Der ICE 4 – hier auf der Geislinger Steige – fährt künftig auch von Stuttgart an den Bodensee. Foto: IMAGO/Arnulf / Hettrich

Die Deutsche Bahn will im Juni die Intercity-Verbindung von Stuttgart an den östlichen Bodensee und nach Österreich auf ICE-Züge umstellen. Matthias Gastel, Bahnpolitiker der Bundestags-Grünen, sieht darin ein „leeres Versprechen“.

Die Deutsche Bahn (DB) stößt mit ihrem Vorhaben, die Intercity-Verbindung an den östlichen Bodensee und nach Österreich von Mitte Juni an mit ICE-Zügen zu fahren, auf harsche Kritik. „Die durch die Deutsche Bahn als Fortschritt verkaufte Umstellung auf Fahrzeuge des Typ ICE 4 entlarvt sich bei genauerem Hinsehen leider als vielfach leeres Versprechen für die Fahrgäste“, sagt Matthias Gastel. Der Bundestagsabgeordnete aus Filderstadt ist Obmann der Grünen für Bahnpolitik.

Kritik an wegfallenden Plätzen

Die DB hatte zuletzt angekündigt, die Intercity-Linie, die zwischen Dortmund und Innsbruck verkehrt und dabei auch in Stuttgart Halt macht vom sogenannten kleinen Fahrplanwechsel Mitte Juni an mit modernen ICE-Zügen zu bedienen. Eine Sprecherin des Schienenkonzerns hob vor allem darauf ab, man sorge damit „für einen hohen Kundenkomfort“. Das zieht Gastel in Zweifel. Damit verringere „sich die Sitzplatzkapazität des meist gut ausgelasteten Zuges von 576 Sitzplätzen am Wochenende beziehungsweise 509 Sitzplätzen werktags auf 444 Sitzplätze. Dies entspricht einer Verringerung des Platzangebots um rund ein Viertel“.

Auch wenn nun ein Hochgeschwindigkeitszug zum Einsatz kommt, verkürzen sich die Fahrzeiten nicht. „Auf weiten Teilen der Gesamtstrecke kann der ICE seine Höchstgeschwindigkeit nicht ausfahren. Aus bahnbetrieblicher Sicht ist daher nicht davon auszugehen, dass sich die Pünktlichkeit nennenswert erhöht“, prognostiziert Gastel. Er kritisiert auch, dass die neuen Züge nicht überall dort halten können, wo es bisher der Fall ist. „Insbesondere für Göppingen und den oberschwäbischen Umsteigeknoten Aulendorf gehen mit der Umstellung weitere Nachteile einher, da die Halte aufgrund der dortigen, für den ICE 4 zu niedrige Bahnsteige, nicht mehr bedient werden.“

Fehlender Ausbau am Bodensee

Wie auch schon zuvor der Verkehrsclub Deutschland moniert Gastel, dass die Verbindung entlang des Bodensees vom Sparausbau ausgebremst wird. Zwar ist auch die sogenannte Bodenseegürtelbahn wie auch die Bahnstrecke Ulm-Friedrichshafen zuletzt elektrifiziert worden. Doch Richtung Bayern und Österreich liegt nur ein Gleis. „Besonders auf der eingleisigen Strecke zwischen Friedrichshafen und Lindau muss auch der ICE auf entgegenkommende Züge warten, was einer Beschleunigung des ICE entgegensteht. Hier kann nur ein vollständiger zweigleisiger Ausbau Abhilfe schaffen.“