Bei einem Zugunglück in den USA sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Foto: Philadelphia Inquirer/ZUMA

„Es gab viel Chaos... viel Blut, es floss viel Blut“: Ein Zugunglück nahe der US-Stadt Philadelphia hat mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Der Bürgermeister beschreibt die Szene als „totales, katastrophales Durcheinander“.

Philadelphia - Bei einem Zugunglück in der amerikanischen Ostküstenmetropole Philadelphia sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden. Rettungsmannschaften suchten noch Stunden nach dem nächtlichen Unglück in den teils schwer beschädigten Waggons nach Passagieren. Der Zug der Amtrak-Gesellschaft war auf dem Weg von Washington nach New York, als er nach einer scharfen Kurve plötzlich entgleiste. Sechs Waggons und die Lokomotive sprangen von den Schienen.

An Bord befanden sich 238 Passagiere und fünf Crewmitglieder. Dem Sender CNN zufolge wurden bis zu 150 Menschen in Krankenhäuser gebracht oder suchten sie aus eigener Kraft auf.

Der Ostküstenkorridor zwischen Washington und Boston mit den Stationen Philadelphia und New York ist die meistbefahrene Bahnstrecke Nordamerikas. Laut CNN werden auf diesem Schienenweg täglich mehr als dreimal so viele Passagiere befördert wie per Flugzeug.

Knäuel von verbogenem Metall

Das US-Fernsehen zeigte Bilder von einem Waggon, der einem Riesenknäuel von verbogenem Metall glich. Andere Wagen lagen auf der Seite, die Lokomotive hatte sich vom Rest des Zuges getrennt.

Augenzeugen berichteten von blutüberströmten Menschen, die durch Fenster ins Freie gezogen wurden. „Ein totales, katastrophales Durcheinander“, beschrieb Philadelphias Bürgermeister Michael Nutter die nächtliche Szene nach dem Unfall.

Experten der Transportsicherheitsbehörde NTSB forschten am Mittwoch nach der Ursache. Dabei konzentrierten sie sich unter anderem auf die Geschwindigkeit des Zuges. CNN zufolge überlebten alle Crewmitglieder: Das könnte die Aufklärung erleichtern. Auch Ermittler der Bundespolizei FBI waren vor Ort, aber laut Medienberichten gab es keine Hinweise auf Sabotage.

Neun Unfälle in diesem Jahr

Das Unglück entfachte auch eine neue Diskussion über den Zustand des Schienennetzes in den USA. Es war bereits der neunte Unfall eines Amtrak-Zuges in diesem Jahr. Allerdings ereigneten sich die meisten bei Kollisionen mit Fahrzeugen auf Bahnübergängen.

Im Jahr 1943 waren bei einem Bahnunglück an der gleichen Stelle in Philadelphia 79 Menschen ums Leben gekommen.

Viele der Passagiere von Zug Nummer 188 waren Menschen, die beruflich in Washington zu tun hatten, müde vor sich hindösten oder E-Mails auf ihren Handys checkten. Dann, als sich der Zug am nördlichen Rand von Philadelphia befand, habe es plötzlich einen Ruck gegeben, schilderte eine Reisende dem Sender CNN. „Dann war alles durcheinander.“

Die Wucht beim Entgleisen war den Augenzeugenberichten so groß, dass Passagiere, Gepäck, Laptops und Handys durch die Luft wirbelten. „Da waren zwei Menschen in der Gepäckablage über unseren Köpfen“, zitierte CNN Passagier David Wetrin. „Sie fragten, ob wir ihnen herunterhelfen könnten.“

Menschen krochen durch die Gänge, versuchten, durch Fenster und Türen ins Freie zu gelangen. Joan Elfman, eine Krankenschwester, schilderte, sie habe viele Passagiere mit Knochenbrüchen gesehen und versucht, Erste Hilfe zu leisten. „Es ist ein Alptraum“, habe sie gedacht.

Der Politiker und Augenzeuge Patrick Murphy, der sich an Bord befand, twitterte Bilder aus dem Innern des Zuges. Sie zeigten, wie Rettungskräfte Eingeklemmten halfen. Dem Sender WPVI sagte Murphy: „Ich hörte einen Knall oder so etwas in der Art.“ Dann sei der Zug hin und her getaumelt und entgleist: „Es gab viel Chaos... viel Blut, es floss viel Blut.“