Domenik Russ, Pfarrer Heiko Merkelbach, Tobias Strohmaier und Kilian Krause. Foto: Kratz

Die Gruppe der Möhringer Rover war im Sommer in Vietnam und hat in Cao Bang eine Versammlungshalle saniert. Nach anfänglicher Skepsis wurden die „weißen Männer mit den langen Nasen“ von den Einheimischen gut aufgenommen.

Möhringen - Heiko Merkelbach könnte mittlerweile schon fast selbst ein Haus bauen. „Aber ich habe keine Zeit dafür“, sagt der katholische Pfarrer und lacht. Doch einmal im Jahr greift er für rund vier Wochen von morgens bis abends zu Hammer, Pinsel und anderen Werkzeugen. Denn jeden Sommer ist er mit der Rover-Gruppe der Pfadfinder von St. Hedwig irgendwo in der Welt unterwegs, um Gutes zu tun.

In diesem Jahr waren sie in Cao Bang im Norden Vietnams. Dort brachten sie den Gemeinschaftsraum des Social Centers auf Vordermann. Genau genommen bauten sie ihn fast von Grund auf neu. „Das Dach musste neu gedeckt und die Wände neu verputzt werden. Außerdem haben wir alle Fliesen rausgehauen und neu gemacht“, sagt Kilian Krause. „Die Halle ist rund 25 Jahre alt. Wegen des feuchten Klimas in Vietnam waren die Wände feucht geworden. An vielen Stellen bröckelte der Putz bereits ab“, ergänzt Merkelbach. Die Sanierung sei schlichtweg notwendig gewesen.

Der Kontakt zu dem Social Center entstand dank eines Gemeindemitglieds. Dieses ist als Ingenieur für ein mittelständiges Unternehmen häufiger in Asien unterwegs. In der Einrichtung in Cao Bang wohnen rund 120 Waisenkinder. Zudem sind in dem Social Center aber auch rund 20 Senioren zu Hause. Der große Gemeinschaftsraum wird unter anderem für Versammlungen und Feste genutzt.

Schon der Weg zum Ziel war ein Abenteuer

Die Möhringer Pfadfinder waren mit zehn Mann vor Ort. Für alle war es das erste Mal, dass sie nach Vietnam reisten. Dementsprechend groß war der Kulturschock. Allein die Fahrt vom Flughafen nach Cao Bang war ein Abenteuer. Für die nur knapp 200 Kilometer lange Strecke brauchten die jungen Männer viele Stunden. Sie hatten einen kleinen Bus inklusive Chauffeur gemietet. Denn um sich in Südostasien selbst hinters Steuer zu setzen, sind selbst die Möhringer Pfadfinder zu feige.

Und das aus gutem Grund. Denn dort gibt es keine Autostraßen wie in Europa. Autos, Fußgänger, Esel und Wasserbüffel teilen sich die Fahrbahn. „Und ständig wird gehupt“, sagt Domenik Russ. Was dieses nervtötende Konzert bedeuten sollte, konnten die Pfadfinder nicht herausfinden. Verwundert hat die Rover auch die kommunistische Mentalität, die in Vietnam noch immer spürbar ist. „Überall hängen Fahnen, an den Wänden stehen Parolen. Es gibt große Paradestraßen und mehrmals täglich gibt es Lautsprecherdurchsagen“, nennt Tobias Strohmaier einige Beispiele.

Auf der Baustelle verlief alles nach Plan

Doch trotz der allgegenwärtigen Propaganda und trotz der relativen Armut, in der die Menschen in Cao Bang leben, sind die Kinder im Social Center glücklich. Die Möhringer Jugendlichen haben nach getaner Arbeit häufig mit den Mädchen und Jungen Fußball gespielt. Dafür mussten die Pfadfinder aber erst einmal ordentliche Bälle besorgen. Denn bis dato spielten die Kinder mit einem alten Volleyball, der vor jedem Einwurf neu aufgepustet werden musste. „Die Kinder waren unendlich dankbar“, sagt Tobias Strohmaier. Und spätestens von da an war jegliche Skepsis gegenüber den „weißen Männern mit den langen Nasen“ vergessen.

Auf der Baustelle verlief alles nach Plan. Auf die Frage, ob die Rover alles geschafft hätten, was sie sich vorgenommen haben, antwortet Merkelbach mit einem Lachen: „Natürlich, wir sind schließlich Pfadfinder.“ Zupass kam den jungen Männern freilich auch die asiatische Mentalität. Denn in Cao Bang war das Baumaterial vorhanden und wurden Termine eingehalten. Bei ihren Einsätzen auf dem schwarzen Kontinent mit seiner afrikanischen Hakuna-Matata-Mentalität hatten die Rover schon ganz andere Erfahrungen gemacht.

Rover sind das ganze jahr über unterwegs

Zum Konzept der Pfadfinder gehört auch, dass örtliche Handwerker an dem Projekt beteiligt und dafür bezahlt werden. „Wir wollen niemandem die Arbeit wegnehmen“, sagt Merkelbach. Finanziert haben die Rover ihre Reise und die Sanierung der Versammlungshalle aus Spenden, aus städtischen Zuschüssen und aus eigenen Einnahmen. Denn das ganze Jahr über sind sie unterwegs und bieten ihre Arbeitskraft an. Sie helfen beispielsweise im Garten oder bei handwerklichen Arbeiten.