Beate Siegel weiß, welche Pilze man essen kann und welche giftig sind. Foto: Gottfried Stoppel

Die Naturparkführerin Beate Siegel gibt Tipps und beantwortet die Frage: lecker oder giftig? Unsere Bildergalerie zeigt die leckersten Sorten – und die, von denen man die Finger lassen sollte.

Murrhardt - Ein paar Tage lang herrscht eine Affenhitze, bald schüttet es wie aus Kübeln, dann ist es wieder schier unerträglich heiß – und wenig später regnet es erneut Stunden lang. Manchen Menschen schlägt das merkwürdige Sommerwetter aufs Gemüt. Für Pilze indes sind diese mal warmen, mal nassen Tage geradezu ideal: zurzeit schießen sie vielerorts im Wald aus dem Boden.

Beate Siegel sagt, die Bedingungen seien „optimal“. Viel besser als im Vorjahr, als es zu trocken gewesen sei. Sie muss es wissen. Die 53-jährige Naturparkführerin aus Auenwald ist Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM), bietet Pilzführungen und -seminare an, die oft auf dem Wacholderhof bei Murrhardt, beziehungsweise im nahe gelegenen Wald stattfinden – so wie an diesem Nachmittag.

Niemand, sagt die Expertin, kenne alle Pilze

Das Auto wird am Wegrand zwischen dem Wacholder- und dem Schweizerhof abgestellt. Mit einem Körbchen unterm Arm und einem scharfen Messer in der Hand spaziert die gelernte Bürokauffrau hinein in den Forst. Und dabei stolpern sie und ihre Begleiter alle paar Schritte über Pilze: große und kleine, genießbare und gefährliche. „Lecker oder giftig?“ Diese Frage beantwortet Beate Siegel oft. Mitunter indes müsse auch sie passen. Niemand, sagt die Expertin, kenne alle Pilze. Im Schwäbischen Wald wüchsen mehrere hundert Arten. Im Zweifelsfall sollten die gefundenen Pilze lieber nicht gegessen werden.

Sammler können jeden Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr zur Pilzberatung ins Naturparkzentrum am Murrhardter Marktplatz kommen. Diesen kostenfreien Service bieten Frau Siegel und andere Experten noch bis Ende Oktober an. Nach so einer Beratung könnten alle Anfänger ihre gefundenen Speisepilze mit ruhigem Gewissen zubereiten und verzehren. Alle Sammler werden allerdings gebeten, nicht mehr als fünf ihnen unbekannte Arten mitzubringen ins Naturparkzentrum. Wahllos gefüllte Pilzkörbe könnten nicht begutachtet werden. Und noch ein Tipp: Anfänger sollten sich zunächst auf die Röhrlings-Arten beschränken, „da kann man nicht viel falsch machen.“ Von Smartphone-Apps, die angeblich Pilze bestimmen können, halte sie nichts, sagt Beate Siegel: zu unsicher. „Machen Sie lieber einen Kurs.“

Bestimmte Pilzarten unter bestimmten Bäumen

Während der kleinen Exkursion im Wald beim Wacholderhof ist der Korb, den Beate Siegel trägt, schon bald gut gefüllt. Sie deutet auf einem Steinpilz und erklärt: „Der ist schon alt“ und deshalb kaum mehr genießbar. Wie alt der wohl ist?, fragt sich der Laie und denkt laut: Womöglich vom vergangenen Jahr? Beate Siegel lacht herzhaft und sagt: „ein paar Tage alt.“ Die Fachfrau erzählt, dass bestimmte Pilzarten unter bestimmten Bäumen wachsen. Fichtensteinpilze, wie der Name schon sagt, stehen oft in der Nähe von Fichten. Wer spezielle Pilzarten suche, der sollte deshalb auch Baumarten unterscheiden können.

Und welcher ist Beate Siegels Lieblingspilz? Nach längerem Überlegen antwortet sie: der Duftende Leistling. Dieser rieche nach Mirabelle. Sie lasse den seltenen Pilz aber meistens stehen, schaue ihn an, erfreue sich am Duft. Ihre Familie habe mittlerweile eh genug von Pilzen, winke beim Angebot eines Pilzgerichts oft dankend ab.