Auf dem Landtag sollte die vorerst größte Solaranlage auf einem Landesgebäude in Stuttgart entstehen – auch aus Gründen des Denkmalschutzes wurde sie jetzt um die Hälfte verkleinert. Kritik gibt es an den vermeintlich zu hohen Kosten.
Die Landesregierung hat Großes vor: Bis 2030 will sie auf allen geeigneten Gebäuden, die dem Land gehören, Solaranlagen errichten lassen. Bis Ende 2023 hat das zuständige Finanzministerium im Südwesten rund 360 Anlagen mit einer Modulfläche von 167 000 Quadratmetern geschaffen – 600 000 Quadratmeter wären aber möglich. Es bleibt also noch einiges zu tun.
Auch das denkmalgeschützte Gebäude des Landtags ist für eine Fotovoltaikanlage vorgesehen. Ursprünglich sollte auf dem Flachdach im nächsten Jahr eine Anlage mit 309 Kilowattpeak Leistung auf 2400 Quadratmetern entstehen. Das wäre dann der größte Lichtkollektor des Landes in Stuttgart geworden. Wäre. Doch dazu gleich.
Bisher führt das Zentrallager des Staatstheaters mit 179 Kilowattpeak auf 800 Quadratmetern die Tabelle mit 30 landeseigenen Anlagen in der Landeshauptstadt an. Insgesamt gehören dem Land in Stuttgart rund 380 Gebäude. Dazu zählen nicht nur der Politik und der Verwaltung dienende Häuser, sondern auch Universitäten, Museen, Theater, Finanzämter oder Parkhäuser.
Anlage auf dem Landtag wir kleiner
Doch mittlerweile ist das Vorhaben auf dem Landtag abgespeckt worden. Das 1961 errichtete und 2016 grundlegend sanierte Gebäude steht unter Denkmalschutz – der Stahlbetonskelettbau gilt als Klassiker der Moderne und als erster Parlamentsneubau im europäischen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem aber habe sich auch herausgestellt, dass Dachränder, Oberlichter und Dachausstiege stärker als angenommen freigehalten werden müssten, so Sebastian Engelmann, der Sprecher des Finanzministeriums. So sollen jetzt nur 1000 bis 1200 Quadratmeter des Daches, also etwa die Hälfte, bestückt werden; entsprechend läge die Leistung dann nur noch bei 130 bis 150 Kilowattpeak.
Zudem soll aus technischen Gründen ein randloses Solarmodul genutzt werden, das auch die Denkmalpflege begrüßt. Ob der Termin der Fertigstellung im nächsten Jahr gehalten werden kann, ist offen. Vor wenigen Wochen ist die Ausschreibung des Projektes erfolgt.
Der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag beobachtet das Vorhaben seit Langem ganz genau und dürfte mit seinen vielen Anfragen und Briefen mittlerweile die Nerven mancher Mitarbeiter im Finanzministerium ziemlich beanspruchen. Er kritisiert die Anlage auf dem Landtag heftig. Laut Haag wurden die Kosten für das bereits verkleinerte Projekt nach einem Planungsstand von November 2023 mit 1,5 Millionen Euro angegeben. Wegen der Spezialmodule und weil das schon ausgesuchte Modell nicht mehr erhältlich ist, dürfte es verhältnismäßig eher noch teurer werden.
Im Vergleich zum erwarteten Ertrag koste die Kilowattstunde Strom dann 48 Cent, rechnet Friedrich Haag vor: „Bei einem so hohen Produktionspreis ist das ein Paradebeispiel für erzwungene grüne Symbolpolitik, die teuer, ineffizient und unwirtschaftlich ist.“ Die Kosten für die sogar etwas größere Anlage auf dem Zentrallager des Staatstheaters gab das Land in einer Anfrage vom Februar dieses Jahres mit 358 000 Euro an. Ein wirkliches Kontra zu dem Vorwurf der FDP kommt vom Finanzministerium nicht. Man müsse abwarten, bis die ausgeschriebenen Leistungen wirklich vergeben seien, heißt es ausweichend.
Auch auf dem Neuen Schloss ist eine Anlage geplant
Trotz der verringerten Modulfläche wird die Solaranlage auf dem Landtag die vorerst zumindest zweitgrößte in Stuttgart und eine der 20 größten im ganzen Südwesten auf den Gebäuden des Landes bleiben. Doch es gibt bereits weitere große Pläne. Auf einem Zellenbau des Gefängnisses in Stammheim ist eine sehr große Anlage mit 400 Kilowattpeak geplant, ebenso will man auf dem Naturkundemuseum (194 Kilowattpeak) und auf der John-Cranko-Schule (178 Kilowattpeak) künftig Licht in Strom verwandeln. Insgesamt 23 Anlagen sind für die nächsten Jahre in Stuttgart angedacht.
Als einziges weiteres denkmalgeschütztes Gebäude neben dem Landtag steht übrigens das Neue Schloss auf der Liste. Auf dem Flügel, der zur Planie hinausgeht, könnte eine Anlage mit 50 Kilowattpeak entstehen.