Die Porsche-Vorstände Barbara Frenkel und Michael Steiner betanken einen Porsche 911 mit dem ersten in der Pilotanlage Haru Oni in Punta Arenas (Chile) erzeugten synthetischen Kraftstoff. Foto: Porsche

Die Pilotanlage Haru Oni im Süden Chiles startet die Produktion von synthetischem Kraftstoff. Basis dieser sogenannten E-Fuels sind grüner Strom und Wasser.

Porsche hat am Dienstag im chilenischen Punta Arenas seine Pilotanlage Haru Oni (auf deutsch übersetzt „der Ort, wo der Wind bläst“) zur Herstellung von synthetischem Treibstoff eingeweiht. Damit kann 14 Monate nach der Grundsteinlegung die industrielle Produktion sogenannter E-Fuels an diesem Standort beginnen.

Barbara Frenkel, Porsche-Vorstand für Beschaffung, sagte dazu: „Wir schreiben heute Geschichte. Weltweit gibt es noch keine vergleichbare Anlage.“ Im ersten Ausbauschritt soll Haru Oni 130 000 Liter E-Fuel pro Jahr produzieren. Porsche verwendet diese Menge selber. Ein erster Einsatzbereich soll im kommenden Jahr die Auto-Rennserie Porsche Mobile 1 Supercup werden. Der Stuttgarter Autobauer hat mehr als 100 Millionen Euro in Haru Oni und in seine 12,5-Prozent-Beteiligung an High Innovative Fuels Global (HIF) investiert. HIF betreibt Haru Oni und plant weltweit industrielle Projekte zur Herstellung und Vermarktung von E-Fuels.

Rund um die Pilotanlage sollen Kapazitäten aufwachsen, die jährlich 55 Millionen Liter und bis in etwa sieben Jahren 550 Millionen Liter E-Fuels produzieren. „Wie schnell das geht, hängt von den laufenden Genehmigungsverfahren ab“, sagte Porsches Entwicklungsvorstand Michael Steiner unserer Zeitung. Sein Unternehmen betrachte Haru Oni am äußerst windreichen Südende Chiles als einen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2030: „Ergänzend zum Kern, der E-Mobilität, kommen die E-Fuels für Einsatzbereiche hinzu, für die als Primärenergie kein grüner Strom zur Verfügung steht oder die auf flüssige Brennstoffe angewiesen bleiben.“ Besonders die Luft- und die Schifffahrt gelten als solche Anwendungsbereiche, aber auch besonders energieintensive industrielle Anwendungen. Barbara Frenkel verweist darauf, dass noch in zehn Jahren der weltweite Bestand von Autos mit Verbrennermotor größer als eine Milliarde sein wird.

Weitere Projektpartner für Haru Oni sind Exxon Mobile, Siemens Energy, Enap, Enel und lokale Energieunternehmen. In einer Elektrolyse-Anlage von Siemens Energy wird auf Basis von Windenergie Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Aus dem mit Kohlendioxid aus der Luft angereicherten Wasserstoff entsteht im nächsten Schritt Methanol. Das dient als Grundprodukt für flüssige synthetische Treibstoffe.

Diese sind leicht in Schiffen zu transportieren und in herkömmlichen Verbrennermotoren nutzbar. Wird der Strom ausschließlich mit regenerierbarer Energie gewonnen, liegt der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid bei E-Fuels rund 90 Prozent niedriger als beim Verbrennen von Erdöl, Erdgas oder Kohle.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann, der wie auch drei Minister der chilenischen Regierung an der Eröffnung teilnahm, lobt Porsche „für den Mut, diesen Pfad eröffnet zu haben“. Gerade für ein Unternehmen, das kein Kraftstoffhersteller ist, sei das ein großer Schritt, sagte Hermann unserer Zeitung. Kritiker halten E-Fuels für einen technologischen Irrweg, der die Fokussierung des Autobaus auf Batterieantriebe stört.