Das Haus Schönberg nimmt sogar noch Neuzugänge an – trotz des geplanten Umzugs im Januar 2021. Foto: Symbolbild dpa/Uwe Anspach

Die Stadt Stuttgart hatte Anfang 2020 deutlich gemacht, dass sie den Pflegestandort in Schönberg unbedingt erhalten will. Die Bruderhaus-Diakonie zieht in gut zwei Monaten aus. Die Gespräche zur Perspektive sind nach wie vor Verschlusssache.

Schönberg -

Schönberg - Die neueste Antwort der Stadt ist – zunächst – auf Punkt und Komma identisch mit der vom Juli 2020: „Die Landeshauptstadt ist mit der Bruderhaus-Diakonie im Gespräch, aktuell werden notwendige Informationen eingeholt.“ Mehr war der Pressestelle bereits im Juli nicht zu entlocken. Es geht um die ungewisse Zukunft des Pflegestandorts in Stuttgart-Schönberg.

Die Bruderhaus-Diakonie hatte 2019 verkündet, dass sie das Haus am Röhrlingweg aufgeben wird. Stattdessen wolle man in Altbach (Kreis Esslingen) neu bauen. Der Umzug ist für Ende Januar 2021 geplant, wie Sabine Steininger, Sprecherin der in Reutlingen ansässigen Bruderhaus-Diakonie, auf eine aktuelle Anfrage sagt.

Altbach ist zwar aus Sicht der Bruderhaus-Diakonie ein Ersatz, doch nicht aus Sicht der Stadt Stuttgart. Weswegen Alexander Gunsilius vom Sozialamt im Februar in einer Bezirksbeiratssitzung in Stuttgart-Sillenbuch betont hatte, dass die Stadt alles daran setze, den Standort zu halten. Die Gespräche liefen auf höchster Ebene. Von der Stadt Stuttgart ist bei erstem Nachfragen nun nicht mehr dazu zu erfahren als der eingangs zitierte Satz. Nach hartnäckiger Rückfrage kommt wenige Tage später ergänzend die Auskunft: „Aufgrund des Pflegeplatzmangels sollen an dem Standort Schönberg weiterhin pflegebedürftige Menschen versorgt werden können. Eine Nutzungsänderung ist nicht angedacht.“ Es seien aktuell „Fragen zum Baurecht und zur Landesheimbauverordnung“ zu klären.

2030 fehlen knapp 2100 Pflegeplätze in Stuttgart

Wie wichtig der Standort Schönberg ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Demnach fehlen der Prognose nach im Jahr 2030 auf der Stuttgarter Filderebene bis zu 600 stationäre Pflegeplätze, stadtweit werden es schätzungsweise knapp 2100 fehlende Plätze sein.

Im Seniorenzentrum Schönberg leben aktuell 52 Bewohner, sagt Sabine Steininger von der Bruderhaus-Diakonie. Das Heim nehme bei Bedarf weitere Bewohner auf. Neuzugänge, obwohl im Januar umgezogen wird? „Stationäre Pflegeplätze sind gefragt, auch im Bereich der Kurzzeitpflege“, erklärt Steininger. „Deshalb ist es sinnvoll, verfügbare Plätze zur Verfügung zu stellen.“ Seit Juli 2020 seien elf neue Personen in Schönberg eingezogen. „Die Mehrheit der neuen Bewohner/innen zieht 2021 mit ins Seniorenzentrum Altbach um“, schreibt die Sprecherin der Bruderhaus-Diakonie.

„Ergebnis dieser Gespräche abwarten“

Was nach dem Umzug mit der Liegenschaft passiert, dazu ist auch von der Bruderhaus-Diakonie nichts zu erfahren. Man befinde sich „unverändert in Abstimmung mit der Stadt Stuttgart“, sagt Steininger. „Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir das Ergebnis dieser Gespräche abwarten möchten.“ Auch dies war bereits der Tenor im Juli. Mit dem Unterschied, dass es damals noch ein halbes Jahr hin war, bis die Umzugswagen vor der Tür stehen. Nun sind es noch gut zwei Monate.

In den Stadtbezirken auf den Fildern hatte die Nachricht, dass das Seniorenzentrum in Schönberg – mit seinen einst knapp 100 Plätzen – ersatzlos geschlossen werden sollte, Empörung und viel Kritik ausgelöst. Angehörige, Bürger und Lokalpolitiker hatten sich eingeschaltet. Ob dies etwas gebracht hat, wird sich weisen.