Blick auf Burg Trifels Foto: Dominik Ketz / Pfalz-Touristik

Keltendorf und Kletterwald oder Rittergeschichten und Rieslingschorle? In der Pfalz kommen Geschichtsfans wie Genießer auf ihre Kosten.

Fast alle Wege führen in die Pfalz, egal ob mit dem Auto oder der Bahn über Karlsruhe, Speyer oder Ludwigshafen nach Annweiler, Maikammer, Kandel und Steinbach. Und fast noch mehr Wege führen hindurch: 2500 Kilometer Freizeit-Radwege, 1500 Kilometer Premium-Wanderwege, dazu Freizeitbahnen wie die Stumpwaldbahn, das Kuckucksbähnel oder der Bundenthaler und zudem noch ein regionales Bus-und Bahn-Netz und Spezial-Fahrzeuge wie Draisinen und Boote. Vieles davon ist gratis oder vergünstigt mit der Gästekarte Pfalzcard, die jeder Übernachtungsgast bekommt.

 

Burg Trifels in der Pfalz

Schon von Weitem sieht man die Burg Trifels und von dort aus weit hinaus über den Pfälzerwald fast bis zum Rhein. Die großartige Lage auf einem dreifach gespaltenen Buntsandsteinfelsen hat Vorteile. „Die Burgherren sahen früh, wer sich näherte und Besucher sahen schon eine Tagesreise vor Ankunft dieses Machtsymbol“, so Burgführer Thomas Hofmann. Kleiner Nachteil für heutige Gäste: Es geht ganz schön steil hinauf, bis man neben dem mächtigen Brunnenturm die Anlage betritt.

Eine kurze Geschichte der Burg geht so: Um das 10. Jahrhundert als Fliehburg, also zum Schutz, gebaut. In der Stauferzeit von Barbarossa prächtig ausgebaut mit rotem Sandstein aus der Nachbarschaft. Im 15. Jahrhundert aufgegeben, geplündert, als Steinbruch genutzt. Im Dritten Reich als Reichsehrenmal wieder aufgebaut. Heute: ein sehenswerter Mix aus einem Jahrtausend Geschichte, sinnvoll aufbereitet und professionell präsentiert.

Pfälzer Saumagen und Weinschorle

Saumagen und Rieslingschorle als Weltkulturerbe? Nicht ganz, aber fast: Die Hüttenkultur des Pfälzerwald-Vereins steht seit 2021 auf der Liste des immateriellen Unesco-Kulturerbes. Rund 120 Hütten laden Wanderer am Wochenende und mittwochs (gerüchteweise, weil da die städtischen Ämter geschlossen haben) zur Rast. Gastfreundschaft und Geselligkeit gehören zum Konzept – auch bei Maximilian Jung, der nach Stationen in internationalen Nobelrestaurants jetzt die Klettererhütte am Asselstein bewirtschaftet. Weinschorle trinkt man in der Pfalz übrigens nicht als Viertele, sondern in Halbliterläsern!

Mit Lamas durch die Pfalz

Dass Lamas spucken, ist ein Gerücht. Ute Brahats Pfalzlamas jedenfalls haben es nicht getan. Dafür sind sie brav mit ihren Gästen gewandert, meistens jedenfalls. Nur an besonders leckeren Grünstationen, womöglich noch mit Beeren, ist ein Lama halt auch nur ein Mensch.

Ich glaub, mich knutscht ein Lama Foto: Pfalz-Touristik/Dominik Ketz

„Ein Lama läuft, um zu fressen“, stellt die Lama-Chefin klar. Dass man beim Wandern mit Lamas sehr viel über seine eigenen Führungsqualitäten erfahren kann (was in entsprechenden Kursen auch praktiziert wird), glaubt man spätestens nach der Wanderung mit der Schar wolliger, drolliger Tiere, die übrigens wegen der hiesigen Temperaturen einen Sommer-Fellschnitt tragen.

Kletterwald in der Pfalz

Die Geräuschkulisse ist interessant. Hier ein luftiges Ssssssssst, dort ein hölzernes Knarzen, da ein metallisches Klicken. Und zwischendurch Juchzer, Schreckensrufe, Begeisterungsschreie und erleichtertes Lachen. Erst, wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man, dass dieser herrliche Auwald im Oberrheingraben voll „möbliert“ und voller Leben ist. Hier entstand 2005 einer der größten Kletterwälder der Republik mit 24 Parcours für Menschen von 3 bis über 80 Jahren. Gründlich geschult und ausgerüstet mit Klettergurt, Seilen und Karabinern geht es zunächst in einen Übungsparcours, in dem man knapp über dem Boden auf wackeligen Planken balanciert und mit einer kleinen Zipline endet.

Mutige springen aus 20 Metern am Gummiseil

Das Ganze lässt sich steigern bis hoch in die Baumwipfel, wer kann und mag, springt aus 20 Metern am Gummiseil herab oder fährt mit dem Fahrrad über ein Drahtseil zwischen den Wipfeln herum oder krallt sich spinnengleich durch ein senkrechtes Netz. Natürlich immer gesichert – und zwar idiotensicher durch Klicksystem, das sich auch von Supereiligen nicht austricksen lässt. Dafür listet die Statistik von Geschäftsführer Patrick Raak auch nur kleine Blessuren wie Schürfwunden oder Prellungen auf, aber keine schweren Unfälle oder gar Abstürze. Und die meisten Rettungseinsätze durch die Guides aus den Baumkronen sind einem dringenden Bedürfnis oder nachlassenden Kräften geschuldet. www.funforest.de

Ritterhof und Baumchalet in der Pfalz

Burgen und Wein prägen die Pfalz gleichermaßen. Passend dazu speist man stilvoll im Ritterhof zur Rose – begleitet von ausgesuchten Pfälzer Weinen – und übernachtet dann beispielsweise in einem Baumchalet des Jugendstilhotels Trifels. Natürlich mit Blick vom Bett zur berühmten Burg.

Wem das Thema Wein wichtiger ist als die alten Burgen, der quartiert sich im Hotel Residenz Immenhof im reizenden Weinörtchen Maikammer ein und lässt sich die Weinprobe im Hotel servieren. Da sind die Wege ins Bett kurz und nicht führerscheingefährdend.


Keltendorf in der Pfalz

Vom Aussichtsturm im Keltendorf sieht man auf dessen Namensgeber, den Donnersberg. „Dort siedelten 130 bis 70 vor Christi rund 5000 Kelten“, erzählt Andrea Erking, Gästeführerin im Keltendorf. Eine Vorstellung, wie sie damals lebten und arbeiteten, bekommt man im 2004 erbauten Keltendorf in Steinbach. In den entsprechenden Techniken erbaut, befestigt und verputzt, zeigen die einzelnen Häuser, wie gekocht, geschlafen und gewerkt wurde.

Das dürfen Gäste ausprobieren bei Workshops wie Bogenschießen mit selbstgeschnitzten Pfeilen und anschließendem Keltenmahl mit Honigwein und Gemüseeintopf. Vom Keltendorf in Steinbach zum einstigen Oppidum auf dem Donnersberg führt der Keltische Skulpturenweg – Geschichte zum Erwandern, www.donnersberg-touristik.de