Die geplante neue Moschee in Feuerbach kann gebaut werden. Die Ditib-Gemeinde hat die Genehmigung. Aber das Projekt braucht deutlich mehr Zeit. Es wird wohl erst 2025 fertig sein.
Stuttgart - Ismail Cakir ist froh, dass es endlich soweit ist. Am Mittwoch hat die zum Verband Ditib gehörende Gemeinde öffentlich gemacht, dass die Baugenehmigung für den geplanten Neubau der Moschee an der Feuerbacher Mauserstraße vorliegt. Euphorie kam beim Vorsitzenden Cakir aber dennoch nicht auf. „Langsam aber sicher kommen wir voran“, sagt er nüchtern.
Die ersten Pläne wurden abgespeckt
Nun hat die Gemeinde zwar vom Baurechtsamt grünes Licht für das Moscheeprojekt. Damit sind aber nicht alle Schwierigkeiten ausgeräumt. Dabei sind die Pläne des Architekturbüros SL Rasch aus Leinfelden-Echterdingen schon reduziert worden. Zunächst war, was Raumprogramm, Architektur und Materialien anlangt, ein sehr anspruchsvolles Bauprojekt vorgesehen. Das hätte aber etwa 45 Millionen Euro gekostet. So wurde aus einem Gebetsraum mit einer 30 Meter hohen Kuppel ein Zentralgebäude mit einer Höhe von 15 Metern. Aus den geplanten zwei ist ein Minarett geworden, mit 27 Metern. In den Nebengebäuden, die mit dem Hauptbau einen Vorplatz bilden, kommen auf der einen Seite die Verwaltung der Gemeinde, Sozialräume für die Jugendarbeit und für die Frauen sowie ein Teehaus unter, auf der anderen über zwei Etagen Geschäftsräume. Der Gebetsraum der Moschee, in den der Gebetsbereich der Frauen als Empore integriert sein wird, liegt über einem Veranstaltungssaal. Insgesamt soll der Raum 900 Gläubige aufnehmen können, 200 davon bei den Frauen.
Die Gesamtfläche des Projekts ist gegenüber den anfänglichen Plänen halbiert worden. Der Gebetsraum ist nicht viel größer als der heutige in dem alten, aus den 1930er Jahren stammenden Gewerbebau. Dafür kann der Veranstaltungssaal an Feiertagen, wo sehr viele Gläubige kommen, als Gebetsbereich mitgenutzt werden. Man habe sich entschieden, „lieber an einigen Tagen einen Engpass hinzunehmen“, sagte Kadri Yayla, der Projektleiter der Gemeinde. Dafür habe man dann aber mehr Raum für die Sozialarbeit und für das Gemeindeleben.
Nun wird doch eine Tiefgarage gebaut
Inzwischen liegt man bei Kosten von 27 Millionen Euro. Was für Stuttgarts größte Moscheegemeinde immer noch viel Geld ist. „Das ist für uns eine große Herausforderung“, so Ali Ipek, der Dialogbeauftragte von Ditib Württemberg, der derzeit Koordinator im Stuttgarter Rat der Religionen ist. Es seien noch einige Schwierigkeiten zu meistern. So soll doch eine Tiefgarage „unter die Moschee geschoben werden“, so Projektleiter Yayla. Der Untergrund ist anspruchsvoll. Ein dort vorhandener Brunnen muss verschlossen werden. Die Altlastenbeseitigung kostet die Gemeinde rund eine Millionen Euro, den Grund zu stabilisieren eine weitere Million.
Die Idee, sich in der Interimsphase während der drei Jahre dauernden Bauzeit ins Kreativzentrums IW8, das gegenüber an der Mauserstraße liegt, einzumieten, hat man verworfen. Das würde für wenige Jahre etwa zwei Millionen Euro kosten, weil dort wegen des Brandschutzes und für weitere Parkplätze investiert werden müsste. Deshalb will man jetzt den geplanten Seitenbau für die Ladengeschäfte vorziehen und als Interim nutzen. Das kostet Zeit. Erst in „ein bis zwei Jahren“ werde die Interimslösung stehen, sagte Projektleiter Kadri Yayla. Dadurch wird das Gesamtprojekt Moscheeneubau „eher erst im Jahr 2025 fertig sein“. Bisher war vom Jahr 2022 die Rede.
Breite Zustimmung
Das Projekt wird von der Stadt und den anderen Religionsgemeinschaften stark unterstützt. „Wir begrüßen, dass die größte muslimische Gemeinde einen Neubau realisieren will“, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU), der auch Religionsbeauftragter der Stadt ist. Viele andere Städte im Land hätten längst „repräsentative Moscheen“. Auch die rund 60 000 Muslime in der Stadt sollten ihre Religion „sichtbar ausüben können“. Gari Pavkovic, der Integrationsbeauftragte der Stadt, verspricht sich durch den Neubau auch Impulse für den „interreligiösen Austausch und mehr Möglichkeiten des Kennenlernens“. Susanne Jakubowski vom Vorstand der jüdischen Gemeinde erklärte, es gehöre zur Grundlage einer freiheitlichen Ordnung, „dass jeder seinen Glauben leben darf“. Die jüdische Gemeinde sage „bedingungslos ja“ zu dem Projekt. Der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig sagte, auch die Muslime der Stadt sollten ihren Glauben „in einem würdigen Rahmen leben können“. Matthias Hambücher, Pfarrer der katholischen Gesamtkirchengemeinde Nordwest, erinnerte an den Bau des ersten, im protestantischen Stuttgart beargwöhnten katholischen Kirchleins 1895. „ Das hat nicht zu Desintegration, sondern zu mehr Gemeinschaft geführt.“