Pharmahandel bei Celesio – Das Unternehmen wurde im Januar vom Konkurrenten McKesson übernommen Foto: dpa

Im Januar hat der US-Pharmakonzern McKesson den Konkurrenten Celesio aus Stuttgart übernommen. Die Nachwehen des Milliarden-Deals machen den Aktionären auf der Hauptversammlung zu schaffen.

Stuttgart - Im Januar hat der US-Pharmakonzern McKesson den Konkurrenten Celesio aus Stuttgart übernommen. Die Nachwehen des Milliarden-Deals machen den Aktionären auf der Hauptversammlung zu schaffen.

Mit einer Mischung aus Wehmut, Wut und Verzweiflung haben rund 300 Kleinaktionäre in der Stuttgarter Porsche Arena Abschied von dem schwäbischen Traditionskonzern Celesio genommen – zumindest in seiner bisherigen Form.

Ende Januar diesen Jahres war es dem in San Francisco ansässigen Konkurrenten McKesson nach monatelangem Übernahmepoker gelungen, das Unternehmen mit zuletzt 21,4 Milliarden Euro Umsatz aufzukaufen. Rund 76 Prozent der Aktien liegen seither bei dem US-Branchenriesen. Das Aktienpaket erlaubt es McKesson, bei Celesio Beschlüsse im Alleingang durchzusetzen. Formale Voraussetzung dafür ist ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag der von den Celesio-Aktionären beschlossen werden muss. Angesichts der bestehenden Mehrheitsverhältnisse unter den Anlegern war das am Dienstag auf der Hauptversammlungen allerdings nur eine Formalie. Eine Sperrminorität besitzen die verbliebenen Kleinaktionäre nämlich nicht mehr.

Allerdings nutzten sie auf der Veranstaltung ihre Möglichkeit zum Protest. Der Beherrschungsvertrag komme einer „Zwangsenteignung der verbliebenen Kleinaktionäre gleich“, sagte Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger und empfahl den Anlegern den Vertrag abzulehnen. „Setzen Sie ein Signal und stimmen Sie nicht zu“, warf auch der kritische Kleinaktionär Matthias Gaebler in die Runde.

Im Zuge des Vertrags verlieren die Celesio-Eigner eines ihrer Kardinalrechte, und zwar über den Gewinn des Unternehmens – und damit über die Dividenden – zu entscheiden. Die Celesio-Gewinne fließen künftig zur US-Mutter McKesson. Über ihre Verwendung wird dort abgestimmt. Als Ausgleich erhalten die Celesio-Anteilseigner jedes Jahr eine fixe Dividende pro Aktie in Höhe von 83 Euro-Cent. Das entspricht in etwa dem dreifachen des bisherigen Betrags. Das gleiche den Verlust an Entscheidungsmöglichkeiten nicht aus, sagte Aktionärsschützer Schmidt.

Insbesondere die Rolle des Celesio-Managements erregte den Unmut der Aktionäre. So erhält die bisherige Celesio-Vorstandschefin Marion Helmes als Abfindung rund 11, 36 Millionen Euro. Ganze 12 Monate stand sie an der Celesio-Spitze, war zuvor aber bereits als Finanzvorstand bei den Stuttgartern tätig. Celesio-Aufsichtsratsmitglied und Versammlungsleiter Henning Rehder, sagte, die Höhe der Zahlung entspreche den Regeln des Codex für gute Unternehmensführung. Kleinaktionär Gaebler sagte: „Goldmariechen geht mit einem goldenen Handschlag. “

Allgemein hat sich bei den Kleinaktionären der Eindruck durchgesetzt, unter die Räder gekommen zu sein. So war der bisherige Großaktionär Haniel für die Abgabe seines 50,01-Prozent-Aktienpakets mit 23,50 Euro je Aktie abgefunden worden. Der US-Hedgefonds Elliott, dessen Celesio-Wandelanleihen sich im Lauf der Übernahmeschlacht als besonders bedeutsam heraus kristallisierten, hat laut Aktionärsschützer Schmidt umgerechnet gar rund 31 Euro je Anteil erhalten. Den Kleinaktionären bietet McKesson dagegen grade mal 22,99 Euro je Aktie an. „Ein Geschenk“, wie Gaebler sagte. Auch Zweifel an den strategischen Fähigkeiten von McKesson bestehen. „Ich bezweifle, dass das neue US-Management die komplizierten europäischen Gesundheitsmärkte versteht und sich darin zurechtfindet“, sagte Schmidt und ergänzte: „Ich befürchte, dass Celesio heruntergewirtschaftet wird“.