Die Stadt plant in Vaihingen 150 neue Plätze für die stationäre Pflege. Foto: dpa

Die Zahl der über 80-Jährigen steigt – und damit auch der Bedarf an Pflegeeinrichtungen. Das Sozialamt hat bereits zwei Standorte in Stuttgart-Vaihingen im Blick, an denen neue stationäre Angebote geschaffen werden sollen.

Vaihingen - Freilich beschreibt die Kreispflegeplanung 2030 nur den Worst Case, also den schlimmsten anzunehmenden Fall. Hierbei rechnet das Sozialamt damit, dass bis zum Jahr 2030 in der Gesamtstadt 2064 Plätze in der stationären Dauerpflege fehlen. 1452 der Plätze sind der demografischen Entwicklung geschuldet, 612 der Landesheimbauverordnung 2019. Darin ist vorgeschrieben, dass in der stationären Pflege künftig nur noch Einzelzimmer angeboten werden dürfen. 612 Doppelzimmerplätze in Stuttgart müssen also umgewandelt werden.

In Vaihingen fehlen bis 2030 laut den Berechnungen des Sozialamts 217 Plätze. Das Amt betrachtet Vaihingen allerdings zusammen mit Möhringen. Nimmt man alle Einrichtungen in diesem Planungsbereich zusammen, müssten lediglich 111 Plätze zusätzlich geschaffen werden, um den Bedarf zu decken. In den Pflegeheimen in den beiden Filderbezirken stehen derzeit insgesamt 873 stationäre Pflegeplätze zur Verfügung (Stuttgart: 5398 Plätze).

Sozialamt plant 150 neue Plätze in Vaihingen

„Die Zahl der Hochaltrigen, also der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, steigt“, sagte Alexander Gunsilius vom Sozialamt im Vaihinger Bezirksbeirat zur demografischen Entwicklung. 2017 zählte die Stadt 33 571 Anwohner in dieser Altersklasse, das Sozialamt rechnet damit, dass im Jahr 2030 etwa 37 500 Hochaltrige in der Landeshauptstadt leben. Das bedeutet einen Zuwachs von 11,7 Prozent. Und der Pflegebedarf in dieser Altersklasse sei sehr hoch; bei den Frauen liege er etwa bei 20 Prozent, sagte Gunsilius.

Die Stadt will dem Defizit zwischen vorhandenen und benötigten Plätzen entgegenwirken. In Vaihingen sind an zwei Stellen neue Einrichtungen geplant: auf dem Eiermann-Campus im Zuge der Errichtung des neuen Wohnquartiers und an der Arthurstraße in Rohr. Dort sind momentan noch Flüchtlinge untergebracht. Für den Eiermann-Campus plane das Sozialamt eine Einrichtung mit 90 Plätzen für die stationäre Dauerpflege, an der Ar-thurstraße 60 Plätze. Insgesamt sollen in Vaihingen in den nächsten Jahren also 150 neue Plätze entstehen; einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht. „Wir brauchen nach wie vor jeden stationären Platz“, sagte Gunsilius – auch, wenn es zusätzlich zu den Dauerplätzen weitere Angebote gebe, wie Kurzzeit- oder Tagespflegeplätze. Wer ein Grundstück wisse, welches die Stadt für den Bau neuer Pflegeeinrichtungen erwerben könne, solle sich bei der Stadt melden.

Warum wird das Hans-Rehn-Stift verkleinert?

Der hohe Bedarf an Pflegeplätzen sorgte in der Sitzung des Bezirksbeirats am Dienstag für einige Verwirrung. Denn bei den Vorstellungen der Pläne für den Neubau – und die damit einhergehende Verkleinerung – des Hans-Rehn-Stifts in Rohr sei im vergangenen Jahr angekündigt worden, dass die niedrigere Zahl der Plätze dem Bedarf an solchen Angeboten entspreche. Christa Tast (Grüne) sprach von „Wunschzahlen“, Eyüp Ölcer (Freie Wähler) von einer „falschen Faktenlage“ bei der Vorstellung des Projekts seinerzeit. Alexander Gunsilius versuchte, die Wogen zu glätten. Beim Hans-Rehn-Stift würden zwar weniger Plätze in der stationären Pflege realisiert, dafür wiederum andere Angebote, die „eine hohe pflegerische Versorgungssicherheit“ gewährleisteten. Nicht immer brauche es stationäre Plätze; oftmals reichten andere wohnortnahe Versorgungsformen.

Zu diesen Angeboten, die das Sozialamt ebenfalls im Blick hat und weiter ausbauen möchte, zählen Pflegewohngemeinschaften, Wohnraum für altengerechtes Wohnen, barrierefreier Wohnraum und haushaltsnahe Pflegedienstleistungen. Für das Pflegepersonal stehen derzeit im Hans-Rehn-Stift 30 Personalwohnungen zur Verfügung, in Hoffeld sind es 45 Wohnungen der Paritätischen Sozialdienste (Pasodi). Diese können auch Pflegekräfte aus Vaihingen beziehen.