Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser werden im Taifun-Krisengebiet auf den Philippinen dringend benötigt. Foto: dpa

Endlich läuft die Hilfsversorgung im Taifun-Krisengebiet auf den Philippinen an. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Amerikaner: Ihr Flugzeugträger "USS George Washington" liegt vor der Küste von Samar - mit einer riesigen Wasseraufbereitungsanlage an Bord.

Endlich läuft die Hilfsversorgung im Taifun-Krisengebiet auf den Philippinen an. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Amerikaner: Ihr Flugzeugträger "USS George Washington" liegt vor der Küste von Samar - mit einer riesigen Wasseraufbereitungsanlage an Bord.

Tacloban - Die Versorgung der total erschöpften Überlebenden auf den Philippinen läuft eine Woche nach dem verheerenden Taifun „Haiyan“ auf Hochtouren. Tonnenweise Hilfsgüter wurden am Freitag ins Notstandsgebiet geflogen. Wegen der riesigen Zahl der Bedürftigen mussten die Menschen stundenlang für Essenpakete und Trinkwasser Schlange stehen. Nachdem der Regen aufgehört hat, warten die Leute in sengender Sonne bei 40 Grad Hitze. Die Zahl der Toten geben die Katastrophenbehörden inzwischen mit 3621 an. Aber noch immer werden weitere Leichen aus den Trümmern geborgen.

„Haiyan“ war am vergangenen Freitag über die Zentralphilippinen hereingebrochen und hatte mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern riesige Landstriche verwüstet. Es war der gewaltigste Taifun, der je an Land kam. Er löste eine gewaltige Sturmflut aus, die den Küstenstreifen auf einer Breite von mehreren hundert Metern wie bei einem Tsunami unter Wasser setzte. Das Wasser riss Hütten, Container, Autos und Hausdächer mit und spülte riesige Frachtschiffe Hunderte Meter ins Land. Hunderttausende Menschen wurden obdachlos.

"Viele spüren den Schmerz gar nicht mehr"

Im Notstandsgebiet hat das Feldlazarett der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R Germany geöffnet. Innerhalb weniger Stunden kamen Dutzende Verletzte, die mit komplizierten Brüchen und tiefen Schnittwunden seit einer Woche keine Versorgung hatten, wie Pressesprecher Mark Rösen aus Palo bei Tacloban berichtete. Manche Wunden seien so entzündet, dass die Menschen wahrscheinlich nur noch mit Amputationen gerettet werden könnten. „Viele spüren den Schmerz gar nicht mehr, weil die Nerven schon zerstört sind“, sagte Rosen. In manchen Wunden hätten sich Maden breitgemacht.

Die Regierung wehrte sich gegen Vorwürfe, sie versuche, die Zahl der Opfer herunterzuspielen. Man müsse jede Meldung sehr genau prüfen, sagte der Chef der Katastrophenbehörde, Eduardo del Rosario. Manche Gemeinden hätten Totenzahlen genannt, die sich später als deutlich zu hoch herausstellten. Die Vereinten Nationen hatten am Donnerstagabend von 4460 Toten gesprochen. Das bestätigten die philippinischen Behörden aber nicht.

Tausende wollen einfach nur weg

Tausende Menschen versuchten weiter, aus dem Katastrophengebiet zu fliehen. Am Hafen und am Flughafen von Tacloban wollen sie Plätze auf den Frachtmaschinen und -schiffen ergattern, die nach der Entladung der Hilfsgüter nach Manila oder Cebu zurückkehren.

Der amerikanische Flugzeugträger „USS George Washington“ liegt vor der Küste und entlädt tonnenweise Hilfsgütern. Sie werden mit Hubschraubern in Regionen des Katastrophengebietes geflogen, die bislang nicht erreicht werden konnten. Der britische Flugzeugträger „HMS Illustrious“ nahm vom Persischen Golf aus Kurs auf die Philippinen und sollte am 24. November eintreffen, wie Premierminister David Cameron sagte. Noch am Freitag soll der Zerstörer HMS Daring die Region erreichen, um die Hilfsaktionen zu unterstützen.

Die Regierung kam wegen der schleppend anlaufenden Hilfe stark unter Druck. „Unsere Rettungsmaßnahmen kommen voran, auch wenn es teils immer noch langsam geht“, räumte Innenminister Mar Roxas in Tacloban ein. „Jeden Tag läuft es besser als am Vortag. Es kann nie schnell genug gehen in einer Situation wie dieser, wo so viele Menschen betroffen sind und so viel Infrastruktur beschädigt ist.“ Die Regierung rechnet damit, dass das Desaster das Wachstum der philippinischen Wirtschaft von erwarteten sieben auf 6,5 Prozent drosselt.