Wieder mal stehen zig Flieger am Boden, anstatt in den Himmel zu steigen. Foto: dpa

Die achte Streikwelle der Lufthansa-Piloten ist angerollt. Vor allem Reisende am größten Drehkreuz Frankfurt trifft der Ausstand hart. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht - im Gegenteil.

Frankfurt/Main - Erneut sind Tausende Passagiere die Leidtragenden: Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit erhöht mit neuen Arbeitsniederlegungen im Streit um den Vorruhestand der Lufthansa-Piloten den Druck. Nach dem Ende des Lokführerstreiks begann am Montagmittag der 35-stündige Ausstand der Flugkapitäne zunächst auf der Kurz- und Mittelstrecke.

Am Dienstag sollen die Ausstände von 06.00 Uhr bis kurz vor Mitternacht auf Langstreckenverbindungen ausgeweitet werden, wie VC mitgeteilt hatte. Lufthansa muss deshalb mehr Flüge streichen als zunächst geplant. Eine baldige Lösung des Konflikts scheint nicht in Sicht.

Die achte Streikwelle der Piloten trifft vor allem Lufthansa- Passagiere auf Strecken von und nach Frankfurt. Europas größte Fluggesellschaft stellte die Langstreckenverbindungen in die Mainmetropole für Dienstag fast vollständig ein. Der überwiegende Teil der Kurz- und Mittelstreckenflüge werde ebenfalls gestrichen, teilte die Fluggesellschaft mit.

Ab München könnten dagegen voraussichtlich rund die Hälfte aller geplanten Kurz-, Mittel- und Langstreckenflüge von Lufthansa starten. Langstreckenflüge von und nach Düsseldorf sollten planmäßig verkehren.

Die Streiks verursachten einen großen direkten wirtschaftlichen Schaden und einen Imageschaden für Lufthansa, kritisierte Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne. „Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum sich die Vereinigung Cockpit so kompromisslos einer Lösung des Tarifkonflikts versperrt“. Alle anderen Beschäftigtengruppen hätten einen Beitrag zur Zukunft von Lufthansa geleistet.

Die Lufthansa streicht 1511 Flüge

Die Lufthansa will, dass ihre Piloten später als bisher in den bezahlten Vorruhestand gehen. Dazu wurden komplexe Übergangsregeln angeboten. Die Gewerkschaft wirft Lufthansa dagegen vor, seit April ihre Kompromissvorschläge nicht aufgegriffen zu haben. „Es geht darum, zusätzlichen Druck aufzubauen“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Bislang habe Lufthansa nur gemauert. „Wir hoffen Lufthansa dazu zu bewegen, sich ernsthaft mit uns zu unterhalten“.

Insgesamt streicht Lufthansa nun 1511 Flüge, betroffen sind etwa 166 000 Passagiere. Zunächst war die Airline von 1400 Flügen auf der Kurz- und Mittelstrecke ausgegangen. Durch die Ausweitung des Ausstands werde der Flugverkehr deutlich stärker beeinträchtigt, erklärte die Lufthansa.

Einen dritten Sonderflugplan mit Informationen für Flüge von und nach Frankfurt wollte die Airline am Montagnachmittag auf ihrer Internetseite veröffentlichen.

Zuvor hatten am Montagmorgen die Lokführer ihren bisher längsten Streik in diesem Jahr beendet. Bereits vergangene Woche hatten Lokführer und Piloten mit zwei aufeinanderfolgenden Ausständen die Reisepläne Tausender durcheinandergewirbelt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt angesichts der Streikwellen bei der Bahn und Lufthansa auf eine baldige Verständigung der Tarifparteien. Sie hoffe, „dass diese Konflikte schnell beigelegt werden können“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin.

Aus Sicht der Kanzlerin zeigten die Streiks, „dass es viele gute Gründe gibt, ein Gesetz zur Tarifeinheit zu verabschieden“. Laut Arbeitsministerium soll sich das Bundeskabinett am 3. Dezember mit einem entsprechenden Entwurf befassen. Wirtschaftliche Effekte der Streiks seien vorerst nicht zu beziffern, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.