Der Festumzug zum Pferdemarkt lockt 25 000 Zuschauer trotz drückender Schwüle am Sonntag in die Innenstadt. Der Pferdemarkt existiert schon seit dem Jahr 1842. Foto: factum/Granville

Obwohl es tropisch heißt ist, säumen die Menschen zu Zehntausenden in Ludwigsburg die Straßen. Beim Festumzug gibt es nicht nur reale Pferde – der Fantasie wird freier Lauf gelassen.

Ludwigsburg - An der Fahrradzählstelle in der Allenstraße zeigt das Thermometer 34 Grad an. Das mag dem Platz in der Sonne geschuldet sein – doch das feuchtschwüle Klima fühlt sich genau so an, als die kaltblütigen Rösser des Festumzuges die Stelle passieren. Die Altstadt ist abgeriegelt, vom Schillerplatz über die Wilhelmstraße bis zum Blüba reihen sich die Menschen trotz sengender Hitze.

Los geht’s – Sonntag 14 Uhr, der Höhepunkt des Pferdemarktes. Dieser findet zum 250. Mal statt – und krönt das Stadtjubiläum. Ludwigsburg wird bekanntlich 300. Der kleinen Emma am Straßenrand ist das egal – sie kann auf den Schultern ihres Papas Marco Wild aus Oßweil sitzen. „Hüh hah“, sagt die Zweijährige, als der OB Werner Spec in seiner Kutsche vorbei rauscht, huldvoll dem Volk zuwinkend. Einige Stadträte trotzen der Hitze, Jochen Eisele (FDP), Margit Liepins (SPD) oder Reinhold Noz (CDU) machen mit Zylinder eine gute Figur.

Fantasiepferde von Schülern begeistern

Über 40 Gruppen promenieren durch die Stadt. Nicht nur echte Pferde sind dabei, auch solche, die der Fantasie entspringen. Grundschüler der Osterholzschule und dem Kinder- und Familienzentrum Grünbühl-Sonnenberg haben in der Karlskaserne eine Woche lang tolle Tiere gestaltet. Mit Stolz marschieren sie in der Hitze. Ein Farbtupfer in dem stark von Vereinen und Kapellen geprägten Zug.

Der städtische Tourismusmanager Mario Kreh ist zufrieden: „Ich schätze, dass 25 000 Menschen beim Umzug waren.“ Das Fest blickt auf eine lange Tradition zurück, die fast so alt ist wie die Barockstadt selbst: Schon 1715 ließ der Herzog Eberhard Ludwig einen Markt veranstalten, seit 1842 mit Pferdeprämierungen.

Das damalige Konzept glich schon dem heutigen: Volksbelustigung stand auf dem Programm – und das kommt auch anno 2018 nicht zu kurz. An der Königsallee drängen sich Stände dicht an dicht. Gürtel, Messerschärfer, Handyhüllen – kaum etwas, was die fliegenden Händler nicht feilbieten. „Und das Messer wird tatsächlich schärfer?“, fragt Hilde Niers aus Bietigheim-Bissingen den Händler, der dies mit treuherzigem Augenaufschlag versichert.

Ritter, Pferdesport und Greifvögel

Außergewöhnlich sind das mittelalterliche Lager der Camaeliter von der Karlshöhe, das wie eine Insel der Ruhe in dem hektischen Treiben ruht. Viel beachtet auch die Greifvogelschau auf der Bärenwiese – die schönen Tiere sind auch beim Umzug mit dabei. Inklusive Wassersprühflasche, damit es den Vögeln nicht zu heiß wird.

Auch die Pferdesportvorführungen begeistern vor allem die Kinder. So ist der Festumzug am Sonntag ein Höhepunkt, aber beileibe nicht der einzige. Viele Jugendliche kommen gern zum Rummel. Dort ziehen schon von weitem die üblichen Düfte aus gebrannten Mandeln, Langos und Rostbratwürsten in die Nase. Drei Fahrgeschäfte mit Kreisch-Effekt und das alles überragende Riesenrad sind echte Publikumsmagneten – Tag und Nacht.