Harmut Fürst aus Aalen züchtet die Rasse Schwarzwälder Kaltblut. Foto: factum/Weise

Beim traditionellen Pferdemarkt und dem Faschingsumzug herrschte am Dienstag jede Menge Trubel in Herrenberg.

Böblingen - Lange, glänzende Haare, edle Frisuren, eleganter Gang: die Kandidatinnen, die sich am Dienstag auf der Herrenberger Festwiese (Kreis Böblingen) dem kritischen Blick der Richter stellten, hatten sich ziemlich herausgeputzt. Allerdings: Make-up und Stöckelschuhe suchte man hier vergebens. Das wäre bei einem Pferdemarkt auch etwas seltsam gewesen.

86 Stuten hatten sich in diesem Jahr für den Markt angekündigt. Wobei, ein Markt im eigentlichen Sinn ist er bereits seit 1968 nicht mehr, stellt Roland Deck klar, der erste Vorsitzende des Pferdezuchtvereins Herrenberg, der den Markt in jedem Jahr veranstaltet. Seitdem werden am Faschingsdienstag nur noch Zuchtstuten prämiert. Ohne den finanziellen Zuschuss der Stadt sei aber auch das nicht möglich. Den Schönsten der Schönen – Stuten, versteht sich – winken am Ende des Pferdemarkts die Titel „Miss Herrenberg“ für Warmblüter und „Miss Gäu“, die auch ein Pony oder ein Kaltblüter sein dürfe.

Miss Herrenberg und Miss Gäu gekürt

Auf diese Auszeichnung hatte es auch der Hufschmied und Pferdezüchter Hartmut Fürst aus Aalen-Oberrombach (Ostalbkreis) abgesehen. Er hatte gleich mehrere Exemplare der seltenen Rasse Schwarzwälder Kaltblut mit nach Herrenberg gebracht. Die 15-jährige Momo etwa konnte einen ersten Preis ergattern, ihre zehnjährige Tochter Maxima, die sich während des Gesprächs brennend für den Inhalt der Taschen der Reporterin interessierte, erhielt als zweite Reservesiegerin sogar einen Pokal. Fürst kommt trotz der weiten Anfahrt gern nach Herrenberg. „Hier werden die züchterischen Erfolge sehr geschätzt“, sagt er. Denn darum gehe es bei der Pferdezucht: „Verbessern, nicht vermehren.“

Über die begehrten Titel konnten sich am Ende andere freuen. Roland Decks Stute „Olivia D“ darf sich „Miss Herrenberg“ nennen, „Miss Gäu“ wurde die Stute „Sissi“ von Christine Zwicker aus Göppingen.

In der Altstadt bereiteten sich derweil die Narren auf ihren großen Tag vor. Beim Festumzug tummelten sich am Nachmittag rund 1000 Hästräger aus 62 Gruppen in den Gassen und trieben Schabernack mit den Zuschauern. Eine Gruppe konnte allerdings nicht am Umzug teilnehmen – und zwar ausgerechnet die Gastgeber, die 1. Narrenzunft Herrenberg. Deren Mitglieder waren wie schon im vergangenen Jahr beim Ticketverkauf und der Bewirtung eingespannt. „Darüber herrscht schon ein bisschen Unmut“, gibt Nicole Wolpert, die Kassenwartin der Narren, zu. „Aber es bleibt uns nichts anderes übrig.“

Kosten für den Umzug

Wie in anderen Orten auch, zahlen Zuschauer in Herrenberg Eintritt, um den Umzug erleben zu können. Auf zwei Euro beläuft er sich. Ohne dieses Geld würde es keinen Umzug geben, sagt Wolpert, denn die Kosten in Höhe von 8250 Euro seien allein durch den Verein nicht zu stemmen. 2222 Euro würden etwa für die Absperrungen fällig, 1200 Euro müssten die Narren für die Miete des Musik-Equipments hinlegen, 400 Euro kosteten die Dixie-Klos. Und wenn dann das Wetter schlecht sei und nur wenige Zuschauer kämen wie etwa im letzten Jahr, dann schlage das schon ein Loch in die Vereinskasse.

Um das Wetter brauchte sich dieses Mal bei strahlendem Sonnenschein allerdings niemand zu sorgen, deshalb rechneten die Narren auch mit gut 12 000 Besuchern. So wurde der Umzug, der jedoch mit etwas Verzögerung startete, zu einem der Highlights der närrischen Saison im Kreis. Und er läutete mit der symbolischen Verbrennung des Gnoms am Abend auch gleich das Ende der Fasnet ein.