Phoenix berichtet live von der Stuttgart-21-Schlichtung Foto: Kraufmann

Im Fernsehen wird live geschlichtet - und das treibt die Phoenix-Quote nach oben.

Stuttgart - Politfuchs Heiner Geißler macht die Schlichtung zu Stuttgart 21 zum Medienereignis. Den ganzen Tag laufen die Gespräche live im Fernsehen. Vor allem der öffentlich-rechtliche Ereigniskanal Phoenix erzielt Traumquoten. Im täglichen Fernsehgeschäft gilt die Einschaltquote längst als Maßstab aller Dinge.

Vor diesem Hintergrund hat der Sender Phönix in den vergangenen Wochen schwindelerregende Höhen erreicht. Die acht live übertragenen Schlichtungsrunden bescherten dem sogenannten Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF einen durchschnittlichen Marktanteil von zwei Prozent und insgesamt rund fünf Millionen Zuschauer.

"Wir sind hoch zufrieden", sagte Programmgeschäftsführer Christoph Minhoff am Dienstag zum Abschluss der bundesweit beachteten Schlichtungsgespräche unserer Zeitung. Der Sender sei "elementar seinem Grundauftrag gerecht geworden". In der Tat sorgte die Dauerübertragung, die oftmals acht Stunden dauerte, dafür, dass alle Argumente für und gegen das Projekt gesendet und damit transparent wurden. Nicht nur für den Sender, auch für die Politik war der Prozess von Stuttgart aus Sicht des Senderchefs eine neue Erfahrung. "Was in Stuttgart gemacht wurde, ist beispielhaft für die Zukunft in Deutschland. Bei anderen Großprojekten, wo es ebenfalls ein solches Informationsdefizit gibt, wird sich so etwas wieder anbieten." Phönix habe seinen Ruf weiter festigen können. "Wenn der Zuschauer eine Quelle sucht, die Objektivität und Wahrhaftigkeit erfüllt, dann kommt er zu uns", zeigte sich Minhoff am Dienstagnachmittag selbstbewusst.

In der Tat könnte Phönix von den Dauerübertragungen aus Stuttgart noch länger zehren. Schon in der Vergangenheit sorgte der Sender immer mal wieder für ungeahnte mediale Transparenz - zum Beispiel, als der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) vor dem Visa-Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen musste. Dennoch wurde der gebührenfinanzierte Sender mit Hauptsitz in Bonn lange Zeit wegen seiner Dauerübertragungen von Parteitagen oder aus dem Bundestag, die im Regelfall einen Marktanteil von nicht einmal einem Prozent erreichen, eher belächelt.

Nun aber geht er gestärkt aus den Tagen von Stuttgart hervor. "Überall dort, wo es ein breites Interesse gibt und Öffentlichkeit hergestellt werden kann, werden wir auch künftig dabei sein", kündigte Minhoff an. Durch die insgesamt 70 Stunden umfassende Fernsehübertragung, da ist sich der Phönix-Chef sicher, habe die politische Diskussion eine neue Dimension in der Mediendemokratie erreicht. "Das alles hatte eine unglaublich befriedigende Wirkung", betonte Minhoff.

Ähnlich zufrieden wie bei Phönix ist man auch beim Südwestrundfunk (SWR), der die acht Schlichtungstermine und den Finaltag mit dem Schlichterspruch zwar nicht komplett, aber ebenfalls über Stunden hinweg live übertragen hat. "Das Interesse hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen", sagte der SWR-Programmverantwortliche Günter Heims am Dienstag. An einem durchschnittlichen Tag hätten 60.000 Menschen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz die Schlichtung zu Stuttgart 21 eingeschaltet - das entspricht einer Quote von 5,2 Prozent. "Das ist ein wichtiger Beitrag zur Transparenz- und Informationspflicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks", erläuterte Heims.