In Stuttgart lässt die Stadt reichlich Autos pfänden – wenn notorische Schuldner nicht zahlen. Foto: Horst Schmidt - stock.adobe.com

Die Schulden bei der Stadt nicht bezahlt, Steuerforderungen nicht beglichen, Strafzettel notorisch nicht bezahlt? Jedes Jahr verschwinden bis zu 150 Autos in Stuttgart – in die behördliche Obhut der Stadt.

Stuttgart - Nicht immer ist es ein Autodieb oder ein Abschlepper: Jedes Jahr verschwinden bis zu 150 Autos in Stuttgart – jedoch in die behördliche Obhut der Stadt. Der Kämmerer könnte fast zum Gebrauchtwagenhändler werden: Denn die Fahrzeuge werden zum Faustpfand für nicht bezahlte Forderungen, Schulden oder Steuern ihrer Besitzer.

Dabei gehen die Gerichtsvollzieher in Stuttgart noch vergleichsweise klassisch bei der Beschlagnahme vor: mit dem Kuckuck, einem aufgeklebtem Pfandsiegel. „Parallel entscheidet ein Vollstreckungsbeamter an Ort und Stelle, ob das Fahrzeug weggenommen und abgeschleppt wird oder nur die Kennzeichen entfernt werden“, sagt Ann-Kathrin Gehrung von der städtischen Pressestelle. Damit bleibt Stuttgart bei seiner Linie – und verzichtet weiter auf den Einsatz von Parkkrallen oder sogenannten Ventilwächtern.

Der einzige Gebrauchtwagenhändler, bei dem man sein eigenes Auto kaufen kann

Die Deflatoren werden bereits seit Jahren vereinzelt im Bundesgebiet eingesetzt – und sollen nun auch bei der Stadt Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) zum Einsatz kommen. Bei dieser Methode wird das Ventil des Autoreifens mit einer behördlichen Plombe versehen. Eine Wegfahrsperre, die dem Wagenbesitzer die Beschlagnahmung signalisiert. Fährt der Schuldner trotzdem los, wird der Reifen platt. „Ein allerletztes Mittel“, sagt Tobias Kaiser, Leiter des Finanzverwaltungsamts in Leinfelden-Echterdingen. Automobilclubs wie ADAC oder ACE verweisen dagegen auf mögliche Unfallgefahren und sehen Ventilwächter kritisch.

Die Stadt Stuttgart fährt ebenfalls auf dieser Linie. „Bei der Handhabung solcher Vorrichtungen gibt es hohe Risiken“, formuliert es Stadtsprecherin Gehrung. Da lässt man im Zweifel doch lieber gleich abschleppen. Dumm für den Schuldner, weil er nicht nur die Forderungen samt Pfändungskosten begleichen muss – sondern auch die Abstellgebühren für das Auto. Die Stadt ist schließlich der einzige Gebrauchtwagenhändler, bei dem man sein eigenes Auto kaufen kann.