In die gemeinnützige Stiftung sollen 80 Hektar innerstädtischer Fläche im Wert von 500 Millionen Euro eingebracht werden, erzählt OB Wolfgang Schuster gestenreich im Interview. Foto: dpa

Freiwerdende Flächen sollen der Spekulation um Immobilien entzogen werden.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart will bis Ende kommenden Jahres den Schlichterspruch zum Bahnprojekt Stuttgart 21 umsetzen: Die durch den Gleisabbau freiwerdenden Flächen sollen der Immobilienspekulation entzogen werden. „Wir wollen mit einer Stiftung verhindern, dass die Verwendung und Gestaltung nicht von wechselnden politischen Mehrheiten und Kassenlage abhängt“, sagte Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU).

Schuster: "Kurzfristiges Profitdenken ist kein Thema"

In die gemeinnützige Stiftung sollen 80 Hektar innerstädtischer Fläche im Wert von 500 Millionen Euro eingebracht werden. Zudem tritt der Rathauschef für einer Erleichterung von Volksentscheiden ein. Über die Verwendung der Grundstücke soll ein Stiftungsrat mit Gemeinderats- und Bürgervertretern entscheiden. Ihre Beschlüsse können nur mit einer Drei-Viertel-Mehrheit vom Gemeinderat gekippt werden. Bei der Bebauung der Flächen soll nach den Worten Schusters Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stellen. „Kurzfristiges Profitdenken ist nicht unser Thema. Deshalb können und wollen wir heute auch einen Verlust bei der Vermarktung nicht ausschließen.“

Stuttgarts OB: Wohnraum für Familien mit Kindern erschwinglich

Die Flächen nahe dem Bahnhof haben die Stadt mehr als 2000 Euro pro Quadratmeter gekostet, im Schnitt liegt der Preis aber bei rund 360 Euro. Schuster unterstrich: „Unser Ziel ist, den neuen Wohnraum auch für Familien mit Kindern erschwinglich zu machen.“ Dafür werde die Stadt Zuschüsse bereitstellen. Viele kleine Parzellen sollen dafür sorgen, dass keine monolithischen Blöcke entstehen, sondern ein lebendiges Quartier. Dadurch dass dann in der Innenstadt gebaut wird, konnte die Stadt laut Schusters bereits als Bauland ausgewiesene Flächen von gut 60 Hektar am Stadtrand der Natur zurückgeben. Nach Angaben Schusters ist es ein Leichtes, die von Geißler ebenfalls geforderte Frischluftschneise durch die Innenstadt zu gewährleisten. „Durch die Verbreiterung des Parks entsteht die Schneise fast automatisch. Unsere Pläne geben den Bürgern Grünflächen zurück, die ihnen vor 100 Jahren genommen wurden.“

Schuster will auch den Dialog mit den Bürgern nicht abbrechen lassen. „Ich kann mir vorstellen, dass die Ergebnisse des Stresstests für den neuen Bahnhof im Rahmen eines Dialogforums offen und transparent wieder in der Runde von Stuttgart-21-Gegnern und - Befürwortern im Rathaus diskutiert werden.“ Zur Aussage des Tübinger Oberbürgermeister und Stuttgart-21-Kritikers Boris Palmer (Grüne), Schlichtungen müssten die absolute Ausnahme bleiben, sonst habe man die „blockierte Republik“, sagte Schuster: „Auch in Tübingen ist die Erkenntnis gereift, dass es leichter ist, Protest zu mobilisieren, als konstruktive Lösungen zu finden.“