Wer schnell Geld braucht, kann Schmuck oder Uhren ins Pfandhaus bringen Foto: picture-alliance/ dpa

Mehr als eine Millionen Deutsche gehen pro Jahr ins Pfandhaus, wenn sie schnell Geld brauchen. Und auch online gibt es Pfandbriefe - wir geben einen Überblick.

Berlin - Schmuck und DVD-Player, Uhren und Laptops, Handys und Porzellan – die Gegenstände, die ins Pfandhaus gebracht werden, um sie temporär gegen Bargeld einzutauschen, sind so vielfältig wie die Pfandhaus-Kunden selbst. Denn längst sind es nicht mehr nur Sozialhilfeempfänger oder arme Rentner, die kurzfristig in Geldnot stecken und auf schnelle Kurzzeitkredite angewiesen sind. Die Kunden der deutschen Pfandleihhäuser kommen aus allen Gesellschafts- und Einkommensschichten.

Laut Angaben des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZDP) schlossen im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen in den rund 200 privaten Leihhausbetrieben gut 2,1 Millionen Kreditverträge ab. Das Gesamtvolumen beträgt etwa 500 Millionen Euro. Das Spektrum der von den Pfandhäusern ausgegebenen Darlehen reicht dabei von wenigen Euro bis hin zu fünfstelligen Beträgen.

Die besonderen Vorteile des Pfandkredits sorgen bei den Pfandleihern für eine stabile Nachfrage: Die Darlehen gibt es konkurrenzlos schnell. Das Prinzip Geld gegen Pfand macht Einkommensnachweise oder eine Bonitätsprüfung überflüssig. Es wird weder ein Einkommensnachweis verlangt, noch eine Schufa-Auskunft. Und es gibt Bargeld sofort auf die Hand.

Zahlungsmoral ist enorm hoch

Dabei macht der Kunde juristisch gesehen keine Schulden: Er sichert den Kredit schließlich mit vorhandenem Besitz ab – und damit haftet aus rechtlicher Sicht nicht die Person, sondern der verpfändete Gegenstand. Kann der Kunde das Darlehen nicht zurückzahlen, wird das Pfand versteigert. Dazu kommt es aber nur in weniger als zehn Prozent der Fälle, sagt ZDP-Chef Joachim Struck. „Die Zahlungsmoral unserer Stammkunden ist enorm hoch.“

Wer sein Habe zum Pfandleiher trägt, sollte allerdings immer mehrere Leihhäuser aufsuchen und deren Angebote genau prüfen. Denn eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in acht Pfandhäusern offenbarte vor einiger Zeit große Unterschiede bei der Höhe der gewährten Pfandkredite: Bei einer teuren Marken-Uhr mit einem Sammlerwert von rund 800 Euro boten zwei Leihhäuser dem Tester lediglich 60 beziehungsweise 80 Euro an – ein dritter Pfandleiher hingegen gewährte dafür 400 Euro Kredit. „Beim Beleihen eines Gegenstandes sollten Kunden nicht blind auf das erste Angebot eingehen“, rät Stefanie Laag, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale.

Trotz solcher Unwägbarkeiten ist ein klassischer Bankenkredit für die meisten Pfandhaus-Kunden keine Alternative: „Man muss sich für die Bank gewissermaßen ausziehen, weil sie ganz genau wissen will, wie es um die Bonität ihrer Kunden bestellt ist“, sagt Achim Illner, Vorstand der Deutschen Pfandkredit AG aus Essen. Zudem müssen die Kreditnehmer oft wochenlang auf die Bewilligung warten, wenn sie denn überhaupt erfolgt: „Auch im wachsenden Online-Kreditgeschäft werden rund 90 Prozent aller Kreditanträge in Deutschland von den Geschäftsbanken abgelehnt.“

Illner hat neben seinem klassischen Leihhaus vor kurzem auch ein Internet-Pfandhaus mit dem Namen „iPfand“ eröffnet: Innerhalb von 24 Stunden, so das Versprechen des Anbieters, werden die Kredite gegen Wertgegenstände vergeben. Und das auf besonders diskrete Art und Weise, nämlich ohne dass der Kunde öffentlich im Pfandhaus Schlange stehen muss.

Pfandleihe ist teuer

Die Prüfung erfolgt online, die verpfändeten Gegenstände werden je nach Wert per Kurierdienst oder Werttransporter an der Haustür abgeholt. Damit soll vor allem eine wohlhabende Klientel angesprochen werden, die mithilfe eines Pfandkredits einen kurzzeitigen Engpass überbrücken möchte. „Zu uns kommen Menschen, die niemals in ein klassisches Pfandhaus gehen würden“, sagt Illner. „Jemand, der in guten Zeiten eine Rolex für 50 000 Euro erworben hat, wird sich nur ungern mit dieser Uhr in der Leihhaus-Schlange am Bahnhof einreihen, wo Leute ihre DVDs mit lauten Diskussionen für 50 Cent verpfänden.“ Das bisher höchste Darlehen, das iPfand vergeben hat, betrug 100 000 Euro – als Pfand hinterlegt wurde hier eine IWC Uhrensammlung.

Doch die Pfandleihe ist ziemlich teuer. Die Höhe des Zinses ist in der deutschen Pfandleihverordnung gesetzlich geregelt. Demnach fallen jeden Monat ein Prozent Zinsen an, dazu kommen Gebühren für die Kreditabwicklung sowie die Lagerung und Versicherung der hinterlegten Wertgegenstände.

Das kann sich summieren: Für einen Kredit von 500 Euro muss der Kunde nach einem Monat 5 Euro Zinsen sowie 15 Euro Gebühren für Lagerung und Versicherung berappen – und somit 520 Euro zurückzahlen. Aufs Jahr gerechnet beträgt der Zinssatz dann satte 48 Prozent. Der Dispo und sogar die teuren Überziehungskredite, für die Banken mitunter mehr als 17 Prozent Zinsen verlangen, sind da günstiger. „Deshalb ist es empfehlenswert, nur die Summe an Pfandkredit aufzunehmen, die tatsächlich benötigt wird und auch nur so kurz wie möglich“, rät Verbraucherschützerin Laag. Eine Alternative zum langfristigen Bankdarlehen ist ein Pfandkredit auf keinen Fall. Der Weg ins Pfandleihhaus sollte immer nur der letzte Ausweg sein.