Moritz Wagner von WeWant mit dem Pfandring, der bald an mehreren Stellen in Stuttgart hängen könnte Foto: Ines Rudel

Sie sind Weltverbesserer und Unternehmer zugleich. Ist das kein Widerspruch in sich? Nein, sagt Moritz Wagner von WeWant, der umsonst Wünsche erfüllt – und dennoch Geld verdient.

Stuttgart - Es ist ein Menschheitstraum. Die einen meinen, diesen nur durch harte Arbeit und Strebsamkeit zu erreichen, die anderen durch den festen Glauben, weitere durch pures Glück oder Zufall, und ein paar versuchen es gar mit einer Bestellung ans Universum: Doch alle diese Menschen haben die Hoffnung gemein, dass sich ihre Wünsche erfüllen.

Dabei geht das seit einem halben Jahr viel einfacher mit der Wunscherfüllung: Man wendet sich einfach an WeWant. Der Name („Wir wollen“) des Start-up-Unternehmens aus Stuttgart ist Programm: Menschen können sich mit einem Wunsch an das fünfköpfige Team wenden, das sich darum kümmert, dass dieser dann im besten Fall auch in Erfüllung geht. „Ich will, dass Flipflops bessere Qualität haben“, heißt es da etwa oder: „Ich will, dass an jeder weiterführenden Schule der Umgang mit Geld und Konsum gelehrt wird.“ Oder auch: „Ich will Pfandringe um alle Mülleimer in der Innenstadt.“

Letzteren Wunsch stellte Snie, so der Internetname des Portalnutzers, vor fünf Monaten auf die Internetseite von We Want.

Flaschensammler müssen nicht mehr im Müll wühlen

Klingt gut, aber utopisch? Dazu ein klares Jein. Denn natürlich kann nicht jeder dieser Wünsche in Erfüllung gehen. Aber WeWant sorgt zumindest dafür, dass der Wunsch an die zuständige Adresse weitergeleitet wird, und zwar – anders als bei einer Privatperson – mit Unterstützung von WeWant im Hintergrund. So wendet sich WeWant im Fall der Flipflops an den Schuhhersteller Havaianas, die Anregung für einen besseren Unterricht geht an die Schulen und die Idee mit dem Pfandring an die Stadt Stuttgart.

Die sich dadurch mit einer einfachen, aber funktionalen Idee auseinandersetzen muss. Denn wie der Wunschsteller Snie schreibt, müssten durch die Einführung eines Pfandrings „Flaschensammler nicht mehr im Müll wühlen – die Stadt spart sich die Entsorgung und den Ärger, und man tut was Gutes durch das Abstellen der Flaschen in den Ringen“.

Das überzeugte – zunächst allerdings nicht die Stadt Stuttgart, aber einen Teil der inzwischen 11 000 registrierten Mitglieder des Internetportals. Der Wunsch erhielt 206 sogenannte Rewants, also Unterstützungen durch Mitwünscher.

Und der Wunsch überzeugte auch Moritz Wagner von WeWant, der im Unternehmen für Konzeption, Kreation und Produktentwicklung zuständig ist. „Der Wunsch ist gut, weil er das aktuelle Thema Müll und Verschmutzung aufgreift, das immer wieder Thema in Stuttgart ist. Zudem bekam er viele Rewants – und er ist einfach umzusetzen“, sagt Wagner. Deshalb beschloss er, einen Prototypen nach dem Vorbild der Pfandringerfinder Paul und Fabian Ketz in Stuttgart aufzuhängen. Dies geschah vor rund einem Monat im Stadtgarten an der Universität Stuttgart. „Die Reaktionen waren erstaunlich: Es sind sehr viele Menschen stehen geblieben und haben sich sehr positiv geäußert – auch Pfandflaschensammler“, sagt Wagner. Aus dem Experiment wurde ein kurzer Film, der nun auf der Internetseite von We Want anzusehen ist – und der auch der Stadt Stuttgart nicht entgangen sein dürfte. Denn nachdem We Want der Stadt noch einmal konkret auf den Zahn fühlte, haben alle großen Parteien sich zum Thema Pfandring gesprächsbereit gezeigt. Nach der Sommerpause will man sich nun an den Runden Tisch setzen. „Wir haben auch schon Angebote von Pfandringherstellern eingeholt“, sagt Wagner. „Wobei man diese nicht zwangsläufig stadtweit bräuchte, aber etwa auf der König- und Theodor-Heuss-Straße.“

Der Pfandring ist Werbung für WeWant

Da stellt sich die Frage, ob man es mit einem Unternehmen oder mit Weltverbesserern zu tun hat. Nun, mit beidem. „Wir wollen etwas verändern und nicht, wie es in vielen anderen Netzwerken üblich ist, nur anprangern, was schlecht ist“, sagt Wagner. „Wir wollen produktiv sein und nach Lösungen suchen.“

Andererseits will und muss das Unternehmen Geld verdienen. Insofern ist eine Aktion wie die mit dem Pfandring – die auch eine Ausnahme bleiben wird – schlicht auch Werbung für WeWant. Geld kommt zwar nicht von den Mitgliedern, da die Registrierung kostenlos ist – auch für Unternehmen, die sich über die Wünsche ihrer Kunden informieren möchten. Aber sobald diese Firmen von den Sonderleistungen Gebrauch machen möchten, die WeWant auch anbietet (etwa Kundenbefragungen), kostet das.

„WeWant ist gut angelaufen“, sagt Wagner. Und was ist das Ziel? Das definiert ein Werbespruch auf der Internetseite von WeWant recht gut: „ Wenn Du auf Burger stehst, sagst Du es mit Facebook, Twitter & Co. Wenn Du einen besseren Burger willst, sagst Du es mit WeWant“. Man will also mit den ganz Großen mitspielen, irgendwann.

Wenn WeWant es schafft, dass bald Pfandringe in Stuttgart hängen und dann noch der bisher am besten laufende Wunsch – dass es an allen Bahnhöfen und in allen Zügen WLAN gibt – erfolgreich umgesetzt wird, scheint dieser Wunsch von WeWant einer zu sein, der in Erfüllung gehen könnte.