Joachim Schäfer steht vor der Gnadenkirche in Heumaden-Süd. Im Herbst wird sich der evangelische Pfarrer vorzeitig in den Ruhestand verabschieden, kurz nach seinem 60. Geburtstag. Foto: Judith A. Sägesser

Aufgrund eines Sparprogramms gehen in Württemberg 100 Pfarrer früher in Rente. Unter ihnen auch Joachim Schäfer aus Heumaden.

Sillenbuch - Es ist genug. Pfarrer Joachim Schäfer geht Ende September in den Ruhestand und verlässt Heumaden. Er sagt, er sei dann seit 21 Jahren in der Gemeinde, „ein Wechsel ist notwendig“. Außerdem, fährt er fort, „möchte ich die Welt bereisen“. Der evangelische Geistliche hat das Ruhestandsangebot seiner Landeskirche angenommen – wie zig andere auch.

Während des vergangenen Jahres konnten sich Pfarrer melden, die früher in Pension gehen wollen. Die Voraussetzung: Sie arbeiten in einem Kirchenbezirk in Württemberg und sind zwischen 60 und 65 Jahre alt. Mit dieser Ruhestandsoption will die evangelische Landeskirche drei Millionen Euro sparen. Denn die Jungpfarrer, die sie im Gegenzug einstellt, kosten die Kirche weniger als die Altgedienten.

Vor einem Jahr, als die Landeskirche ihren Pfarrern dieses Angebot unterbreitet hat, hat Joachim Schäfer, der Pfarrer aus Heumaden, eher zugeknöpft reagiert. „Ich habe das wahrgenommen, bevor ich aber keine Zahlen habe, beschäftige ich mich nicht weiter mit der Frage“, sagte er damals. So hat er es gehalten. Und im Mai hat Schäfer erfahren, „dass viele Optionen schon weg seien“. Da hat er sich beeilt und den Antrag gestellt.

Schäfer ist eine Ausnahme

Die Landeskirche entlässt insgesamt 100 Geistliche aus Württemberg vorzeitig in den Ruhestand. Die Letzten gehen Ende des Jahres. „Am Anfang hatten wir einen starken Run“, sagt Dan Peter, der Medienreferent der Landeskirche. „Im Laufe des Jahres hat sich das Kontingent dann nach und nach erschöpft.“ Also offenbar eine erfolgreiche Aktion. „Wir haben den Bedarf ziemlich genau getroffen“, sagt Peter. Für den Moment gilt: Es war eine einmalige Sache. Denn andernfalls „hätten wir wieder eine Delle“, weil es zu wenige Pfarrer gäbe.

In den Bezirken unterm Fernsehturm ist Joachim Schäfer eine Ausnahme. Zwar gibt es ein paar Geistliche, die im fraglichen Alter wären. Allerdings hat sich keiner von ihnen gemeldet. Das sagt Dekan Wolfgang Röhl. Er ist zuständig für die Gemeinden in Degerloch, Sillenbuch, Birkach, Plieningen, Möhringen und Vaihingen. „Ich hatte eigentlich mit gar keinem Antrag gerechnet“, sagt er. Dass der Heumadener Pfarrer das Angebot annimmt, das hätte Röhl nicht gedacht.

Doch Joachim Schäfer wird früher gehen. Am 29. September, also zwei Tage vor Beginn seines Ruhestandes, wird er 60 Jahre alt. Erst vor kurzem hat es der Pfarrer seiner Gemeinde gesagt, und es steht im aktuellen Gemeindebrief. „21 Jahre sind wahrhaftig genug“, sagt Schäfer. Der vorzeitige Abschied hat aber seinen Preis: Er bekommt weniger Pension. Nur wer lange genug dabei ist, muss auf nichts verzichten.