Einer der Kritikpunkte der Tierschützer: das Dackelrennen beim Ludwigsburger Pferdemarkt. Foto: /Jürgen Bach

Die vielen Programmpunkte mit Tieren auf dem Pferdemarkt in Ludwigsburg rufen einen Tierschutzverein auf den Plan. Verbesserungsvorschläge aus dem vergangenen Jahr habe der Veranstalter ignoriert – nun ruft der Verein Besucher zur Kritik auf.

Bei Großveranstaltungen, bei denen Tiere im Mittelpunkt stehen, sind Tierschützer oft nicht weit. Peta und Co. nutzen die Bühne gerne, um auf ihre Anliegen und ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Dementsprechend ist das (negative) Echo, das der Ludwigsburger Pferdemarkt an diesem Wochenende bei einer Gruppierung provoziert hat, wenig verwunderlich.

Schon im vergangenen Jahr hatte der Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg die Veranstaltung als „nicht zeitgemäß“ kritisiert. Die Aktivisten gingen gar soweit zu behaupten, einige Programmpunkte würden Tierquälerei „unterstützen“. „Für die Tiere bieten solche Veranstaltungen keinen Mehrgewinn. Sie werden ausgenutzt, um Menschen zu unterhalten“, sagte Julia Thielert damals. Es gebe andere Möglichkeiten, um Publikum anzuziehen.

Veranstalter weist Kritik zurück

Nun erneuern die Tierschützer ihre Kritik, auch weil sich gegenüber dem Vorjahr nichts verbessert habe. Das Programm mit Pferdeprämierung, Dackelrennen und Falknerei sei im Grunde identisch, auf Vorschläge sei der Veranstalter nicht eingegangen. „Das finden wir enttäuschend“, sagt Thielert. Unter anderem schlagen sie und ihre Mitstreiter vor, dass Hunderennen für alle Rassen zu öffnen, „gerade auch mit dem Hintergedanken, dass Dackel einige Zuchtmerkmale aufweisen, die zu Leid führen können“, heißt es. Die Tierfreunde plädieren für eine Kooperation mit Tierheimen: Würden Hunde, die dort untergebracht sind, vorgeführt, erhöhe man die Chancen, für sie ein Herrchen oder Frauchen zu finden, so die Argumentation. Fehlprägung auf den Menschen und die Haltung der Greifvögel generell, bemängeln die Tierschützer hinsichtlich des Kinderfalkner-Parcours auf der Bärenwiese.

Elmar Kunz, stellvertretender Geschäftsführer der Tourismus und Events Ludwigsburg (Telb), die das Traditionsfest veranstaltet, treibt die Kritik keinen Angstschweiß auf die Stirn, denn er hält sie für unbegründet. „Tierwohl ist ja inzwischen ein Dauerthema“, sagt er. Als Veranstalter habe man sich über die vergangenen Jahre eng mit fachkundigen Menschen ausgetauscht, es sei „nirgends zu erkennen, dass das Tierwohl an irgend einer Stelle verletzt wird“, so Kunz, „deshalb bin ich entspannt.“ Zumal mit dem Hobbyhorsing ein Event mit aufgenommen wurde, dass ganz ohne Tiere – nur mit Steckenpferden – auskommt.

Tierfreunde sollen vorgefertigten Brief verschicken

Dem Verein Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg geht es um Grundsätzliches: „Wir bezweifeln nicht, dass die Besucher*innen, die an den Veranstaltungen teilnehmen, Freude dabei empfinden“, heißt es in der Pressemitteilung. „Menschen, die diese Programmpunkte kritisch sehen, werden an ihnen nicht teilnehmen. Auch deshalb versuchen wir mit unserer Arbeit Hintergrundwissen bei den Menschen aufzubauen.“ Die Frage sei nicht, ob die Besucher Spaß hätten, sondern ob sie es nicht auch haben könnten, ohne dass Tiere dafür leiden müssten.

Um Druck auf die Organisatoren zu machen und sie gegebenenfalls zum Umdenken zu bewegen, haben die Tierschützer eine „Mitmachaktion“ gestartet. Über ihre Webseite rufen sie Menschen, die einen ähnlichen Standpunkt vertreten, dazu auf, einen vorgefertigten Brief an die Verantwortlichen bei der Telb zu senden. Inhaltlich entspricht dieser grob der Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr. „Wichtig ist, dass viel Kritik bei den Organisator*innen eingeht, damit wir nicht mehr so leicht zu ignorieren sind“, schreiben die Tierschützer. Ob das fruchtet? Das wird sich frühestens im kommenden Jahr zeigen.

Was ist beim Pferdemarkt geboten

Auftakt
Der 253. Pferdemarkt wird an diesem Freitag um 18 Uhr auf dem Rathaushof eröffnet. Dort finden gleichzeitig die Brautage statt.

Programm
Am Samstag öffnet der Krämer- und Kunsthandwerkermarkt um 9 Uhr, der Vergnügungspark auf dem Parkplatz gegenüber des Forums ist von 11 bis 23 Uhr geöffnet. Auf der Bärenwiese ist den ganzen Tag über Programm. Zu den Highlights gehören am Samstag das Dackelrennen (ab 13.30 Uhr), das Shetty-Turnier (ab 11 Uhr) sowie die Pferdeprämierungen (10 Uhr). Zum Höhepunkt des Festwochenendes ziehen am Sonntag rund 1000 Teilnehmer beim Umzug durch die Ludwigsburger Innenstadt (ab 14 Uhr). Anschließend findet auf der Bärenwiese ein Showprogramm statt (ab 16 Uhr).