„Töpfertante“ – das ist keine langweilige Verwandte, sondern ein pfiffiger Laden in der Esslinger Altstadt. Doch Kunden gibt es hier keine – nur Kursteilnehmer. Und die haben Erfolgserlebnisse. Das garantieren Britta Zapletal und Mario Jirschik.
Eine weiße Kaffeekanne mit unterschiedlich großen schwarzen Punkten steht in den Regalen. Da sind Teetassen mit Herzen, vielen bunten Linien oder Quadraten. Daneben liegen Teller mit Aufschriften wie „Good Vibes“, „Dolce Vita“ und „Von Herzen“. Die Kursteilnehmer haben Fantasievolles erschaffen. Denn in dem Laden von Britta Zapletal und Mario Jirschik ist die Kreativität zu Hause. In ihrer „Töpfertante“ am Oberen Metzgerbach 26 in der Esslinger Altstadt bieten sie kreative Kurse an – und auf tönernen Füßen steht ihr im April letzten Jahres eröffnetes Geschäft nicht. Der Laden läuft.
Traumatische Erlebnisse aus dem schulischen Kunstunterricht wollen sie vergessen machen. Das Frustgefühl von fantasievollen Vorstellungen, die auf dem Papier oder in der keramischen Umsetzung zu einem kläglichen Abklatsch des mentalen Idealbildes verkommen, ersparen sie ihren Kursteilnehmern, versichert das sympathische Duo. Kreatives komme immer heraus. Ihr „Do-it-yourself“-Geschäftsmodell garantiere Erfolgserlebnisse selbst bei Menschen mit zwei linken Händen.
Britta Zapletal hat zwar ein paar Semester Gefäßkeramik an der Freien Kunstakademie in Nürtingen studiert, und sie setzt sich auch liebend gern selbst an die Töpferscheibe. Aber es sind nur wenige Produkte von ihr in den Räumlichkeiten zu sehen. Für Keramiken Marke Eigenbau fehlen ihr Zeit und Muße. Denn die Kunden in der „Töpfertante“ sind streng genommen keine Kunden, sondern Kursteilnehmer. Sie werden in mehrtägigen Seminaren in die Geheimnisse des Töpferns eingeführt und dürfen danach als dann Fortgeschrittene selbstständig an Töpferscheiben tätig werden. Es gibt aber auch Kurse zum Bemalen von Rohlingen.
Tasse für den „besten Mann von allen“
Sie stehen schneeweiß in Form von Schalen, Tellern, Tassen, Sparschweinen oder Vasen in Regalen im Erdgeschoss des Geschäfts. Etwa 150 verschiedene Gegenstände gibt es im Sortiment. Ihnen verpassen Kursteilnehmer zuerst eine Grundglasur, um sie dann mit Hilfe von Schablonen, Stempeln, Schwämmen oder ohne solche Hilfsmittel zu bemalen. Die Ergebnisse dieser Schaffenskraft finden sich im ersten Stock: Dort werden die bemalten Eigenkreationen der Kursteilnehmer in zwei Öfen von Britta Zapletal und Mario Jirschik gebrannt und bis zur Abholung in ein Regal gestellt. „Für den besten Mann von allen“, steht auf einer Tasse. Um Zweifel oder Spekulationen auszuschließen, weist ein großer Pfeil nach oben. Ob ein selbstbewusster Mann oder eine frisch verliebte Frau die Tasse geschaffen hat, verraten Britta Zapletal und Mario Jirschik nicht.
Sie sind diskret – und bringen aus einem langen Berufsleben Menschenkenntnis mit. Die 53-Jährige ist auch studierte Wirtschaftsingenieurin, der 56-Jährige arbeitete unter anderem als Mediziningenieur. Beide wollten aber etwas Neues. In Marburg an der Lahn entdeckten sie zufällig einen Töpferladen, und sie wussten: „Das ist unser Ding.“ Passende Räumlichkeiten fanden sie in der Esslinger City. Bei der Namensgebung wollten sie nicht auf gängige Trends, Anglizismen, Wortspielchen oder hippe Buchstabenmixturen zurückgreifen.
Keine Mogelpackung! Der Name sollte zum Geschäft passen – „Töpfertante“ kam heraus. Der solide, gediegene Titel, sagen beide, komme auch bei jungen Leuten sehr gut an. Die Frage, ob er denn der „Töpferonkel“ sei, lässt Mario Jirschik mit der gewohnt freundlichen Professionalität an sich abgleiten. Er verzieht keine Miene. Nur Britta Zapletal gönnt sich ein kleines Lächeln.