Gabriel Feltz Foto: Feltz

Gabriel Feltz, Mezzosopran Janina Baechle und die Stuttgarter Philharmoniker brillieren mit Gustav Mahlers „Lied von der Erde“.

Stuttgart - Vesselina Kasarova ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen. Es ist zu hoffen, dass die Absage ihres Auftritts als Solistin in Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ nichts mit dem Totalverriss ihres Auftritts ausgerechnet bei den Mahler-Musikwochen („schwülstiger Gesang . . . brutal daneben!“) zu tun hatte.

Statt Weltklasse-Mezzo Kasarova war nun Janina Baechle im Konzert der in Bestform spielenden Stuttgarter Philharmoniker unter der Leitung von Gabriel Feltz zu erleben. Damit knüpft Dortmunds Opern-Generalmusikdirektor Feltz an seinen weithin gerühmten Stuttgarter Mahler-Zyklus an. Vorangekündigt wird dieses in der Konzertreihe „Der Gott des Weines“ auftauchende Weltabschiedswerk obendrein höchst skurril: „Der Lemberger. Er singt das Lied von der Erde und heißt in Österreich anders . . .“

Alles in allem ohne größeren Fehl und Tadel fügten sich im „Lied von der Erde“ Stephen Gould, gleich zu Beginn im „Trinklied vom Jammer der Erde“ mächtig loslegend, sowie der wandlungsfähige Mezzosopran von Janina Baechle in Gabriel Feltz’ hochdifferenzierte, bestens ausbalancierte Interpretation. Am meisten aber zu bieten hatten die Orchestermusiker: höchste Flexibilität, ein wunderbares Legato der Streicher, über weite Bögen atmende solistische Holz- und Blechbläser, ein kontrastreiches Farbenspiel und viel rhythmische Attacke. Dies alles von Gabriel Feltz dirigiert mit souveräner Übersicht und konzentrierter Ruhe, welche namentlich die Schweigezonen tiefster Resignation im ausgedehnten „Abschied“ zum Ereignis machte. Am Schluss dann wieder und wieder die Worte „Ewig . . . ewig . . . ewig . . .“, gesungen vom Mezzosopran mit im Pianissimo erlöschender Stimme. Feltz hielt die Spannung von Reflexion und Poesie gleichsam in seinen Händen. Große Ergriffenheit im Beethovensaal.

Geradezu rabiat war der Zugriff von Gabriel Feltz auf Mozarts Jupitersinfonie KV 551 zu Beginn des Abends, vor allem im Vergleich zuletzt mit Walter Wellers verhaltenem Wiener Espressivo in der Sinfonie g-Moll KV 550. Seltsam manieriert schon der heroische Beginn und die folgende, seltsam sentimental verzögerte Antwort der (nicht nur an dieser Stelle) ohne Vibrato musizierenden Streicher, extrem die dynamischen Abstufungen, Akzentsetzungen sowie die oft viel zu raschen Tempi etwa im Finale. Immerhin erstaunlich, mit welcher Präzision und Hingabe die Philharmoniker den Intensionen ihres früheren Chefs folgten.