Der Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft in dieser Saison ist außergewöhnlich. Foto: dpa

Wenn am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) zum letzten Heimspiel der Saison gegen die Würzburger Kickers erneut 59 000 Zuschauer in die Mercedes-Benz-Arena strömen, dann werden die Fans des VfB Stuttgart einige neue Bestmarken setzen.

Stuttgart - So ein Abstieg, heißt es ja gern, entfalte auf Verein und Umfeld eine reinigende Wirkung. Ein Jahr im Unterhaus als Jahr der Besinnung und des Neuaufbaus. Nun bringt der ruhmreiche VfB Stuttgart, noch immer Fünfter der ewigen Bundesligatabelle, am Sonntag (15.30 Uhr) mit dem Spiel gegen Kickers Würzburg sein unfreiwilliges Sabbatical mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit hinter sich.

Und so stellt sich die Frage, welchen Effekt die Spielzeit auf den Sportplätzen zwischen St. Pauli und Sandhausen nach sich zieht. Finanziell, so viel kann man jetzt schon sagen, hat der Verein nicht nur ein, sondern eher zwei Jahre verloren. Lässt man die Ausgliederung der Profisparte, über die von den Mitgliedern am 1. Juni abgestimmt wird, einmal außer Acht, wird der Spieleretat für die kommende Saison knapp unter dem der Abstiegssaison 2015/16 liegen. Auch in puncto Umsatz und Sponsoring wird der Club aus Cannstatt nicht da stehen, wo er sich vor einem Jahr aus der Eliteliga verabschiedet hat.

Mehr Zuschauer als im Meisterjahr

Rein sportlich betrachtet hat sich der Verein zwar runderneuert. Über die langfristige Stabilität von Kader und sportlicher Führung kann aber erst dann ein Urteil gefällt werden, wenn der VfB wieder im Bundesliga-Alltag angekommen ist. In einem anderen Punkt lässt sich dagegen jetzt schon festhalten: Das eine Jahr zweite Liga hatte seine kathartische Wirkung. Und zwar, was den Zusammenhalt zwischen Anhängern und Mannschaft angeht. Ein softes, aber nicht zu unterschätzendes Kriterium. „Da ist wieder etwas zusammengewachsen“, findet Stürmer Daniel Ginczek, der die langen Krisenjahre selbst miterlebt hat, in denen viel von der Liaison zwischen Fans und Spielern in die Brüche gegangen war.

Im Moment bricht aber gerade der zweite Frühling an. Was sich allein an den nackten Zahlen ablesen lässt. Eingerechnet des letzten, ausverkauften Heimspiels gegen Würzburg, kommt der designierte Aufsteiger auf einen Zuschauerschnitt von 50 700. Ein schier unglaublicher Wert. Mehr als in der Meistersaison vor zehn Jahren (46 100) und deutlich mehr als vor Saisonbeginn kalkuliert (35 000.) Die bisherige Zweitliga-Bestmarke hielt der 1. FC Köln in der Saison 2013/14 mit 46 100 Fans. Schon dieser Wert galt damals als Meilenstein.

Ein Gutes hatte die Zweitligasaison damit

Auch europaweit befinden sich die Stuttgarter Fans auf Rekordkurs. Im Ranking der bestbesuchten Stadien des Kontinents liegt die Cannstatter Arena auf Platz 16. Zweitligafußball à la VfB erscheint dem Anhang attraktiver als Fußball-Fans in London, Paris oder Lissabon die Darbietungen von Champions-League-Teilnehmern wie Chelsea, Paris Saint Germain oder Sporting. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass der VfB auf dem Weg zu Zuschauerrekorden von seinem großen Stadion profitiert. Und natürlich auch von den vielen Siegen gegen nicht gerade übermächtige Gegner.

Abgesehen vom immensen Zuspruch war die Stimmung und Unterstützung oftmals besser als bei so vielen Begegnungen in der Bundesliga. Selbst dann, wenn es mal nicht so gut lief. Vom Support bei den Auswärtsspielen ganz zu schweigen. Mit 5300 Auswärtsfans im Schnitt führt der VfB auch diese Rangliste der zweiten Liga an.

„Phänomenal“, „unglaublich“ – immer wieder bemühen Trainer Hannes Wolf und Sportvorstand Jan Schindelemeiser Superlative, wenn die Sprache auf die treuen Fans in Weiß-Rot kommt. „Man darf ruhig auch herausstreichen, wie positiv und hochanständig sie uns begleitet haben,“ sagt Schindelmeiser. Ausnahmen: Beim Pokalspiel in Homburg und beim Derby in Karlsruhe machten die Ultras mit ihren Bengalos Rabatz. Der Verein musste 48 000 Euro Geldstrafe zahlen.

Im Optimalfall trägt die neue erweckte Liebe zwischen Fans und Mannschaft den Aufsteiger auch durch das erste Jahr im Oberhaus. Dann hätte die zweite Liga tatsächlich ihr Gutes gehabt, auch wenn Hannes Wolf das anders sieht: „Ich weiß nicht, ob man deswegen absteigen musste.“

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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