Seit 60 Jahren hat sich kaum etwas am Göppinger Bahnhof verändert. Das soll sich jetzt ändern. Auf beiden Seiten der Gleise sollen neue Tiefgaragenstellplätze entstehen.
Göppingen - Die Stadt Göppingen nimmt rund vier Millionen Euro in die Hand, um unter dem Bahnhofsvorplatz eine Tiefgarage mit 104 Stellplätzen zu bauen. Dass die Parkplätze unter die Erde verlegt werden, ist die Voraussetzung für die Neugestaltung des Platzes, der sich den vom Bahnhof kommenden Gästen künftig als attraktiver Stadteingang präsentieren soll. Der 7600 Quadratmeter große Bahnhofsplatz selbst, dessen endgültiges Gesicht gerade auf den Reißbrettern des Berliner Stadtplanung-Büros Böhm/Benfer/Zahiri und der Leverkusener Isaplan-Gesellschaft konkrete Gestalt annimmt, wird noch einmal so viel kosten.
Baubeginn im April
Die Baumaschinen sollen im kommenden April anrücken, um die Baugrube für die Tiefgarage auszuheben. Läuft alles nach Plan, stehen die Parkplätze dort in der Mitte des Jahres 2017 zur Verfügung. Parallel dazu wird weitergeplant, wie der oberirdische Platz neu geordnet wird. Dafür hat der Gemeinderat eine Finanzierungstranche von 350 000 Euro frei gegeben. Weil der Platz im Sanierungsgebiet Bahnhofsumfeld liegt, geht die Stadtverwaltung davon aus, dass das Gesamtprojekt mit einem öffentlichen Zuschuss von 684 000 Euro bedacht wird.
Auch jenseits der Bahnlinie schafft die Stadt neuen Parkraum. Neben dem schon bestehenden Parkhaus Jahnstraße ist ein weiteres Parkhaus geplant, das im Endausbau über 670 Stellplätze verfügen soll. Der Gemeinderat der Stadt hat in seiner jüngsten Sitzung beiden Planungen zugestimmt – allerdings nur unter heftigem Bauchgrimmen. Ursprünglich hatte es sich die Ratsrunde selbst auferlegt, finanziell so weit reichende Beschlüsse nur auf der Basis eines Parkraumkonzepts zu fällen, welches das gesamte Stadtgebiet abdeckt. Auf die immer wieder angemahnte Untersuchung wird der Gemeinderat aber noch mindestens bis zum April warten müssen. Den angestauten Unmut brachte der Sprecher der Fraktion Die Linke/Piraten, Christian Stähle, auf den Punkt. „Wir sollen zwei Parkhäusern zustimmen, obwohl überhaupt noch kein Konzept vorliegt. Das ist handwerklich unter aller Sau“, sagte er.
Zählfehler oder Trickserei?
Vielleicht wäre die harsche Kritik moderater ausgefallen, wenn die Verwaltungsbank in der vorausgegangenen Abstimmung nicht ebenfalls die handwerklichen Grundlagen hätte vermissen lassen. Zur Entscheidung war ein auch von den Grünen unterstützter Antrag angestanden, wonach der von der Verwaltung aus Kostengründen gestrichene dritte Tiefgaragenausgang in Richtung Bahnhofsaufzüge wieder in die Planung hätte aufgenommen werden sollen. Zuerst war dem Ansinnen mit 17:16 Stimmen, bei zwei Enthaltungen, stattgegeben worden. Dann hatte eine erneute Auszählung eine Ablehnung von 17:18 Stimmen ergeben, bevor Oberbürgermeister Guido Till nach wiederholtem Nachzählen das Endergebnis mit einem 17:17-Patt zu Protokoll gab. „Damit ist der Antrag abgelehnt“, stellte der Ratschef fest.
Nicht nur die Zusatzkosten von rund 360 000 Euro, sondern auch die Befürchtung, der unterirdische Gang könne sich mangels sozialer Kontrolle zu einer Schmuddelecke entwickeln, hatte die Stadt vom Bau des witterungsgeschützten direkten Zugangs zu den Gleisaufzügen zurückschrecken lassen. „Der Umweg von 30 Metern über den Platz ist zumutbar. Ein rechtsfreier Raum im Untergrund könnte dagegen unkontrollierbare Auswirkungen auf das Klima in der Garage insgesamt haben“, sagte der Baubürgermeister Helmut Renftle. Der jetzt beschlossene Kostenrahmen ermöglicht es der Stadt, das Parkhaus nahezu kostendeckend in Eigenregie zu betreiben. Die Kämmerei geht bei ihren Berechnungen von einem jährlichen Zuschussbedarf von 563 Euro aus.