Mit Hedda Gabler (Kristin Göpfert) ist der WLB ein fulminanter Start in die Spielzeit 2017/2018 geglückt. Foto: Horst Rudel

Friedrich Schirmer und Marcus Grube präsentieren ihre Pläne für den Spielplan 2018/2019 – und schauen sogar schon ein bisschen darüber hinaus. Denn am 20. September 2019 feiert die Württembergische Landesbühne ihren 100. Geburtstag.

Esslingen - Eigentlich – und das ist ja schon früh genug – haben am Mittwoch die Intendanten der drei baden-württembergischen Landesbühnen nur ihre Spielpläne für die Theatersaison 2018/2019 vorgestellt. Der Grund: weil die Landesbühnen ihre Stücke auch in Abstecherorten spielen und die zuständigen Kulturämter frühzeitig ihren Spielplan zusammenstellen, müssen die Landesbühnen-Intendanten weit im Voraus planen.

Doch Friedrich Schirmer, der Chef der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB), blickt sogar noch ein bisschen weiter über diese Spielzeit hinaus. Genau am 20. September 2019 jährt sich zum 100. Mal der Jahrestag, an dem die Schwäbische Theaterbühne, der Vorgänger der WLB, ihre erste Premiere hatte. Damals stand „Kabale und Liebe“ auf dem Programm.

100 Jahre später „Kabale und Liebe“

Gespielt hat die Schwäbische Theaterbühne den Schillerklassiker übrigens nicht in Esslingen, sondern in Göppingen. Und so wird die Spielzeit 2019/2020 der Esslinger WLB ausnahmsweise nicht im Schauspielhaus, sondern in der Göppinger Stadthalle eröffnet. Und natürlich wird auch dann wieder „Kabale und Liebe“ gegeben. Einen Tag später soll dann die Esslinger Premiere folgen.

Doch zurück aus der fernen Theaterzukunft zum Blick nach vorn auf die Saison 2018/2019. Es wird bereits die fünfte Spielzeit sein, in der Friedrich Schirmer zusammen mit seinem Chefdramaturgen Marcus Grube die Verantwortung für die WLB trägt. Die Spielzeit, so beschreibt es Schirmer, werde „spröder, härter und rauer“ als die laufende. Schon die erste Premiere, „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco, sei weit mehr als absurdes Theater. Es sei das Stück zur Schlagzeile: „Alles wird Wut“. Ionesco beschreibe die „Verwandlung einer Gesellschaft in eine Wutmasse“. Alles was bei der Uraufführung des Stücks unglaublich gewesen sei, sei heute leider Realität.

Auch von Wut handelt der einzige Klassiker in der Spielzeit: In Heinrich von Kleists Tragikkomödie „Der zerbrochene Krug“ wird Martin Theuer in der Regie von Hans-Ulrich Becker den Richter Adam spielen. Tiziano Terzanis im Jahr 2010 mit Bruno Ganz in der Hauptrolle verfilmter Erfolgsroman „Das Ende ist mein Anfang“ erzählt eine persönliche und zugleich sozio-politische Geschichte eines ganzen Jahrhundert. Der Stoff des todkranken, das Leben absolut bejahenden Journalisten, der seinem Sohn von seinen Erlebnissen berichtet, kommt in Esslingen erstmals auf die Theaterbühne.

Ein amerikanischer Traum bleibt unerfüllt

Von einem amerikanischen Traum, der allerdings immer ein Traum bleiben wird, erzählt der amerikanische Nobelpreisträger John Steinbeck in seinem großartigen, von vornherein als Schauspiel konzipierten Roman „Von Mäusen und Menschen“.

Nach „Der Trafikant“ kommt ein weiteres kleines Stück von Robert Seethaler auf die Bühne. „Ein ganzes Leben“ ist, so heißt es in der Beschreibung, „ein unaufgeregtes Porträt eines einfachen Menschen, das tiefsinnig und humorvoll zugleich die großen Fragen nach Glück, Leben und Tod verhandelt“. Und dann erfüllt sich Friedrich Schirmer noch einen Wunsch und bringt 30 Jahre nach der Uraufführung in Esslingen noch einmal „Die barmherzigen Leut’ von Martinsried“ von Oliver Storz auf die Bühne. Dessen „Der Sheriff von Linsenbach“ wird noch immer an der WLB gespielt.

Auch Marco Süß, der Chef der Jungen WLB, hat für den Kinder- und Jugendtheaterbereich ein spannendes und ambitioniertes Programm zusammengestellt. Stellvertretend für viele Produktionen seien zwei genannt: „Cyrano“ – ohne den Zusatz „de Bergerac“ – will Teenagern das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren eigenen Unsicherheiten nicht allein in der Welt sind. Adalbert Stifters „Bergkristall“ erzählt für Kinder von sieben Jahren an eine Geschichte über das Fremdsein und die Kraft des Zusammenhalts.

Das Programm der Spielzeit 2018/2019

Erwachsenenprogramm
22. September 2018: „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco, Schauspielhaus.

23.September 2018: „Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani, Podium 1.

6. Oktober 2018: „ Faust I – Reloaded“ nach Johann Wolfgang von Goethe, Podium 1.

13. Oktober 2018: „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist, Schauspielhaus.

8. November 2018: „Educating Rita“ von Willy Russell, Podium 1.

29. November 2018: „Struwwelpeter – Shockheaded Peter“von Phelim McDermott, Julian Crouch, Martyn Jacques & Musik von The Tiger Lillies, Schauspielhaus.

12. Januar 2019: „Das Urteil von Nürnberg“ von Abby Mann, Schauspielhaus.

1. Februar 2019: „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck, Schauspielhaus.

28. Februar 2019: „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler, Podium 1.

14. März 2019: „Die barmherzigen Leut’ von Martinsried“ von Oliver Storz, Schauspielhaus.

6. April 2019: „Glaube Liebe Hoffnung“ von Ödön von Horváth, Schauspielhaus.

6. Juni 2018: „ Backbeat – Die Beatles in Hamburg“ von Iain Softley & Stephen Jeffreys, Schauspielhaus.

22. Juni 2019: „Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, Freilichtinszenierung am Kesslerplatz.

Junge WLB
15. September 2018: „Cyrano“von Edmond Rostand, Jo Roets & Greet Vissers, Podium 2 (ab 14 Jahren).

16. September 2018: „Der Mondscheindrache“ von Cornelia Funke, Podium 2 (ab 4 Jahren).

17. November 2018: „Frohe Weihnachten!“von C. Dickens, Schauspielhaus (ab 6 Jahren).

16. Februar 2019: „Gips oder Wie ich an einem Tag die Welt reparierte“ von Anna Woltz, Studio am Blarerplatz (ab 11 Jahren).

30- März 2019: „ Bergkristall“ von Adalbert Stifter, Podium 2 (ab 7 Jahren).

7. April 2019: „Vom Leben und Sternen“ von Finn-Ole Heinrich & Dita Zipfel, Studio am Blarerplatz (ab 8 Jahren).