Annegret Gstettenbauer (links) und ihre Kolleginnen bieten Senioren und Seniorinnen wie Ottilie Thalmeier (rechts) Abwechslung und ein offenes Ohr. Foto: /Caroline Friedmann

Einsatz für ältere Stuttgarter: Im Pflegeheim Parkheim Berg kümmern sich 17 Ehrenamtliche um die pflegebedürftigen Bewohner – manchmal über Jahre hinweg.

S-Ost - Ottilie Thalmeier strahlt über das ganze Gesicht. Sie freut sich, wenn sie Besuch bekommt. Und den bekommt die 86-Jährige, die seit anderthalb Jahren im Parkheim Berg im Stuttgarter Osten lebt, nicht nur von ihrer großen Familie mit vier Kindern, sieben Enkeln und sechs Urenkeln. Auch die „Grünen Damen und Herren“, die sich im Pflegeheim ehrenamtlich um die Bewohner kümmern, schauen regelmäßig bei ihr vorbei. Obwohl sie viele Verwandte hat, ist Ottilie Thalmeier froh, dass es die Grünen Damen und Herren gibt. Denn mit ihrer persönlichen „Grünen Dame“ verbringt sie jede Woche ein paar schöne Stunden. „Wir haben uns von Anfang an gut verstanden“, erzählt die 86-Jährige. „Wir reden über alles, über den Alltag, was alles so passiert ist oder setzen uns im Sommer zusammen nach draußen.“

Keine pflegerischen Tätigkeiten

Die Ehrenamtlichen kommen jede Woche für ein paar Stunden im Parkheim Berg vorbei, führen Gespräche mit den Bewohnern, gehen mit ihnen im Garten spazieren, singen oder spielen mit ihnen Gesellschaftsspiele. Sie begleiten die Senioren zum Bingo-Abend, machen Ausflüge mit ihnen und organisieren Konzert- und Kinoabende. „Pflegerische Tätigkeiten gehören nicht zu unseren Aufgaben und wir unterstützen auch nicht beim Essen“, betont Annegret Gstettenbauer, die seit 20 Jahren als Grüne Dame im Parkheim Berg aktiv und seit zehn Jahren Sprecherin der Grünen Damen und Herren ist. „Uns geht es vielmehr darum, mit den Menschen zu sprechen, ein offenes Ohr für sie zu haben und ihnen, wenn nötig, auch moralische Unterstützung in der Einsamkeit zu bieten, denn nicht alle Bewohner haben eine Familie, die sie regelmäßig besuchen kommt.“

Für Annegret Gstettenbauer ist ihr Ehrenamt fast eine Art Berufung. Als ihre Großmutter vor etwa 20 Jahren ins Parkheim Berg zog, kündigte Annegret Gstettenbauer ihren Job als Sekretärin, um sich fortan um ihre Großmutter zu kümmern. „Ich habe sie sechseinhalb Jahre lang begleitet, bis sie starb“, erzählt die 63-Jährige. „Und in der Zwischenzeit hatte ich so viele andere Bewohner des Heims kennengelernt, dass ich weitermachen wollte. Ich fand die Arbeit einfach sinnvoll und schön.“ Das Parkheim Berg, ergänzt sie lachend, „macht irgendwie süchtig“. Von den Bewohnern bekomme sie viel zurück, erklärt die Grüne Dame, schon bei der Begrüßung seien die Menschen am Strahlen. Und es sei schön, einfach mal mit den Senioren auf einer Bank zu sitzen, sich zu unterhalten und sich gemeinsam den Sonnenuntergang anzusehen.

Aktuell sind im Parkheim Berg insgesamt 17 Grüne Damen und Herren aktiv. Die Ehrenamtlichen arbeiten unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Krankenhaus-Hilfe (eKH). In Stuttgart gibt es derzeit rund 350 Grüne Damen und Herren, die in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen arbeiten. Anders als ihre Kollegen in den Kliniken tragen Annegret Gstettenbauer und ihr Team aber keine grünen Kittel, das eigentliche Kennzeichen der Ehrenamtlichen. „Da wir im Pflegeheim nicht so sehr auf die Hygiene achten müssen wie im Krankenhaus, können wir hier auch ohne Kittel arbeiten“, erklärt Gstettenbauer.

Doch der fehlende Kittel ist nicht der einzige Unterschied zwischen Klinik und Pflegeheim: Während die Grünen Damen und Herren im Krankenhausbereich aufgrund der hohen Fluktuation jede Woche neue Patienten kennenlernen, haben die Ehrenamtlichen in den Seniorenheimen längerfristigen Kontakt. „Da wir die Bewohnerinnen und Bewohner jede Woche wiedersehen, können wir an die vergangenen Besuche anknüpfen“, erklärt Gstettenbauer. „Dadurch entwickeln sich natürlich ganz andere und intensivere Beziehungen.“

Physische und psychische Stärke sind wichtig

Meist seien es Frauen im Rentenalter, die sich bei den Grünen Damen und Herren engagieren, sagt Marc Laible, der Ehrenamtskoordinator des Parkheims Berg. Zweimal pro Jahr gebe es ein Einführungsseminar für freiwillige Helfer, spezielle Vorkenntnisse seien keine nötig. „Am wichtigsten sind Empathie und Einfühlungsvermögen“, so Laible. „Aber es braucht auch eine gewisse Verlässlichkeit.“ Schließlich seien die Grünen Damen auch wichtige Bezugspersonen für die Senioren. Physische und besonders psychische Stärke seien ebenfalls von Bedeutung, ergänzt Annegret Gstettenbauer: „Man muss ja auch einen Rollstuhl schieben können. Und man muss manchmal mit Ablehnung und mit dem Tod zurechtkommen“, erklärt sie. „Wenn jemand stirbt, ist es natürlich immer schwer, aber für manche ist es auch eine Erlösung. Und mit der Zeit lernt man, den Tod zu akzeptieren.“