Staatsanwalt Gerrie Nel geht mit dem Angeklagten Oscar Pistorius hart ins Gericht. Foto: dpa

Staatsanwalt Gerrie Nel versucht weiterhin, die Glaubwürdigkeit von Oscar Pistorius infrage zu stellen und bezichtigt den behinderten Sportler am Donnerstag mit seiner Entschuldigung ein "öffentliches Spektakel" inszeniert zu haben.

Staatsanwalt Gerrie Nel versucht weiterhin, die Glaubwürdigkeit von Oscar Pistorius infrage zu stellen und bezichtigt den behinderten Sportler am Donnerstag mit seiner Entschuldigung ein "öffentliches Spektakel" inszeniert zu haben.

Pretoria - Der Staatsanwalt hat den des Mordes angeklagten Profi-Sportler Oscar Pistorius als unglaubwürdig und egozentrisch bezeichnet.

„In ihrem Leben geht es immer nur um Sie selbst, was wichtig ist für Oscar“, sagte Staatsanwalt Gerrie Nel am Donnerstag und beschuldigte den Paralympics-Star in Pretoria auch der Lüge: Seine Schilderungen der Tatnacht seien unwahr ebenso wie die über seinen Umgang mit Waffen. Der spektakuläre Prozess, den mehrere Fernsehsender live übertragen, wird kaum vor Mitte Mai enden. Pistorius droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe.

Pistorius’ Entschuldigungen gegenüber der Familie des Opfers kritisierte Nel als „öffentliches Spektakel“. Der Angeklagte erklärte schluchzend, er habe erst im Gericht die Eltern der getöteten Reeva Steenkamp um Verzeihung gebeten, weil er zuvor einen direkten Kontakt als „unangemessen“ empfunden habe.

Treffen mit Reevas Familie?

Nel warf Pistorius am 20. Verhandlungstag dagegen vor, er sei einer Begegnung mit den Eltern des Opfers ausgewichen, weil er „keine Verantwortung übernehmen“ wolle. Der 27-Jährige widersprach: Er wolle gerne „eines Tages die Steenkamps treffen“.

Der behinderte Profisportler ist wegen Mordes angeklagt: In der Nacht zum 14. Februar 2013 hat er in seinem Haus durch die verschlossene Toilettentür seine Freundin erschossen. Er beteuert, dort einen Einbrecher vermutet zu haben.

Nel versuchte auch am zweiten Tage seines Kreuzverhörs, die Glaubwürdigkeit des Angeklagten infrage zu stellen und ihn in Widersprüche zu verwickeln. Textnachrichten von Steenkamp, in denen sie von Ängsten vor Pistorius schrieb, seien vor allem Reaktionen auf seine Eifersucht gewesen, sagte der Paralympics-Star. Er stellte seine Beziehung zu dem Model im Wesentlichen als ungetrübt dar.

Nel aber wollte mit bohrenden Fragen nach Spannungen und Streit zwischen Pistorius und seiner Freundin belegen, dass es keine harmonische Liebesbeziehung gewesen sei. Pistorius habe Steenkamp Vorschriften selbst zum Kaugummikauen, ihrem Auftreten oder Umgang mit anderen Männern machen wollen. Der Staatsanwalt ließ Pistorius zum wiederholten Mal Einzelheiten der Tatnacht und des Tatorts beschreiben.

Pistorius blieb - deutlich beherrschter als an den Vortagen - bei seiner Darstellung, er habe Steenkamp im Bett vermutet und sei wegen verdächtiger Geräusche von einem Eindringling im Badezimmer ausgegangen. Er habe weder „aus Versehen“ noch „aus Absicht“ geschossen - Formulierungen, die der Staatsanwalt ihm entlocken wollte. Er habe einfach abgedrückt, sagte Pistorius.

Es sei „ein Unfall“ gewesen: „Erinnere ich mich daran, die vier Schüsse auf die Tür geschossen haben? Nein. Ich erinnere mich, den Abzug gezogen zu haben und dann Löcher in der Tür waren.