Seit kurzem spielt Pfisterer beim VfB in Stuttgart mit, an diesem Freitag startet am Firmensitz in Winterbach ein buchstäblich riesiges Bauprojekt. Foto: Reiner Pfisterer, Frank Eppler

Pfisterer geht in die Sichtbarkeit: mit dem VfB Stuttgart als Partner und einem 32-Meter-Turm für Hochspannungstechnik in Winterbach. Was steckt hinter dem doppelten Aufschlag?

Wenn ein Unternehmen aus dem Remstal beim VfB Stuttgart auf den LED-Banden auftaucht, ist das mehr als Sportsponsoring. Es ist ein Statement. Die Pfisterer Holding SE, global aktiver Spezialist für Verbindungstechnik in Stromnetzen, will offenkundig sichtbar werden – nicht nur für Investoren, sondern auch für die Menschen in der Region. Wie das Unternehmen mitteilt, ist es zur Saison 2025/2026 offizieller Teampartner des VfB. Damit wagt sich ein international tätiger Hidden Champion aus der Deckung.

 

Pfisterer bringt das Remstal in die Bundesliga-Arena

„Der VfB steht für Leidenschaft, Teamgeist und den Willen zum Erfolg – Werte, die auch uns antreiben“, lässt sich Konstantin Kurfiss, Vorstand bei Pfisterer, in einer Pressemitteilung zitieren. Die Kooperation mit dem Traditionsclub aus Cannstatt kommt nicht von ungefähr: Nach dem Börsengang im Frühjahr und angesichts ambitionierter Bauprojekte in Winterbach verfolgt Pfisterer eine erkennbare Strategie – mehr Strahlkraft, mehr Präsenz, mehr Zukunft.

„Der VfB steht für Leidenschaft, Teamgeist und den Willen zum Erfolg“, sagt Pfisterer-Vorstand Konstantin Kurfis und sieht Parallelen zu seinem Unternehmen. Foto: Pfisterer

Seit mehr als 100 Jahren sitzt Pfisterer in Winterbach – idyllisch eingebettet zwischen Fachwerk, Wein und Streuobst. Doch wer heute durchs Remstal fährt, sieht bald mehr als romantische Postkartenmotive: Ein 32 Meter hoher Testturm soll bald ein neues Wahrzeichen des Orts werden. An diesem Freitag soll der symbolische erste Spatenstich gesetzt werden.

Winterbach wird zum Technologiestandort

Der Bau wird nicht nur die Skyline des Orts verändern, sondern auch den technologischen Anspruch des Unternehmens unterstreichen. In der neuen Halle an der Ostlandstraße will Pfisterer mit rund 30 Millionen Euro ein hochmodernes Hochspannungslabor errichten – spezialisiert auf HVDC-Technologie. Das steht für High Voltage Direct Current, also Gleichstrom-Übertragung mit deutlich geringeren Verlusten als herkömmliche Wechselstromsysteme.

So soll der 32 Meter hohe Bau zwischen dem bestehenden Pfisterer-Gebäude und dem Winterbacher Wertstoffhof aussehen. Foto: Pfisterer

Ein zentraler Baustein für die Energiewende. „Der Markt ist entscheidend für die Realisierung globaler Energienetze“, sagt Fabrice Jedrej, Leiter der HVDC-Sparte bei Pfisterer.

Pfisterer investiert in die Energiewende von morgen

Mit dem neuen Labor will das Unternehmen HVDC-Komponenten testen, zertifizieren und zur Serienreife bringen – und das nicht allein: Die Anlage soll in Kooperation mit internationalen Kabelherstellern betrieben werden. Laut Pfisterer ist das ein Novum in der Region – und ein kräftiges Signal an die Branche.

Das Unternehmen bleibt dabei seiner DNA treu: verwurzelt in Winterbach, aber offen für die Welt. Mit 17 Standorten in 15 Ländern und mehr als 1200 Beschäftigten ist Pfisterer längst kein Provinzbetrieb mehr.

Der Auftritt beim VfB Stuttgart ist mehr als Imagepflege

Doch erst der Börsengang im Mai 2025 brachte die finanzielle Flexibilität, um Projekte wie das HVDC-Labor voranzutreiben. Der Auftritt beim VfB ist also mehr als Imagepflege. Er ist Teil eines größeren Plans. Neben den sichtbaren Logos im Stadion will Pfisterer auch als Arbeitgeber auffallen – gerade in einem heißumkämpften Fachkräftemarkt. Gesucht werden Ingenieurinnen und Techniker mit Expertise in Hochspannung, Projektmanagement und Systementwicklung.

Pfisterer sucht Talente für Hochspannung im Remstal

Mit dem Bauprojekt in Winterbach wird der Standort noch attraktiver – für Talente aus der Region und darüber hinaus. „Wir zeigen, dass wir hier verwurzelt sind und Verantwortung übernehmen“, betont Kurfiss. Und tatsächlich: In einer Zeit, in der viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, investiert Pfisterer in die Heimat.

Das neue Labor soll nicht nur ein Testzentrum sein, sondern ein Innovationsmotor – und ein Symbol für eine Region, die in der Energiezukunft mitspielen will.

VfB Stuttgart als Bühne für Hidden Champion

Dass der VfB Stuttgart für Pfisterer mehr ist als eine Werbefläche, zeigt auch die Wortwahl in der gemeinsamen Mitteilung: Beide Partner wollen „international wachsen“ und „Heimatverbundenheit zeigen“. Worte, die in der Region wirken – und über sie hinaus.

Für den VfB ist die neue Partnerschaft ein weiterer Beweis dafür, wie stark die wirtschaftliche Strahlkraft der Region Stuttgart ist. Für Pfisterer ist es der Schritt aus dem Schatten der Industriehallen ins Rampenlicht der MHP-Arena.

Bis 2027 soll der Winterbacher Testturm in Betrieb gehen. Bis dahin bleibt Zeit, um Kabelsysteme zu entwickeln, neue Mitarbeitende zu gewinnen – und sich auf der großen Bühne Bundesliga als Hightech-Marke zu positionieren. Sichtbar auf Banden, spürbar im Remstal. Der Hidden Champion hat sich entschieden, nicht länger nur für Spezialisten sichtbar zu sein. Jetzt heißt es: Hochspannung auf dem Feld und daneben.

Dieser Artikel erschien erstmals am 18. September 2025 und wurde am 22. September aktualisiert.