Früher trug er Anzüge als starker Mann bei Porsche, heute boxt er tätowiert: Uwe Hück, 60, plant Großes für Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den früheren Betriebsratschef eingestellt. Nach Zuffenhausen will er trotzdem nicht zurück.
Seine Söhne wissen, dass man einen wie Uwe Hück nicht bremsen kann. „Der gute Zweck heiligt die Prügel“, sagen sie über die Pläne ihres Vaters, der mit 60 Jahren nach Ende seiner Karriere als Betriebsratschef bei Porsche die Großen der Boxgeschichte herausfordert, um Geld zu sammeln für benachteiligte Kinder und Jugendliche.
„Kein einziges Kind darf man aufgeben!“ So lautet sein Credo. Uwe Hück ist im Kinderheim aufgewachsen, hat seine Eltern so gut wie nicht gekannt, ihre Liebe also nie gespürt. Man muss kein Psychologe sein, um zu verstehen, was ihn antreibt.
Erinnerungen an die „Skandalnacht“ 1995 in der Schleyerhalle
„Kämpfer aus Leidenschaft“ ist er, sagt der gebürtige Stuttgarter und Wahlpforzheimer. Er war bei Porsche einer der mächtigsten Männer, trug früher „gern Anzüge“ und freut sich nun, oben ohne mit vielen Tattoos „dort angekommen“ zu sein, wo er sich besonders wohlfühlt: als „Mentor“ für junge Menschen, denen die guten Startchancen fehlen und die nicht abrutschen sollen, weshalb er seine Stiftung gegründet hat.
Im Frühjahr 2023 will er in Stuttgart bei einem Benefizkampf gegen Francois Botha antreten, der 1995 in der Schleyerhalle Boxgeschichte geschrieben hat. 18,52 Millionen TV-Zuschauer wollten es nicht fassen, dass der damals 27-jährige Axel Schulz gegen Botha durch ein dubioses 1:2-Punkturteil den WM-Titel verlor. In dieser „Skandalnacht“ flogen auch abseits des Rings Fäuste.
Ruhiger wird es bei Hück vs. Botha fast drei Jahrzehnte später zugehen. Der Südafrikaner, genannt The White Buffalo, ist mittlerweile 54 Jahre alt – etwas jünger als sein Herausforderer. Der genaue Ort, an dem die beiden boxen, steht noch nicht fest. Das Organisationsteam, zu dem Kiwanis-Präsident Zoltán Bagaméry, selbst ein eifriger Spendensammler, zählt, ist auf der Suche „nach einer Location für 3000 bis 4000 Zuschauer“.
Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt
Als Uwe Hück kürzlich bei einem Benefiz-Event von Kiwanis als Auktionator die Spendenbereitschaft mit heftigen Sprüchen ankurbelte, fragten sich etliche Gäste, ob die Weste des Bundesverdienstkreuz-Trägers wirklich noch vorbildlich weiß ist. Der 60-Jährige hat sich deshalb dazu entschlossen, die Entscheidung der Staatsanwaltschaft bekannt zu geben. Bisher hat er dieses Thema meist vermieden. Das Verfahren gegen ihn wegen Verdachts der Untreue sei seit geraumer Zeit „endgültig eingestellt“.
Erster Staatsanwalt Aniello Ambrosio von der Pressestelle bestätigt dies auf unsere Anfrage. „Der Verdacht einer betriebsverfassungsrechtlich unzulässig hohen Vergütung eines ehemaligen Betriebsratsmitglieds hat sich nicht mit einer zur Anklageerhebung hinreichenden Sicherheit bestätigt“, erklärt er. „Umfangreiche Ermittlungen“ führten also nicht zur Anklage. Im Hinblick auf den Verdacht, das frühere Betriebsratsmitglied habe von 2013 bis 2018 finanzielle Mittel, die für Zwecke des Betriebsrats bestimmt waren, mit Kenntnis von Porsche-Vorstandsmitgliedern privat verwendet, sei das Verfahren „wegen geringer Schuld“ eingestellt worden – mit Zustimmung des Gerichts bei Zahlung einer Geldauflage „in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages für gemeinnützige Einrichtungen“.
Sein großes Ziel heißt nun Mike Tyson
Warum Uwe Hück nach diesem für ihn günstigen Beschluss nicht zu Porsche zurückkehrt? „Das macht man nicht“, antwortet er, „es ist wichtig, dass man rechtzeitig mit etwas aufhören kann.“ Erfolg fresse viele auf. Dem müsse man entgegensteuern. Der 60-Jährige arbeitet nun für ein junges Start-up-Unternehmen.
Jetzt plant er „ein geiles Event“ in Stuttgart, mit dem er jungen Leuten zeigen will: „Durch Fleiß und Disziplin kannst du alles erreichen!“ Nach Botha hat Hück ein großes Ziel: ein Fight gegen Boxlegende Mike Tyson im Herbst 2023 in Stuttgart! Die Verhandlungen dazu laufen.