Die Stadt Kirchheim hat ein Pilotprojekt im Freihof-Schulzentrum gestartet: Spezielle Haltestellen sollen Verkehrsprobleme auf dem Schulweg entschärfen.
Hupende Autos, riskante Wendemanöver, verstopfte Straßen: Vor den Schulen ist vor allem zur morgendlichen „Rushhour“ mächtig was los. Einen Anteil an diesem Verkehrschaos haben die sogenannten Elterntaxis. Auch das Freihof-Schulzentrum in Kirchheim ist davon stark betroffen – weshalb nun mehrere Regelungen zur Entschärfung der Situation getestet werden. Der Pilotversuch gilt vorerst für ein halbes Jahr, teilt die Stadtverwaltung mit.
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Die Freihof-Grund- und Realschule sowie die Musikschule haben ihre Schüler und deren Eltern im Vorfeld über das Projekt informiert: So ist die Einfahrt von der Plochinger Straße in die Wollmarktstraße gesperrt worden. Das eingeschränkte Halteverbot wurde in ein absolutes Halteverbot umgewandelt, außerdem an der Einfahrt von der Alleenstraße in die Herdfeldstraße ein Sackgassenschild angebracht. „Und in der Lauterstraße ist eine ‚Hol- und Bringzone’ für Elterntaxis eingerichtet worden, in der die Eltern von Montag bis Freitag zwischen 7 und 17 Uhr mittels Parkscheibe anhalten und ihre Kinder ein- und aussteigen lassen können“, zählt Marcus Deger, Leiter des Sachgebiets Ordnung und Verkehr bei der Stadtverwaltung, die Neuerungen auf. Ein weiterer Haltepunkt für die Eltern sei der Parkplatz am Ziegelwasen. Von dort aus seien es nur wenige hundert Fußweg bis zum Schulgelände. Die „Hol- und Bringzonen“ wurden durch eigens gestaltete Elterntaxi-Haltestellenschilder gekennzeichnet.
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Ob die Veränderungen die gewünschte Wirkung erzielen und wie schnell sich die Verkehrsteilnehmer an die neue Situation gewöhnen, werde sich zeigen, räumt man im Kirchheimer Rathaus ein. In einem halben Jahr wolle man die Lage neu bewerten. Die Beteiligten seien aber von der Richtigkeit des Pilotversuchs überzeugt. „Die Rückmeldungen auf die Pläne der Stadt waren durchweg positiv“, berichten die Schulleitungen.
Deger verweist auf die Vorteile: „Selbstständiges und eigenverantwortliches Handeln gehört zur Entwicklung eines jeden Kindes und stärkt das Selbstwertgefühl. Kinder, die sich im Straßenverkehr alleine bewegen müssen, sind gefordert, sie tragen Verantwortung für sich und müssen eigene Entscheidungen treffen.“ Werden Kinder vom Elterntaxi zur Schule gebracht, könnten sie den Umgang mit dem Straßenverkehr und auch das eigenständige Orientieren und Zurechtfinden nicht üben, so Deger.
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Der Stadtverwaltung war eine Umsetzung noch vor den Pfingstferien wichtig, um allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich an die neue Verkehrsführung zu gewöhnen, heißt es im Kirchheimer Rathaus. „Ein Verkehrschaos ist bisher ausgeblieben“, zieht Deger nach der ersten Woche des Pilotversuchs eine Bilanz. Das habe wohl auch an der regelmäßigen Begleitung durch den städtischen Vollzugsdienst in Form von Kontrollen und Aufklärung gelegen.
Natürlich sei es bequem, die Kinder zur Schule zu fahren, räumt Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer ein. „Elterntaxis lassen sich nicht vollständig vermeiden.“ Dennoch ist er zuversichtlich: „Selbst wenn diese unvermeidlich sind, gibt es Möglichkeiten, um für mehr Sicherheit und weniger Verkehrs- und Umweltbelastung auf dem Schulweg zu sorgen.“