden die Modernisierungspläne des DJH kosten.

Es gibt Klärungsbedarf

Doch obwohl die Stadt Ludwigsburg nun eine Förderung von 20 Prozent genehmigt hat, ist nicht sicher, ob die Pläne tatsächlich umgesetzt werden können. Denn die Jugendherberge in Ludwigsburg ist nicht die einzige, die aufgerüstet werden muss. Und politisch gibt es auch noch einiges zu klären.

Die Bauarbeiter, die zuletzt in der Gemsenbergstraße aktiv waren, haben Wände gestrichen, neue Böden verlegt und Trennwände in den Duschen gezogen. Allerdings nur dort, wo die Zimmer so unappetitlich waren, dass sich Gäste beklagt haben – und die Herbergseltern ihnen schweren Herzens recht geben mussten. Viel lieber hätte Karl Rosner die Zimmer im großen Stil renovieren lassen, mit Duschen auf den Zimmern und mehr Platz sowieso. Aber dafür fehlte damals, vor zwei Jahren, das Geld. Bei genauer Betrachtung fehlt es auch jetzt noch. In Heilbronn baut das DJH momentan eine neue Jugendherberge für zehn Millionen Euro, für die Modernisierung des Hauses auf dem Hohenstaufen in Göppingen werden mehr als drei Millionen Euro fällig, die des Schlosses Rechenberg bei Schwäbisch Hall schluckt fast zwei Millionen Euro. Auf insgesamt fast 100 Millionen Euro beziffert Karl Rosner den Investitionsstau seines Landesverbands für alle 49 Häuser Baden-Württemberg. Deshalb hatte sich Rosner auch eine höhere Beteiligung der Ludwigsburger gewünscht.

Stadträte legen ein Bekenntnis ab

Allerdings muss der Geschäftsführer froh sein, dass die Stadt die Bauarbeiten überhaupt bezuschusst. „Das ist eine reine Freiwilligkeitsleistung“, betonte der zuständige Bürgermeister Konrad Seigfried, in dessen Dezernat der Antrag lange geprüft worden ist. Ausschlaggebend für die Zusage war letztlich die „besondere Provenienz“ dieser Einrichtung aus der Jugendarbeit. Bis heute sei sie attraktiv für viele Austauschschüler und jugendliche Sportler. Und als im vergangenen Jahr dringend Unterkünfte für junge Flüchtlinge benötigt wurden, sei die Jugendherberge ein zuverlässiger Kooperationspartner gewesen. Die Stadträte wollten ihre Zustimmung denn auch als „Bekenntnis zu unserer Juhe“ verstanden wissen, die einen Beitrag zur „Marke Ludwigsburg“ leiste. Sogar Christian Köhle, selbst Hotelier und nicht von der Stadt bezuschusst, hatte keine Einwände. Die Jugendherberge sei wichtig für die Mischung, erklärte der CDU-Stadtrat, der regelmäßig beklagt, dass Ludwigsburg sein touristisches Potenzial nicht besser nutze.

Spannung vor der Sitzung

Seine Kollegen vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wiederum beklagen regelmäßig die „ besonderen Privilegien“, mit denen die Jugendherbergen ausgestattet seien, und auf das Betreiben der Hostelkette A & O nimmt die EU-Kommission die staatliche Förderung für die deutschen Jugendherbergen unter die Lupe. Womöglich, so die Beschwerde, sind die Zuschüsse wettbewerbsverzerrend. „Wir sind gemeinnützig“, sagt Karl Rosner nur, der dem Ausgang dieser Prüfung gelassen entgegensieht.

Gelassener, so scheint, als dem Ausgang seiner nächsten Sitzung mit dem Vorstand. Ende Juni wird entschieden, ob das DJH das Angebot der Stadt annimmt. Da der Zuschuss geringer ausfällt als erhofft, müsste das DJH einen um mehr als 300 000 Euro höheren Eigenanteil leisten – oder auf den „großen Wurf“ verzichten.

Ein noch größerer Wurf sieht übrigens einen Anbau vor mit Platz für vier neue Zimmer, Seminar- und Gruppenräume. Den Plan dafür gibt es schon lange, einen Zeitplan, man ahnt es, allerdings nicht.