Foto: Horst Rudel

Zehn Jahre war Christof Meyer Pfarrer in der Petruskirche in Gablenberg. Jetzt verabschiedet er sich im Juni nach Andalusien.

Stuttgart-Ost - Der letzte Gottesdienst in der Petruskirche ist geplant, die letzte Predigt vorbereitet, der letzte Arbeitstag ist in Sicht. Für den evangelischen Pfarrer Christof Meyer naht der Abschied von Gablenberg. Nach mehr als zehn Jahren verlässt er die Petruskirche und seine Kirchengemeinde in Richtung Südspanien. Vom Sommer an wird das deutschsprachige Evangelische Pfarramt an der Costa del Sol seine neuer Arbeitgeber sein. „Es tut weh, etwas zu verlassen, aber ich freue mich auch auf die neue Herausforderung“, erzählt Meyer. In seinem Kopf ist er ohnehin schon in Spanien: Die ersten fünf Wochen Sprachkurs sind schon gebucht, der Reiseführer ist gekauft.

Die Stelle dort ist eine sogenannte Tourismuspfarrstelle und keine Gemeinde mit Mitgliedern im traditionellen Sinne. Erreicht werden jährlich im Schnitt 6000 deutschsprachige Menschen. Zwei Kirchen betreut Meyer dort, die aber rund 250 Kilometer voneinander entfernt sind. Die eine liegt östlich von Malaga, die andere in der Nähe von Marbella. „Ich freue mich schon auf den Kontrast zwischen den beiden Gemeinden“, sagt Meyer. Er habe schon immer eine enge Bindung zu Andalusien verspürt. Zehn Jahre lang hat Christof Meyer im Stuttgarter Osten gelebt und mit einem Kollegen die evangelische Petrusgemeinde geteilt. „Die Gemeinde ist mir sehr ans Herz gewachsen“, sagt er. Besonders die Mischung habe ihm gut gefallen. Einerseits die dörflichen Strukturen wie in einem alten Winzerdorf, andererseits das Großstädtische und Multikulturelle.

Als Pfarrer ist Meyer eher unkonventionell

Vor allem war Christof Meyer nicht nur Pfarrer in Gablenberg, sondern hat sich sehr für den Stadtteil engagiert. Lange Zeit war er Mitglied des Bezirksbeirats Ost und setzte sich dort für Kinder, Familien und die örtlichen Vereine ein. „Die Kirche darf sich nicht hinter ihre eigenen Mauern zurückziehen“, ist seine Meinung. Sie müsse in der Öffentlichkeit präsent sein. Nur so könne man auch langfristig Menschen für die Kirche begeistern.

Durch sein außerkirchliches Engagement kennt Meyer viele Menschen im Stadtgebiet. Wenn er auf einer Party eingeladen ist, sprechen ihn viele Menschen an und erzählen ihm ihre Geschichte. „Damit kann ich auch immer wieder das Vorurteil abbauen, dass die Amtskirche und religiöses Leben nichts mehr miteinander zu tun hätten“, erzählt Meyer.

Als Pfarrer ist Meyer eher unkonventionell: Neben seinem kommunalpolitischen Engagement hat er sich mit der Waldorfpädagogik beschäftigt und auf der Uhlandshöhe Religion unterrichtet. In seiner Kirche hat er sich um alternative Methoden für seine Gottesdienste bemüht. „Einmal habe ich allen angeboten, dass sie ihre Haustiere mitbringen dürfen“, erinnert er sich. Für junge Leute hat er das Konzept „Klangwelten in Petrus“ entwickelt, während des Gottesdienstes wurden unterschiedliche Musikstile gespielt.

Es heißt für Meyer, doppelt Abschied zu nehmen

Überhaupt ist die Musik ein wichtiger Teil in seinem Leben: Im Alter von 30 Jahren hat er begonnen, Saxofon zu spielen und gemeinsam mit Kollegen aus seiner Vikarsausbildung die Band „Ecclesijazz“ gegründet. Nebenbei spielt er in einem Jazz-Quartett und war eine Zeit lang Mitglied in der Big Band des Musikvereins Gablenberg.

Nicht nur seine Arbeit als Pfarrer lässt er zurück, sondern auch ein Projekt bei der Stuttgarter Jugendkirche. Dort hatte er gemeinsam mit der Jugendpfarrerin Petra Dais einen Internetaustausch für Jugendlichen mit psychischen Problemen ins Leben gerufen. „Dafür haben wir Jugendliche zum Berater geschult, die per E-Mail anderen Jugendlichen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen“, erklärt der Pfarrer. Deshalb heißt es für ihn, doppelt Abschied zu nehmen. Aber nach zehn Jahren sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen. „Ich folge der Religion der Liebe, wohin auch immer ihre Karawane zieht“, lautet dabei seine Devise.