Ronald Pofalla eröffnet den Peterburger Dialog. Er warnt vor zu hohen Erwartungen an die Veranstaltung, zu groß seinen die Differenzen zwischen Deutschland und Russland. Foto: dpa

Der Petersburger Dialog hat noch immer viele Fehler. Aber er ist eine wichtige Plattform, kommentiert unser Politik-Redakteur Knut Krohn.

Stuttgart - Der Petersburger Dialog war im Grunde tot. Im Laufe der Jahre war er zu einer Folkloreveranstaltung zwischen Deutschland und Russland verkommen. Brisante Themen wurden tunlichst ausgeschwiegen oder bis zur Unkenntlichkeit verklausuliert diskutiert. Diese Konfliktscheu kam vor allem der russischen Seite entgegen, denn dort bestand allenfalls in der Anfangsphase das Interesse, die kritischen Stimmen im eigenen Land zu Wort kommen zu lassen. Die Deutschen haben das über Jahre akzeptiert.

Reformen auf deutscher Seite

Dann kam der Neuanfang. So bitter es klingt: Die Irritationen nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine haben dem Petersburger Dialog offensichtlich gut getan. Zumindest auf deutscher Seite wurde das Format grundsätzlich reformiert. Der exklusive Club wurde ziemlich umgekrempelt und von deutscher Seite um eine ganze Reihe von russlanderfahrenen und unabhängigen Nichtregierungsorganisationen erweitert. Doch in diesem Jahr zeigt sich, dass diese Reformen nicht genügen. Zudem stellt sich die Frage, was es bringt, sich mit russischen Gesprächspartnern an einen Tisch zu setzen, die nicht gewillt sind, die wirklich brennenden Fragen offen zu diskutieren. Aber Ronald Pofalla, Chef des Petersburger Dialogs, hat recht. Es ist besser, sich über unterschiedliche Positionen zu streiten, als gar nicht zu reden.