Ein Baum für Frieden und Freundschaft wurde gepflanzt. Foto: Gottfried Stoppel

Unter dem Motto „Muslime für Frieden, Freundschaft und Loyalität“ hat in Weinstadt Majlis Ansarullah einen Baum gepflanzt. Wer steckt dahinter? Diese Zeitung hat mit dem Vorsitzenden der islamischen Organisation gesprochen.

In zehn Jahren sollen 1000 Bäume gepflanzt werden – das hat der Weinstädter Gemeinderat Ende 2023 beschlossen. 375 sind davon schon gesetzt. Seit dieser Woche wächst noch ein ganz besonderer neuer Baum in Weinstadt – zusätzlich. Außergewöhnlich ist dabei nicht nur, dass er on top gekommen ist, auch die Baumart ist nicht der Grund. Vielmehr ist es die mit ihm verbundene Symbolik. Als Zeichen des Friedens und der Freundschaft stehe der Ahorn, sagt Iftikhar Ahmed. Er ist der Vorsitzende von Ansarullah Waiblingen.

 

Die Majlis Ansarullah ist eine Gruppe innerhalb von Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) Deutschland. Mit rund 55 000 Mitgliedern bundesweit ist die Ende des 19. Jahrhunderts in Indien entstandene AMJ hierzulande eine der größten Gemeinden unter den organisierten Muslimen und seit 2013 die erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts. Somit ist sie den großen, christlichen Kirchen rechtlich gleichgestellt.

„Insgesamt haben wir 280 Gemeinden bundesweit, eine davon ist in Waiblingen“, erklärt Ahmed. Gemeinsam mit seiner Frau habe er sie 1988 gegründet – rund zwei Jahre nachdem sie 1986 aus Pakistan ins Schwabenland kamen. Die Anfänge waren mit nur neun weiteren Mitgliedern damals klein. Inzwischen zählt die Waiblinger AMJ-Gemeinde gut 400 Mitglieder aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis. Ähnlich wie in christlichen Gemeinden gebe es auch in der islamischen AMJ-Gemeinde unterschiedliche Organisationen, erläutert Ahmed. Der Ansarullah gehörten Männer ab 40 Jahren an. Daneben hätten sich auch die jüngeren Gemeindeglieder und die Frauen in jeweils eigenen Gruppen organisiert.

Schon bundesweit Bäume gepflanzt

Neu ist die Idee, einen Baum des Friedens und der Freundschaft zu setzen nicht. In den vergangenen Jahren seien bereits in mehr als 1000 Städten und Gemeinden in Deutschland derartige Baumpflanzaktionen gemacht worden, berichtet Ahmed: „Unter dem Motto ‚Muslime für Frieden, Freundschaft und Loyalität‘ möchten die Mitglieder der AMJ mit dieser Aktion unter anderem ihre Liebe und ihren Dank zum Land, das zu ihrer zweiten Heimat geworden ist, ausdrücken.“ Auch im Rems-Murr-Kreis habe es schon mehrere solcher Aktionen gegeben, das erste Mal vor gut 20 Jahren in Waiblingen, zuletzt vor rund drei Jahren in Backnang. Weitere Friedensbäume stehen in Winnenden und Schorndorf.

Bei der Pflanzung auf einer Grünfläche an der Weinstädte Birkelstraße legte unter anderem der Oberbürgermeister Michael Scharmann Hand an. Neben ihm schaufelten Iftikhar Ahmed und als Ehrengast von der AMJ-Zentrale in Frankfurt Khawaja Rafique Ahmad mit. Darüber hinaus seien um die 40 Mitglieder der Waiblinger AMJ-Gemeinde dabei gewesen und rund 20 deutsche Gäste, darunter weitere Vertreter der Stadt und örtlicher Kirchen, berichtet Ahmed voll Freude vor allem über das Interesse der Gäste an der durch Spenden von Mitgliedern finanzierten Baumpflanzung.

Vielfältige Aktionen gemacht im Rems-Murr-Kreis

Dabei ist die Aktion lediglich eine von vielen Initiativen, welche die Waiblinger AMJ-Mitglieder organisieren. Denn über das Jahr richten sie noch weitere Veranstaltungen aus beziehungsweise engagieren sich gesellschaftlich, etwa indem sie vergangenen Dezember an Obdachlose in Backnang Essen verteilten. Gleich zu Neujahr strömen die Herren der Ansarullah dann aus, um in Waiblingen, Backnang, Schorndorf und Winnenden sauber zu machen, wie Ahmed berichtet. Damit nicht genug. Auch bei der Kreisputzete im Frühjahr beteiligen sie sich jährlich. Im Sommer veranstalten sie regelmäßig in Winnenden einen Charity-Walk, dessen Erlös unter anderem der örtlichen Bürgerstiftung zugutekommt sowie internationalen Hilfsprojekten, beispielsweise in afrikanischen Ländern. „Voriges Jahr konnten wir so 5000 Euro spenden.“

Derweil sind auch die Damen der Gemeinde und die jungen Mitglieder aktiv. „Die jungen Leute haben nach der Hochwasserflut im vergangenen Sommer mitgeholfen, wo sie nur konnten“, erzählt Ahmed. „Und die Frauen besuchen Seniorenheime und haben kürzlich anlässlich des Weltfrauentags in unsere Gemeinde eingeladen.“