Die historische Altstadt am Bodensee soll zur ersten Elektromobilitätszone in Baden-Württemberg werden – falls sich der neue Gemeinderat traut.
Die Konstanzer Altstadt gilt als eine der ältesten in Baden-Württemberg. Besonders der Stadtteil Niederburg ist spätmittelalterlich geprägt, viele Häuser tragen Jahreszahlen aus dem 15., manche sogar aus dem 13. Jahrhundert. Jetzt soll in dem historischen Quartier zwischen Schweiz, Bodensee und Rhein ein Modellprojekt für die Mobilität des 21. Jahrhunderts entstehen. Die linksrheinische Altstadt könnte zur ersten reinen Elektromobil-Zone in Baden-Württemberg ausgebaut werden.
Es ist nicht so, dass in den verwinkelten Gassen allzu viel Verkehr herrschte. Weite Teile der Innenstadt sind ohnehin Fußgängerzone, der Rest ist verkehrsberuhigt. Dennoch hat die Ankündigung Empörung in Teilen der Bürgerschaft ausgelöst. „Spinnen die endgültig?“, fragen manche. Andere sehen es pragmatisch. Wenn in ein paar Jahren Verbrennerautos ohnehin abgeschafft würden, sei es doch ganz vernünftig, jetzt noch für die E-Infrastruktur Fördergelder einzustreichen.
Stinker langsam zurück drängen
Denn darum geht es: In einem Modellprojekt will das Landesverkehrsministerium den Aufbau von Car-Sharing-Systemen, öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur und eines Verkehrsleitsystems fördern. Die Vergrämung der Verbrenner soll dabei zunächst auf die sanfte Tour geschehen, durch erhöhte Parkgebühren und die Reduktion des Stellplatzangebots für die Stinker. Eine Komplettsperrung sei nur „perspektivisch“ angedacht.
Die Stadt, die 2019 als erste in Deutschland den Klimanotstand ausrief, seither aber kaum vorankam, könnte so wieder in ihre Vorreiterrolle schlüpfen. Doch das war dem Gemeinderat in dieser Woche, an deren Ende die Kommunalwahl steht, dann doch nicht geheuer. Der endgültige Beschluss wurde vertagt. Im September darf sich der neue Gemeinderat mit dem Thema befassen.