Gesundheitsminister Hermann Gröhe will die Pflegeausbildung vereinfachen – in der Union gefällt das nicht jedem. Foto: dpa

CDU-Bildungspolitiker stellen einheitliche Pflegeausbildung in Frage. Die große Furcht: Die Altenpflege könnte zum großen Verlierer werden.

Berlin - Alles auf Anfang? Eigentlich galt die Reform der Pflegeberuf-Ausbildung als fest ausgemacht: Die heute getrennten Ausbildungsgänge für Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege sollten zu einem einheitlichen Ausbildungsgang zum „Pflegefachmann“ und zur „Pflegefachfrau“ zusammengefasst werden. Diese so genannte „Generalistik“ soll übergreifende Qualifikationen vermitteln und den Auszubildenden bessere und breitere Berufschancen verschaffen. Ein entsprechender Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett bereits passiert. Spätestens bis zum Sommer will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Reform durchs Parlament gebracht haben.

Das Vorhaben wird in der Branche kontrovers debattiert. Krankenhäuser, Caritas und Diakonie sind dafür, die Kassen auch. Vor allem private Altenpflegeanbieter fürchten die Abwanderung der nun universal qualifizierten Pflegekräfte zu zahlungskräftigeren Arbeitgebern. Dennoch schien die Umsetzung unaufhaltsam.

Nun aber schlägt Gröhe Widerstand ausgerechnet aus der Unionsfraktion entgegen. Dort haben nämlich die Bildungspolitiker überraschend die Bremse eingelegt. Thomas Feist, Experte für berufliche Bildung in der Unionsfraktion, schlägt nun vor, die Pflegeberufe in das Regime des Berufsbildungsgesetz zu überführen. Niemand sei so recht zufrieden mit dem Gesetzentwurf, sagte Feist den Stuttgarter Nachrichten.

Die „Angst um den Nachwuchs“ vor allem bei den Anbietern der Altenpflege könne man „nicht ignorieren“. Deshalb wollten die Experten für Berufsbildung in der Fraktion „Stopp sagen“. Im Prinzip läuft der Vorschlag der Überführung ins Berufsbildungsgesetz auf eine Verknappung des generalisierten Teils der Ausbildung hinaus. Der pflegepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Erwin Rüddel, findet das gut. Es sei wichtig, „dass keiner der drei Pflegeberufe in seinen Kernelementen Schaden nehme“. So viel zeichnet sich ab: So zügig wie gedacht wird der Minister das Projekt nicht durch den Bundestag bringen können. Das deutet auch Rüddel an, wenn er sagt: „Das Ministerium hat ohnehin eine umfassende Diskussion und Prüfung aller Vorschläge im Verfahren zugesagt. Hierfür haben wir im Verfahren auch alle Zeit, da Qualität vor Schnelligkeit geht.“

Keine guten Nachrichten für Hermann Gröhe. Aber auch der Koalitionspartner SPD ist entsetzt. Hilde Mattheis, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, spricht von einem „Affront gegenüber dem Minister". Es gebe „keine Notwendigkeit“, den Gesetzentwurf im Kern in Frage zu stellen. Deshalb halte sie von dem neuen Vorstoß „gar nichts“.