Eineinhalb Jahre lang können Degerlocher testen, ob SSB Flex praktisch ist für Fahrten innerhalb des Bezirks. Foto: Tilman Baur

Für eineinhalb Jahre steht in Stuttgart ein neuer Service zur Verfügung. Fahrdienste, die sich via App bestellen lassen, bringen einen von A nach B. Allerdings hat das Angebot auch seine Grenzen.

Degerloch - Der öffentliche Nahverkehr in Degerloch könnte besser werden. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) plant zusammen mit der Daimler-Tochter Moovel ein Pilotprojekt namens SSB Flex. Dabei fordern Kunden mit dem Handy Fahrzeuge an, die sie in ihrem Stadtbezirk von einem Ort zum anderen bringen. Derzeit läuft eine Testphase in der Innenstadt. Der eigentliche Pilotversuch beginnt am 1. Juni in Degerloch und Bad Cannstatt und dauert eineinhalb Jahre bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019.

Das Prinzip dieser bedarfsgerechten Personenbeförderung ist einfach. Kunden benötigen dafür ein Smartphone und die bereits erhältliche App namens Flexpilot. Dort geben sie den gewünschten Start- und Zielpunkt ein. Die App sagt ihnen daraufhin, wann und wo ein Fahrzeug sie abholt. „Ein Algorithmus berechnet dann, ob ein anderer Kunde eine ähnliche Strecke anfragt“, erklärt Roland Krause, Leiter des Stabsbereichs Planung bei der SSB.

Mitfahrer sind keine Voraussetzung, damit das Taxi kommt

Auf diese Weise will man möglichst viele Personen befördern und dadurch Ressourcen sparen. Mitfahrer sind aber nicht die Voraussetzung, dass ein Fahrzeug kommt. Der neue Service bringt auch Einzelfahrgäste von A nach B. Ziel ist es, bisherige weiße Flecken auf der ÖPNV-Landkarte zu tilgen. Es ist kein Zufall, dass die Wahl dabei neben Bad Cannstatt auf Degerloch gefallen ist. „Der Wunsch nach einer besseren Erschließung ist in letzter Zeit kommunalpolitisch ja immer öfter geäußert worden“, sagt Roland Krause von der SSB.

Vor allem das Haus auf der Waldau, das Gewerbegebiet Tränke, aber auch der untere Teil der Reutlinger Straße seien immer wieder genannt worden. Linienbusse seien dort wirtschaftlich jedoch nicht profitabel, so Krause. Beide Gebiete sind nun Teil des neuen Systems. Nicht dabei sind dagegen Hoffeld, das laut SSB bereits gut mit Bussen versorgt ist, sowie der an die Zahnradbahnlinie 10 angeschlossene Haigst. SSB Flex beschränkt sich auf Fahrten innerhalb der Bezirke, Fahrten von einem Bezirk in einen anderen oder gar durch die ganze Stadt sind nicht möglich. Die Flotte besteht aus zehn Fahrzeugen, Mercedes-Minibussen der V-Klasse und Fahrzeugen der B-Klasse mit elektrischem Antrieb.

Der neue Dienst ist als Ergänzung zum bestehenden Angebot der VVS geplant. Die Flex-Pilot-App zeigt deshalb stets alle verfügbaren ÖPNV-Angebote an, ergänzt um den neuen Shuttleservice. Auf den VVS-Tarif zahlen Kunden künftig einen Komfortzuschlag, der sich nach der Länge der angeforderten Strecke richtet. „Der Kunde hat dabei immer die völlige Wahlfreiheit und Kostentransparenz“, betont Krause.

Am Wochenende auch in die Innenstadt

Von Juni an können Degerlocher Kunden montags bis samstags von 6 bis 21 Uhr auf den Service zugreifen. Donnerstags bis samstags zwischen 21 und 2 Uhr sind außerdem Fahrten von der Innenstadt in die beiden Außenbezirke möglich. Ob das Angebot nach der Pilotphase bleibt, darüber entscheiden die Kunden in Degerloch.

Eine Prognose will Roland Krause nicht abgeben: „In der ganzen Republik fängt man gerade an, diese Systeme zu testen“, sagt er. Die Datenlange sei daher noch dünn. Moovel-Pressesprecher Michael Kuhn gibt sich vorsichtig optimistisch. Die Testphase in der Innenstadt laufe außerordentlich vielversprechend. Sogar „Stammgäste“ gebe es bereits, die den Service mehrfach in Anspruch genommen hätten. „Ich gehe davon aus, dass das Angebot auch in den Randbezirken gut angenommen wird“, sagt Kuhn.