Als Winnetou ging Pierre Brice in die Kinogeschichte ein. Foto: dpa

Der letzte "Winnetou"-Film kam 1968 in die Kinos - doch für das deutsche Publikum wird der Franzose Pierre Brice auf immer der Indianerhäuptling bleiben. Nun ist der Schauspieler im Alter von 86 Jahren gestorben.

Paris - Er starb in den Armen seiner Frau: Der französische Schauspieler und "Winnetou"-Darsteller Pierre Brice ist tot. Der 86-Jährige sei in einem Krankenhaus bei Paris einer Lungenentzüdung erlegen, teilten das Management und der Anwalt des Schauspielers mit.

Brice spielte den Romanhelden von Karl May in den 60er Jahren insgesamt elf Mal - erstmals 1962 im "Der Schatz im Silbersee". Die Filmreihe endete 1968. 30 Jahre später streifte der Franzose für den ZDF-Zweiteiler "Winnetous Rückkehr" nochmals das Indianerkostüm über.

In Deutschland ein Star, in Frankreich kaum bekannt

In Deutschland war Pierre Brice (oder Pierre Louis Baron de Bris, wie er eigentlich heißt) ein Star, in Frankreich ein Unbekannter. Der Schauspieler war ein rein deutschsprachiges Phänomen. Brice nahm's gelassen: "In Frankreich war und ist Karl May nicht bekannt. Dort gab es andere Helden", sagte er 2012 in einem Interview.

Karl May (1842-1912) war einer der produktivsten deutschen Autoren von Abenteuerromanen. Sein Werk wurde in mehr als vierzig Sprachen übersetzt. Nur in Frankreich, Großbritannien und den USA ist er weitgehend unbekannt. Auch Brice hatte bis zu seinem ersten Dreh nie Karl May gelesen. Danach wurde er zum Spezialisten.

Das deutsche Publikum war begeistert. So sehr, dass sein Filmtod im Jahr 1965 eine Protestwelle auslöste, die den beliebten Indianer für kurze Zeit wieder auferstehen ließ. Brice war mit seiner Minimalmimik zur Idealverkörperung des Mayschen Indianerhäuptlings geworden. Ob "Das Traumschiff", "Ein Schloss am Wörthersee" oder "Die Hütte am See": Die Produktionen danach erzielten nur mäßigen Erfolg.

Zu introvertiert für den französischen Film

Eine Art-Dokomentation nannte ihn 2007 den "berühmten Unbekannten des französischen Kinos". Dabei waren seine Anfänge in der Heimat vielversprechend. Er spielte unter anderem in "Le Miroir à deux faces" von André Cayatte und "Les Tricheurs" von Marcel Carné. Sein Gesicht war dem Publikum nicht unbekannt. Doch Ende der 1950er Jahre gab es keinen Mangel an Schauspieler-Jungstars. Er musste mit Jean-Paul Belmondo und Alain Delon konkurrieren, dem er zudem ähnlich sah.

Die introvertierte, zurückhaltende Art von Brice tat ein Übriges. So ging der "Beau" nach Italien und Spanien, wirkte dort in zahlreichen Mantel- und Degenfilmen mit, bevor ihn der deutsche Produzent Horst Wendlandt entdeckte und ihm die Rolle seines Lebens gab: Winnetou, den er nach seinen Film- und TV-Versionen auch bei den Karl-May-Festspielen in Elspe und in Bad Segeberg mimte.

Erst im März hatte der TV-Sender RTL mitgeteilt, dass man eine Neuauflage der Winneutou-Filme plane und Brice gerne für die Rolle als Winnetous (Wotan Wilke Möhring) Vater gewinnen wolle. Brice selbst zeigte sich von dem Vorhaben wenig angetan: "Ich bin ehrlich gesagt nicht begeistert von der Idee."